Eben noch Bielefelds Rathauschef, jetzt schon in der Galerie der ehemaligen OBs

Bielefeld. Auf einem Ölgemälde wollte sich Pit Clausen, gerade in den Ruhestand verabschiedet, nicht verewigt sehen in der Galerie der früheren Bielefelder Oberbürgermeister. Er entschied sich bewusst für eine Fotografie. Seit Donnerstag ist sie zu sehen im Foyer des Großen Ratsaals im Neuen Rathaus, zusammen mit allen Bildern der Bielefelder Stadtoberhäupter seit 1857. Angefertigt hat das Bild der 1964 in Bielefeld geborene und heute in Köln lebende Fotograf Albrecht Fuchs. Der ist bekannt für seine Porträts von Künstlerinnen und Künstlern. Er setzte bereits Ennio Morricone ins Bild oder den Düsseldorfer Maler und Objektkünstler Günther Uecker. Und nun eben Bielefelds Oberbürgermeister a.D. Pit Clausen. Der steht auf der Fotografie in dunkelblauem Anzug und offenem weißen Hemd im Treppenhaus des Alten Rathauses, schaut würdevoll in die Kamera und lässt doch bei genauer Betrachtung ein leicht schelmisches Lächeln erkennen. Kölner Fotograf setzt Clausen ins Bild &bdquo;Ich zeige die Menschen gerne in der für sie typischen Umgebung“, sagt Albrecht Fuchs über seine Arbeit. Wichtig ist es ihm, im Gespräch einen Zugang zu der zu porträtierenden Person zu finden. Dafür nahmen sich Clausen und Fuchs im Oktober Zeit. Am Ende entstand innerhalb von zwei Stunden das Bild. &bdquo;Ich nutze natürliches Licht, setze auf lange Belichtungszeiten“, erläutert Fuchs. Das Foto wurde auf einem speziellen Papier gedruckt, soll mehrere Jahrzehnte halten. Zur Sicherheit, so Fuchs, lagere im Stadtarchiv ein weiteres Exemplar. Clausens Bild reiht sich nun ein in eine Reihe von 14 Oberbürgermeister-Porträts. Bislang hingen die meisten von ihnen im Nahariya-Raum des Alten Rathauses oder im vorgelagerten Flur. &bdquo;Jetzt sind sie viel präsenter sichtbar“, sagt Clausens Nachfolgerin Christiana Bauer bei der Eröffnung der Galerie. Entstanden sei ein Spiegel der Stadtgeschichte. 170 Jahre kommunaler Verantwortung würden dokumentiert, lobte sie das Konzept der Ehemaligen-Galerie. Es würden Menschen gezeigt, die jeder in seiner Zeit vor teils großen Herausforderungen gestanden hätten. Hintergrund: Erster Arbeitstag von Bielefelds neuer Oberbürgermeisterin: Das steht in ihrem Notizbuch Jochen Rath, Leiter des Stadtarchivs, betont, dass bewusst auch die Oberbürgermeister zu sehen seien, die eine nationalsozialistische Vergangenheit hätten und die bislang nicht öffentlich gezeigt worden seien. Man müsse sich jedoch auch den schwierigen Phasen der Stadtgeschichte stellen. In einer Fotografie zu sehen ist jetzt Fritz Budde, der von 1935 bis zum Kriegsende 1945 amtierte, aber auch die Gemälde späterer Stadtoberhäupter mit NS-Bezug wie Hermann Kohlhase, Oberbürgermeister von 1952 und 1954 und darauf NRW-Landesminister, und Rudolf Nierhoff, von 1961 bis 1963 im Amt. Erstmals gezeigt wird auch ein Porträt von Josef Niestroj, der von den Amerikanern 1945 überraschend als OB eingesetzt worden war. Er ist auf einer Fotografie als Einziger mit Amtskette zu sehen. Auch Niestroj gehörte zunächst der NSDAP an, schied jedoch 1937 wieder aus. Auslöser soll ein Zusammenstoß mit NS-Funktionären gewesen sein. QR-Code und Erklärtexte Zu sämtlichen Porträts der Oberbürgermeister und der ersten Oberbürgermeisterin Angelika Dopheide (1994 bis 1999) gibt es Erklärtexte. Über einen QR-Code auf den Tafeln gelangen Interessierte auch zu vertiefenden Erläuterungen. Die Galerie entstand unter Raths Federführung mit Unterstützung des Historischen Museums, des städtischen Immobilienservicebetriebs und der Kunsthalle. Kunsthallen-Chefin Christina Végh war es auch, die Clausen auf Albrecht Fuchs aufmerksam gemacht hatte. Ein Ausschnitt seiner fotografischen Arbeit war gerade erst bis Ende Oktober in der Bielefelder Kunsthalle zu sehen. Sie nahm ihm auch die Bedenken, nun als Einziger neben nationalsozialistischen Amtsrägern im Foto dargestellt zu werden. Clausen begrüßte die Idee, die Galerie im Rats-Foyer einzurichten. &bdquo;Jeder, der jetzt in den Rat geht, muss jetzt an uns Alten vorbei.“ Das sei wie eine Mahnung: &bdquo;Macht es ordentlich.“ Zum Thema: Verabschiedung von Pit Clausen: Was Bielefelds scheidender Oberbürgermeister seiner Nachfolgerin rät

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