Sorge um vergiftete Schwäne nach Ölkatastrophe in Bielefeld

Bielefeld. In einem dreiviertel Jahr könnten die beiden Schwäne wieder in strahlendem Weiß über den Teich gleiten – wenn sie die kommenden kritischen Monate überleben: So lautet die Perspektive für das mit altem Motoröl verschmierte Schwanenpaar, das der angereiste Tierretter Stefan Bröckling zusammen mit seinem Kompagnon Dustin Tanarilla und engagierten Bielefeldern am vergangenen Freitag aus dem Holzbachteich in Heepen holte. Die vom Verein Wildtiere OWL initiierte Rettungskette führte am Freitag weiter in den Tierpark Olderdissen, wo die beiden Tierpfleger Andrea Günnemann und Markus Hinker bereits auf ihre stark kontaminierten Patienten warteten: Unter anderem ausgerüstet mit vier Flaschen Baby-Shampoo zum Reinigen des angegriffenen Gefieders. &bdquo;Wir haben vieles rausbekommen von der Verunreinigung, die Federn sind viel heller geworden“ berichtet Hinker am Montag aus dem sogenannten Winterhaus. In dem beheizten Quartier sei das Paar vorübergehend untergebracht, ihr Gefieder mittlerweile wieder trocken. Während das Fett aus der körpereigenen Talgdrüse die Federn imprägniert gegen Feuchtigkeit und isoliert gegen Kälte, verursachte das Altöl im Teich das Gegenteil und hätte für die Tiere den Tod bedeutet. Mit zwei Scheiben Brot motivierten sie ihre gestressten und nach dem Wasch-Spül-Marathon ermüdeten Pensions-Gäste langsam wieder zum Fressen – jetzt gebe es das typische Pellets-Futter für Enten und Co. Reise in die Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen &bdquo;So weit geht es ihnen ganz gut“, sagt Hinker, doch wisse niemand, wie giftig der Dreck sei, den die Vögel durch ihre verzweifelten Putzversuche aufgenommen hätten. &bdquo;Wir können noch nicht sagen, ob der Magen-Darm-Trakt geschädigt wurde oder Organe wie Leber und Nieren“, dämpft der Chef-Tierpfleger zu große Hoffnungen trotz des stabilen Eindrucks, den die beiden machen. Lesen Sie auch: Prominenter Tierretter holt Schwäne aus verseuchtem Teich &bdquo;Obwohl es Wildtiere sind, sind sie nicht panisch, sondern ganz ruhig“, beschreibt Hinker ihren Zustand, der ihnen auf der weiteren Reise bestimmt entgegenkommt: Das nächste Etappenziel der beiden heiße Sachsenhagen. &bdquo;Weil wir gegenwärtig keine Kapazitäten mehr haben, bringen wir die Vögel in die Wildtier- und Artenschutzstation bei Hannover – der Transfer gelingt wahrscheinlich noch diese Woche.“ Dort stehen sie weiter unter Beobachtung. &bdquo;Würden wir sie direkt in die Freiheit entlassen, würden Sie bestimmt gleich wieder den Teich ansteuern“, lautet die Vermutung der Profis. Wegen der Ungewissheit möglicher Spätfolgen durch die Kontamination sei der Weg der sicherste für die Vögel. Wobei der Schmutz im Gefieder weiter Rätsel aufgebe: Während der Reinigung seien die Finger der Pfleger nicht verschmiert gewesen, was nicht zur Motoröl passe. Auch hätten die Tiere nicht nach Öl gerochen, sondern nach dem Modder des Teiches. Die chemische Analyse einer verdreckten Feder könne vielleicht Aufschluss geben über die Konsistenz des Drecks. Gelege mit sieben Eiern im Brutkasten Nach dem Sicherstellen der weiteren Öldosen samt Kanister am Freitag gehe die Polizei weiter von Altöl aus als Ursache der Umweltverschmutzung, erklärte Polizeisprecher Michael Kötter am Montag. Die Kontamination des Teiches sei den Ermittlungen zufolge am Dienstag geschehen, am Mittwoch hätten die Beamten bereits eine Ölwanne aus dem Weiher geborgen. Zeugen hätten sich derweil noch keine zu dem Umweltfrevel gemeldet. Wenn sich die Physis der Tiere resistent zeige gegen die Verschmutzung, dann würden sich die Federn allmählich erneuern, erklärt Hinker. Der Prozess der Mauser werde sich über einige Monate hinziehen. Bleibt das Gelege des Schwanenpaares: Trotz einer nur minimalen Chance, dass die Embryos in den schon ausgekühlten Eiern überlebt haben, liegen die sieben Findlinge noch eine Weile im Brutkasten. Die wunderbare Geschichte der Schwanenrettung geht weiter.

Meistgelesen