„Großes Abenteuer“: Star-Architekt bekommt Zuschlag für den Umbau der Bielefelder Kunsthalle

Bielefeld. &bdquo;Eigentlich wollen wir gar keine Neubauten mehr machen“, ließ der gebürtige Kanadier und Architekt Adam Caruso jüngst die österreichische Tageszeitung &bdquo;Der Standard“ wissen. Caruso und sein Partner Peter St John betreiben Büros in London und Zürich. Sie gelten als Stars der Branche und arbeiten am liebsten mit &bdquo;Vorgefundenem“. Auch in Bielefeld hat Caruso etwas ganz Besonderes &bdquo;vorgefunden“: die 1968 nach den Plänen des amerikanischen Architekten Philip Johnson (1906-2005) erbaute Kunsthalle. Sie ist Johnsons einziger Museumsbau in Europa, &bdquo;ein bedeutsames historisches Denkmal und ein identitätsstiftendes Wahrzeichen von Bielefeld“, wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt. Aber &bdquo;der einzigartige Ort“ (Oberbürgermeister Pit Clausen) ist in die Jahre gekommen, dringend sanierungsbedürftig. Das international renommierte Büro &bdquo;Caruso St John Architects“ hat jetzt den Auftrag zur Generalsanierung und Erweiterung erhalten, ausgewählt aus ursprünglich 25 Interessenten. Caruso will die Kunsthalle fit machen fürs 21. Jahrhundert Caruso spricht am Montag bei seiner Vorstellung im Café der Kunsthalle von einem &bdquo;großen Abenteuer“, das er jetzt angehen wolle: die Kunsthalle zu einem Gebäude des 21. Jahrhunderts zu machen. Die Herausforderung ist groß. Schließlich geht es nicht nur um die &bdquo;energetische Ertüchtigung“, nicht nur darum, eine neue Klimaanlage oder Elektrotechnik zu installieren. Lesen Sie auch: Neues Café eröffnet in der Bielefelder Kunsthalle Es geht auch um eine &bdquo;Flächenoptimierung“, wie es Christine Harodt, Technische Leiterin des städtischen Immobilienservicebetriebs (ISB), formuliert. Christina Végh, Chefin der Kunsthalle, betont, das Gebäude müsse aus seinem Jahrzehnte währenden Dornröschenschlaf geweckt werden. &bdquo;Es fehlen große Räume“, lässt sie keinen Zweifel daran, dass mit der Sanierung auch eine Erweiterung des einzigartigen Bauwerks verbunden sein müsse. Dass die Kunsthalle dreimal im Jahr schließen müsse, wenn eine neue Ausstellung vorbereitet werde, sei &bdquo;nicht mehr haltbar“. Das Haus atme noch den Geist der 60-er Jahre. &bdquo;Aber die Bedürfnisse haben sich gewandelt.“ Die Kunsthalle müsse auch zu einem Ort der Begegnung, der Bildung und Vermittlung werden. &bdquo;Um den Nutzerbedarf zu schärfen“, war seit Juni 2022 auch die Paratus Group aus New York daran beteiligt, für die Kunsthalle ein neues Nutzungskonzept zu entwickeln. Künftig sollen auch großformatige Kunstformen gezeigt werden können, Installationen, Performance- oder Filmkunst. Dies müsse an einem Ort geschehen, betont Christina Végh und erteilt einer Dependance der Kunsthalle im benachbarten Kunstforum Hermann Stenner eine Absage, die Kulturdezernent Udo Witthaus dann doch wohl nicht ganz so harsch formuliert wissen will. Er verweist diplomatisch auf den weiteren Planungsprozess.Erst mit Verzögerung ab 2027 soll nun mit der Kunsthallen-Sanierung begonnen werden. 2030 könnte sie abgeschlossen sein. In der Übergangszeit will sich die Kunsthalle in der ganzen Stadt mit unterschiedlichen Ausstellungsformaten präsentieren – und auch im Stenner-Forum, aber nur als vorübergehendes Ausweichquartier. Neues Museumsdepot rechtzeitig fertig Zum Baustart 2027 muss auch das Depot des Museums geräumt sein. Das bedeutet, dass bis zu diesem Zeitpunkt auch das neue zentrale Kunstdepot bezogen sein muss, um dort die Werke der Kunsthalle einlagern zu können. Ein Standort in Sennestadt war durchgefallen, aber jetzt ist Oberbürgermeister Pit Clausen guter Hoffnung, ein neues Grundstück gefunden zu haben. Und der Partner für das Projekt, eine Tochterfirma des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), ist zuversichtlich, das Depot, das auch anderen Museen aus der Region zur Verfügung stehen soll, rechtzeitig fertigzustellen. Bleibt die Frage der Finanzierung der Kunsthallen-Sanierung. 40,5 Millionen Euro sollen dafür reichen, hatte der Rat 2022 beschlossen. Angesichts der aktuellen Kostensteigerungen im Baubereich ein kaum noch realistischer Betrag. Dezernent Witthaus berichtet, dass die Stadt gerade Zuschüsse aus dem Programm &bdquo;Kulturinvest“ des Bundes beantragt habe. Und OB Clausen betont: &bdquo;Wir dürfen die Kunsthalle nicht zur Disposition stellen.“

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