Warum die Grünen auch in Bielefeld an allem schuld sind

Die Auswahl an Gemüse und Obst im Supermarkt um die Ecke war eher bescheiden. Obst war praktisch nicht vorhanden, das wenige vorhandene Gemüse hatte wirklich schon bessere Tage gesehen. An der Kasse gab die Mitarbeiterin freiwillig 30 Prozent Nachlass auf die verschrumpelte Gurke. &bdquo;Entschuldigen Sie bitte, aber die Bauern blockieren mit ihren Treckern unser Auslieferungslager. Deshalb haben wir keine frische Ware bekommen“, erklärte die Kassiererin. &bdquo;Da sind die Grünen dran Schuld“, rief ein Kunde von hinten. Tatsächlich entlädt sich Volkes Zorn derzeit auffällig oft und auffällig grenzüberschreitend an den Grünen. Höhepunkt war sicherlich im Januar, als wütende Bauern Vizekanzler Robert Habeck nach seinem Urlaub in Schlüttsiel in Schleswig-Holstein am Verlassen einer Fähre hinderten. Die Demonstranten hätten in Richtung Habeck gerufen: &bdquo;Komm’ raus du Feigling“. Auf einem Schild sei ein aufgemalter Galgen zu sehen gewesen. Die Fähre mit Habeck und weiteren verängstigten Passagieren an Bord, darunter Kinder, musste wieder ablegen, um nicht erstürmt zu werden. Im Jahr 2023 seien Vertreterinnen und Vertreter der Grünen am häufigsten das Ziel von Angriffen gewesen, berichten die Bielefelder Grünen jetzt in einer Pressemitteilung. Mit Abstand vor den anderen Parteien, auch vor der häufig attackierten AfD, melden die &bdquo;Nürnberger Nachrichten“. Das Bundeskriminalamt habe im vergangenen Jahr 1.219 Angriffe auf Vertreterinnen und Vertreter der Grünen registriert. Auch bei den Angriffen auf Parteieinrichtungen wie Abgeordnetenbüros oder Geschäftsstellen sei die Partei mit 224 registrierten Angriffen in 2023 am häufigsten betroffen gewesen. Schaufensterscheibe mit einem Pflasterstein eingeworfen &bdquo;Hier zeigt sich, dass Hass und Gewalt sich im besonderen Maße auf uns projizieren. So war vor wenigen Tagen auch das Parteibüro in Rheda-Wiedenbrück betroffen, als die Schaufensterscheibe mit einem Pflasterstein eingeworfen wurde. Der Hass und die offenbare Unfähigkeit, sich im demokratischen Rahmen zu äußern, verschlagen mir die Sprache. (...) Wir Grüne scheuen keinen kritischen Dialog! Aber er kann nur gewaltfrei und auf Augenhöhe stattfinden“, kommentiert einer der beiden Bielefelder Grünen-Sprecher Cim Kartal. Alle Nachrichten zu den Bielefelder Grünen gibt es hier Aber warum ist keine Partei aktuell Zielscheibe so viel Unmuts wie die Grünen? Sie stehen sicherlich für das radikalste Programm aller demokratischen Parteien. Sie fordern am entschiedensten, dass wir unser Verhalten ändern müssen, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Das ist unbequem, denn eigentlich wissen wir das alle, doch viele hören es nicht gern. Grüne schaffen es oft nicht, die Leute mitzunehmen Und die Grünen kämpfen dafür oft mit einem moralischen Rigorismus, der etliche vor den Kopf stößt. Auch in Bielefeld setzt die Partei, siehe Verkehrswende, die richtigen Schwerpunkte, schafft es aber oft nicht, die Leute mitzunehmen. Es wäre der Sache sicherlich dienlicher, wenn irgendwo Parkplätze für eine Fahrradstraße wegfallen, den Menschen Alternativen aufzuzeigen, wo sie denn ihr Auto künftig abstellen können, als einfach davon auszugehen, dass es in jeden Lebensentwurf passt, mal eben so auf Bus, Bahn oder Fahrrad umzusteigen. Dann kommen - auch wegen der oft uneinigen Ampel in Berlin - handwerkliche Fehler hinzu. All das ergibt einen Mix, der die Partei derzeit zum Buhmann der Nation macht. Denn die Grünen sind nicht mehr die belächelten Ökospinner, sondern sie regieren in unserer Stadt und in diesem Land mit - und bestimmen damit über unser Leben. Das müssen auch politisch anders denkende Mitbürgerinnen und Mitbürger akzeptieren und sich damit mit demokratischen Mitteln auseinandersetzen. &bdquo;Hass und Hetze werden uns nicht mundtot machen“, sagt Grünen-Sprecherin Daniela Kluge. Aber sie würden ein schwerwiegendes Problem für unsere Demokratie darstellen und beträfen somit die gesamte Gesellschaft und alle demokratischen Parteien. &bdquo;Wir müssen uns gemeinsam dieses Problems annehmen, statt auch noch Öl ins Feuer zu gießen, wie es leider einige Politikerinnen und Politiker tun. Die Mitwirkung in Parteien ist grundlegend für unsere Demokratie – wir dürfen niemals akzeptieren, dass Abgeordnete und andere Parteimitglieder Angst um ihre Sicherheit haben müssen.“ Demokraten müssen fester zusammenstehen Wünschenswert wäre es, wenn die Demokraten auch in Bielefeld fester zusammenstünden. Denn ihre Gegner haben aktuell die Grünen im Visier - aber sie bekämpfen die gesamte parlamentarische Demokratie. 25.000 Menschen haben Ende Januar eindrucksvoll auf dem Jahnplatz für unsere Staatsform demonstriert. Doch bis zum letztendlichen Schulterschluss der Demokraten unserer Stadt war es ein steiniger Weg.

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