Bielefeld. Der Tierpark Olderdissen freut sich über Nachwuchs bei den Hochgebirgs-Arten: Ein junger Steinbock und drei Alpengämsen sind die jüngsten Bewohner auf den Felsblöcken. „Der Teutoburger Wald wird wohl ehrenhalber zum Hochgebirge befördert werden müssen“, sagt Tierparkleiter Benjamin Ibler scherzhaft. „Denn offensichtlich fühlen sich hier auch unsere Hochgebirgsbewohner sehr wohl!“
Dabei hat der Tierpark eine besonders langjährige Tradition bei zwei besonderen Hochgebirgs-Arten, die sich zwar den gleichen Lebensraum teilen, aber in der Obhut von Menschen nicht zusammengehalten werden können.
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Die Alpensteinböcke (Capra ibex ibex) sind bereits seit 1962 im Tierpark Olderdissen beheimatet. Damals wurde der erste Steinbockfelsen gestaltet – zu dieser Zeit der einzige zwischen Ruhrgebiet und Hannover – und war dementsprechend eine große Attraktion für Bielefeld.
Künstliches Gebirge für Steinböcke in Olderdissen
Grundsätzlich sind Steinböcke Bewohner des Hochgebirges und besiedeln hier besonders gerne steile Südosthänge. Das künstliche Gebirge im Tierpark ist sehr wichtig, damit sich die Tiere ihre scharfkantigen Hufe oder Schalen an den harten Steinen abnutzen können. Von diesen rutscht auch im Winter der Schnee ab, sodass die kargen Pflanzen darunter als Winternahrung dienen können.
Der Steinbock wurde durch die Menschheit fast ausgerottet. Nur ein kleiner Bestand überlebte im Nationalpark Gran Paradiso in Italien. Ausgehend von dort konnte er sich im vergangenen Jahrhundert wieder ausbreiten. Auch in Bielefeld werden regelmäßig Kitze geboren und großgezogen, aber dennoch ist es immer wieder etwas Besonderes. Das diesjährige Jungtier ist ein Bock.
Gämsen in Klettergehege im Tierpark Olderdissen
Bei den Gämsen (Rupicapra rupicapra), die gleich neben den Steinböcken beheimatet sind, gibt es außerhalb der Alpen nur einige wenige Populationen in Mittelgebirgen wie etwa dem Elbsandsteingebirge bei Dresden oder in Mittelfranken nahe Nürnberg. In den Alpen leben nicht alle Gämsen ganzjährig oberhalb der Waldgrenze.
Vielmehr nutzen sie die Hochlagen im Sommer und ziehen im Winter runter in die tieferen Lagen. Im Sommer besteht die Nahrung aus den Gräsern und Kräutern der Bergmatten, im Winter geht der Nahrungsbedarf zurück und es werden auch alle trockenen Pflanzen genommen, die sich finden lassen. Dann kommt es aber manchmal auch zu Strauchverbiss.
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Die Gämsen sind dem Leben in Höhen sehr gut angepasst und verfügen über ein großes voluminöses Herz und sehr viele rote Blutkörperchen im Blut, damit jedes Gewebe bei der dünnen Gebirgsluft und großer körperlicher Leistung dennoch gut mit Sauerstoff versorgt werden kann.
Gämsen bekommen ein Klettergehege in Olderdissen
Die Hörner der Gämsen heißen Krucken oder Krickel, was den seltenen Namen „Krickelwild“ eingebracht hat. Passend zum Lebensraum ist auch das Gehege in Olderdissen als Klettergehege gestaltet.
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Weibchen und Jungtiere bilden das ganze Jahr über Gruppen, während die älteren Böcke allein leben oder von schwächeren Böcken begleitet werden. Regelmäßig werden auch Gämsen im Tierpark Olderdissen geboren. 2024 sind es sogar drei, wobei die drei Geschlechter noch nicht sicher bekannt sind. Der Tierpark hofft auf ein gutes Aufwachsen der drei Nachkommen.