Dem Bielefelder Tierheim gehen die Mitarbeiter aus – was das bedeutet

Bielefeld. Was in vielen sozialen Bereichen inzwischen schon zum Alltag gehört, das hat nun auch den Tierschutz erwischt: Bundesweit suchen die Tierheime händeringend nach qualifizierten Tierpflegern – der Arbeitsmarkt ist leer gefegt. Auch in Bielefeld herrscht akute Personalnot, selbst Bufdi-Stellen können nicht mehr besetzt werden. Besonders betroffen ist das Hundehaus. Aus gutem Grund. Vor kurzem war es am Freitag und Samstag mal wieder so weit: Das Tierheim blieb geschlossen, außerplanmäßig. Urlaubszeit und hoher Krankenstand bildeten eine unselige Allianz. Dabei sind die Türen der Einrichtung in Sennestadt schon zu &bdquo;normalen Zeiten“ nur noch an vier Tagen in der Woche offen – und das, zeitlich beschränkt, von 15 bis 17 bzw. samstags bis 18 Uhr. &bdquo;Wir haben ohnehin eine enge Personaldecke“, sagt Tierheimleiterin Jutta Schaper. &bdquo;Wenn jemand krank wird, dann wird’s natürlich eng.“ Daran, so die Leiterin, werde sich &bdquo;zurzeit und auf Sicht“ nichts ändern. Für die offenen Stellen im Hundetrakt gab’s nur ein paar Bewerbungen. Die hätten allesamt nicht den hohen Anforderungen entsprochen. Düster sieht es auch bei den Bufdis, den (oft jungen) Menschen im Bundesfreiwilligendienst aus, den es seit 2011 gibt. &bdquo;Wir haben sonst vier bis sechs Bufdis, und jetzt hätten wir gern wieder mindestens vier.“ Doch bislang gebe es nur einen Bewerber, der zum 1. August anfange. &bdquo;Das ist erschreckend wenig.“ Zwei von sechs Stellen seit Frühjahr offen Schon seit dem Frühjahr sind im Hundehaus zwei der sechs Vollzeitstellen nicht besetzt. Gemeldet habe sich auf die Ausschreibung etwa eine Tierpflegerin für Zootiere, erzählt Schaper: zweifellos gut ausgebildet, doch fürs Bielefelder Hundequartier, wo derzeit rund 25 Vierbeiner logieren, werden ganz andere Voraussetzungen benötigt. &bdquo;Wir sitzen voll mit Hunden, die Probleme mit sich bringen“, sagt die Heimleiterin. &bdquo;Wir brauchen jemanden, der sie wenigstens ein bisschen lesen kann und der keine Angst hat – wenn man da reingeht, merken die das sofort.“ Damit die vier verbliebenen Fachkräfte das Arbeitspensum überhaupt schafften, werde der Bestand an Hunden möglichst gering gehalten. &bdquo;Wir müssen den Tieren ja auch gerecht werden.“ Von den Bewerbern wird unter anderem eine abgeschlossene Ausbildung zum Tierpfleger oder Hundetrainer, Erfahrung im Umgang mit verhaltensauffälligen Hunden und dem Zusammenstellen von Hundegruppe sowie ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Empathie gewünscht. &bdquo;Der Job ist auch mit viel körperlicher Arbeit verbunden“, sagt Schaper. Dazu kommen eine 40-Stunden-Woche und Wochenenddienste. &bdquo;Da ist es nicht einfach, jemanden zu finden.“ Den anderen Tierheimen deutschlandweit gehe es nicht besser. &bdquo;Tierpflege ist mittlerweile ein Arbeitnehmer- und kein Arbeitgebermarkt.“ Und das Tierheim sei für viele offenbar nicht mehr attraktiv genug. Katzen sind zu 99 Prozent Fundtiere Im Katzen- und Kleintierhaus sieht es (noch) einigermaßen gut aus. Um die Minitiger etwa kümmern sich 14 Mitarbeitende, allerdings sind fünf geringfügig beschäftigt, weitere arbeiten nur in Teilzeit – und die Zahl ihrer Schützlinge liegt bei rund 160. &bdquo;Zu 99 Prozent Fundtiere“, sagt Schaper, und: &bdquo;Der hohe Bestand ist schon fast der Standard, auch wenn wir gut vermitteln.“ Am Freitag muss das Tierheim mit einer weiteren großen Lücke fertigwerden: Barbara Snelting, die nach 38 Jahren als Leiterin 2018 &bdquo;in zweiter Reihe“ dabeiblieb, hat dann ihren letzten Arbeitstag. &bdquo;Sie bleibt uns nur noch stundenweise erhalten“, sagt Schaper. Weiterer Verlust im Tierheim Bielefeld Zum Jahresende droht im Tierheim an der Kampstraße zudem ein deutlicher finanzieller Verlust. &bdquo;Bis dahin wird die Stadt den Fundtiervertrag ausschreiben“, erklärt Schaper. &bdquo;Wir werden natürlich ein Angebot abgeben.“ Wenn das Tierheim den Zuschlag nicht bekäme, bedeute das einiges an Einschränkungen und Umorganisation. Aber, so meinte der Vorsitzende des Tierschutzvereins, Helmut Tiekötter, unlängst kurz und knapp: &bdquo;Wir bieten unsere Dienstleistung an. Und die kostet eben.“

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