Zwei Festnahmen nach lebensgefährlicher Messerattacke am Bielefelder Rathaus

Bielefeld. Der Schock über die fast tödliche Messerattacke auf einen 21-jährigen Bielefelder am späten Samstagabend, 17. August, in einem Durchgang des Neuen Rathauses ist auch Anfang der Woche in der Bielefelder Innenstadt noch spürbar. Hätten Gäste einer Feier des benachbarten &bdquo;Café Nio“ nicht sofort Rettung und Polizei gerufen, hätte der junge Mann an Ort und Stelle verbluten können. Das bestätigten später die Ärzte im Krankenhaus, die dem Verletzten per Not-OP das Leben retten konnten. Update, 17:55 Uhr: Wie die Polizei am späten Montagnachmittag mitteilt, konnte die Mordkommission durch intensive Ermittlungen zwei dringend tatverdächtige junge Bielefelder (beide 20 Jahre alt) festnehmen. Einer von ihnen war bereits am Sonntag &bdquo;im Zuge der Ermittlungen in den Fokus der Mordkommission Doppel geraten“, heißt es in einer Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Wichtige Zeugenhinweise hatten die Ermittlungsergebnisse schnell untermauert und damit erste verdeckte Ermittlungen möglich gemacht. Wie Polizeisprecher Fabian Rickel mitteilte, konnte der Tatverdächtige mit deutscher Staatsbürgerschaft am Sonntag schon festgenommen werden. Er sei bereits polizeibekannt. Im Laufe des Montags klickten dann ein zweites Mal die Handschellen, diesmal bei einem Bielefelder mit deutsch-serbisch-montenegrinischer Doppel-Staatsbürgerschaft. U-Haft für den ersten tatverdächtigen Bielefelder Gegen den ersten Festgenommenen wurde bereits ein Haftbefehl wegen versuchten Totschlags ausgesprochen. Eine gleichlautende Vorführung des Komplizen ist für Dienstag geplant. Das heißt, man kann noch nicht mit Sicherheit sagen, wer von den beiden zugestochen haben soll. Obwohl die Ermittlungen der &bdquo;Mordkommission Doppel“ damit schon erfreulich weit fortgeschritten sind, bleiben trotzdem naturgemäß noch einige Fragen offen, die nun Bestandteil der weiteren Ermittlungen sind. Die Lokalredaktion versucht, die bisher bekannten Ermittlungsergebnisse zu bewerten und ordnet eine nächtliche Festnahme in der Tatnacht ein. Die Täter des Angriffs am Bielefelder Rathaus Laut Zeugenaussagen hatten die Angreifer den 21-Jährigen gegen 23.40 Uhr im Durchgang des Neuen Rathauses zunächst angesprochen und dann angegriffen. Zunächst gingen Zeugen von einer Prügelei aus, aber die Rettungskräfte entdeckten bei dem Opfer später neben den offenen Verletzungen am Arm noch Stichverletzungen in Brust und Bauch des 21-Jährigen. Wie sich kurz danach herausstellte, waren zumindest diese Stichverletzungen akut lebensbedrohlich. Die beiden jungen Angreifer flüchteten schließlich mit der Umhängetasche des Opfers. Die Kripo geht davon aus, dass es sich nicht um einen klassischen Raubüberfall unbekannter Täter handelte. Vieles deutet darauf hin, dass sich das Opfer und die Täter vor der Tat kannten, heißt es von der Mordkommission. Die jungen Männer entkamen unerkannt. Die Tatwaffe – Mordermittler berichtet Die Mordermittler gehen von einem Messer als Tatwaffe aus. Ob am Tatort oder bei der Spurensicherung am Jahnplatz ein dazu passendes Messer sichergestellt werden konnte, wollte Polizeisprecher Fabian Rickel aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Wie berichtet, hatte am Sonntagvormittag die Spurensicherung ja noch den Jahnplatz in Augenschein genommen. Dort hatte es kurz nach 1 Uhr einen Vorfall gegeben, der mit der Tat am Rathaus im Zusammenhang stehen könnte. Festnahme nach Tat am Jahnplatz Kurz nach 1 Uhr wurde eine junge Frau am Jahnplatz von zwei Männern angesprochen und um Hilfe gebeten. Dem Vernehmen nach soll einer der Männer verletzt gewesen sein. Ob er auch ein Messer in der Hand hielt, wollte die Polizei bisher nicht beantworten. Nach Angaben der jungen Frau raubten ihr die Männer das für den Notruf zur Verfügung gestellte Smartphone und flüchteten damit. Die Kripo geht von einer Tatzeit zwischen 1.05 und 1.10 Uhr aus. Die Bestohlene ortete ihr Handy kurzerhand und meldete der Polizei daraufhin den Aufenthaltsort ihres Eigentums an der Ravensberger Straße. Wie Polizeisprecher Rickel bestätigte, nahmen Streifenbeamte dort kurz darauf vier Männer in Gewahrsam, die das Handy noch bei sich hatten. Sie kamen über Nacht in Polizeizellen, wurden laut Rickel aber am Sonntagmittag alle vier wieder entlassen. Offenbar wurde nach der ersten Prüfung der Ermittler keinem der Festgenommenen ein Tatverdacht in Richtung Tötungsdelikt vorgeworfen. Trotzdem prüft die &bdquo;MK Doppel“ derzeit, ob ein Zusammenhang zwischen der Messertat am Rathaus und den Handydieben besteht, sagte Rickel. Die Blutspur am Jahnplatz Tatsächlich fanden sich vor Ort an einer Wartebank am Jahnplatz (auf der McDonalds-Seite) Blutspuren, die nach Angaben der ermittelnden Staatsanwältin Beatrice Schäfers, nicht vom Opfer der Messertat am Rathaus stammen dürften. &bdquo;Wir gehen nicht davon aus, dass es sich bei der Blutspur um das Blut des Opfers handelt. Es ist derzeit unklar, von wem das Blut stammt.“ Sie sagt weiter, dass es möglich erscheine, dass das Blut von einem der Täter stamme. Demnach könnte sich einer der Angreifer bei dem Handgemenge mit dem 21-Jährigen selbst verletzt und dann die Flucht in Richtung Jahnplatz ergriffen haben. Wie sich inzwischen bestätigte, ist tatsächlich einer der nun festgenommenen Tatverdächtigen verletzt worden. Deshalb hat die Spurensicherung sich am Sonntag so ausführlich mit diesen Blutspuren beschäftigt. Die Analyse des Blutes könnte im Idealfall einen der Tatverdächtigen überführen helfen. Wie berichtet, fand sich reichlich Blut zwischen Körnerstraße und Jahnplatz. An der Apotheke am Jahnplatz muss der Verletzte eine gewisse Zeit lang ausgeharrt haben. Vor der Tür ist eine größere Ansammlung von Blutstropfen zu sehen. Die Apotheke hatte allerdings in dieser Nacht keinen Notdienst. Um die Blutspuren am Jahnplatz vor dem Regen zu schützen, baute das THW sogar Zelte über der hölzernen Wartebank und einem Mülleimer auf, der in der Nähe steht. Das Opfer ist polizeibekannt Der 21-jährige Bielefelder ist über den Berg. Nach der gelungenen Not-OP stabilisierte sich der Zustand des jungen Mannes. Zeugen, die noch mit dem Opfer sprechen konnten, berichteten später, dass der 21-Jährige jede Hilfe und vor allem die Verständigung der Polizei ablehnte. Zu seinem Glück war beides bereits passiert und die Rettung rechtzeitig vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt war der Mann nicht mehr ansprechbar. Seine abwehrende Reaktion könnte einem Schock geschuldet sein. Nicht selten verweigern Menschen in solchen Extremsituationen Hilfe ab. Allerdings könnte seine Ablehnung auch damit zu tun haben, dass auch er bereits mit der Polizei zu tun hatte. Polizeisprecher Fabian Rickel bestätigt, dass der 21-Jährige den Behörden bereits bekannt ist. Warum er in der Vergangenheit mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, wollte er allerdings nicht sagen. Mordkommission Doppel ermittelt Die &bdquo;Mordkommission Doppel“, benannt nach dem doppelten Angriff auf den 21-Jährigen, ermittelt seit der Nacht auf Sonntag wegen eines versuchten Tötungsdeliktes. Der Täter, der das Messer geführt hat, dürfte den Tod seines Gegenübers mit seinem Angriff zumindest billigend in Kauf genommen haben. Nicht zum ersten Mal stellen sich blutige Messerattacken in der Bielefelder Innenstadt als Auseinandersetzungen zwischen Drogendealern heraus. Vor allem an der sogenannten Tüte in Bahnhofsnähe gehören Messerstechereien und Beschlagnahmungen solcher Messer in der Szene inzwischen zum polizeilichen Alltag. Aber auch am Kesselbrink hatten Messerattacken in den vergangenen Jahren für Aufsehen gesorgt. In welchem Zusammenhang die aktuelle Bluttat steht, ist noch völlig unklar. Die Mordkommission ermittelt laut Staatsanwältin Schäfers auch am Montag weiterhin auf Hochtouren. Die Mordkommission freut sich weiterhin über Zeugenhinweise unter Tel. 0521 5450.

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