Schildesche. Die Storchenpopulation in Bielefeld wächst. Nachdem bereits die Nester in Olderdissen, der Johannisbachaue, am Schwarzbach in Dornberg und beim Hof Quakernack wieder belebt sind (die NW berichtete) gibt es auch eine gute Nachricht vom Halhof: Erstmals hat sich dort im März ein Pärchen auf dem alten Futtersilo niedergelassen.
„Die beiden halten eng zusammen und sind ständig im Nest, alles deutet auf eine Brut hin“, sagt Jürgen Albrecht vom NABU. Die Mitarbeiter auf dem Halhof sind begeistert. So konnten sie anfangs einen regelrechten Kampf um das Nest mit dem besonders guten Fernblick beobachten. Dann hat sich das inzwischen auf Rosa und Karl getaufte Pärchen durchgesetzt, und Ruhe ist eingekehrt. Nur mit viel Geduld und an sonnigeren Tagen ist mehr von den beiden zu sehen als eine Schnabelspitze, die über den Nestrand lugt.
Landesweit ist die Storchenpopulation angewachsen. Das liege vor allem an zusätzlich geschaffenen Nistgelegenheiten und einem verbesserten Lebensraum für die Tiere. „Wenn wir landwirtschaftliche Flächen zurückhaltender bewirtschaften und weniger entwässern, bleiben feuchte Wiesen als natürlicher Lebensraum und Nahrungsquelle erhalten“, sagt Albrecht.
Überwintern in Spanien statt Afrika
Es gibt noch einen Grund. Fachleute unterscheiden zwischen West- und Osttieren. Hierzulande leben die Westtiere, die ihren Winterflug westlich um das Mittelmeer antreten. „Während die Störche früher zum Überwintern bis auf den afrikanischen Kontinent geflogen sind, reisen sie heute nur noch bis Spanien“, sagt Albrecht. Die Klimaerwärmung könnte eine Ursache sein. Die Folge sind kürzere Wege für die Tiere, gepaart mit weniger Stress, mehr Winternahrung, einer höheren Überlebensrate und folglich mehr Nachwuchs. „Der Storchenbestand hat sich erholt, die Tiere sind nicht mehr vom Aussterben bedroht“, so Albrecht.
Woher Rosa und Karl kommen, lässt sich bis heute nur vermuten. „Eine Beringung konnte ich bisher nicht erkennen“, sagt Albrecht und tippt ihre Herkunft auf den Kreis Minden-Lübbecke. Zur Rettung der Tiere wurde dort ein Verein gegründet. „Mittels Förderung haben sie viel Grünland aufgekauft und als Lebensraum für die Tiere bereitgestellt – ein sehr erfolgreiches Projekt“, sagt Albrecht.
Die Brutzeit der üblicherweise drei bis fünf Eier beträgt etwa 32 Tage. Dabei wechseln sich die gefiederten Eltern ab. Ist der Nachwuchs geschlüpft, bleiben sie noch etwas zwei Monate im Nest. „Zum Auenfest im Juni wird der beste Zeitpunkt sein sie zu beobachten - dann sollten die Jungtiere schon eine stattliche Größe haben und noch nicht flügge sein“, so Albrecht.