Kita-Plätze in Bielefeld heiß begehrt: Was tun, wenn Eltern leer ausgehen

Bielefeld. Mehr Kinder und mehr Betreuungsplätze: Im neuen Kita-Jahr wird es in Bielefeld wieder mehr als 14.000 Plätze geben. Seit dem Kita-Jahr 2020/21 wurde die 14.000er Grenze in jedem Jahr überschritten. 14.325 Plätze plant Sozialdezernent Ingo Nürnberger (SPD) jetzt. 10.198 sollen für die über Dreijährigen sein, 4.127 für die unter Dreijährigen. Die meisten Kinder werden in einer Kita betreut, 920 Kinder bei Tageseltern. Warum so viele Plätze? Die Zahl der Kinder unter sechs Jahren hat zwischen Dezember 2015 und Juni 2018 um 5,2 Prozent zugenommen. Und die müssen untergebracht werden. Außerdem steigt die Nachfrage der Eltern nach Plätzen für unter Dreijährige an, die Versorgungsquote für unter Dreijährige in Kitas liegt mittlerweile bei 37,7 Prozent. Rechnet man die Kindertagespflege hinzu, ergibt sich laut Stadt Bielefeld eine Versorgungsquote von 48,5 Prozent - 2,2 Prozentpunkte mehr gegenüber dem Vorjahr. Die Versorgungsquote bei den über Dreijährigen liegt inzwischen bei 97 Prozent. Was macht die Stadt? Die Stadt hat auf die Zuwanderung und die gestiegene Geburtenrate schon 2016 reagiert und die Planung neuer Kitas vorangetrieben. Von 16 neuen Kitas und Erweiterungen ist die Rede. Aber das reicht nicht: Während des Kita-Jahres 2024/25 sollen mehrere Einrichtungen ihren Betrieb aufnehmen, unter anderem an der Naggertstraße in Brake und an der Grünewaldstraße in Babenhausen. Aber es sind noch weitere Kitas erforderlich, die laut Stadt bereits fest eingeplant sind. Reichen 14.325 Plätze aus? Planerisch geht das Jugendamt davon aus, dass die Eltern für 50 Prozent aller Kinder unter drei Jahren und für 100 Prozent aller Kinder über drei Jahren einen Tagesbetreuungsplatz suchen, erklärt Bielefelds Sozialdezernent Ingo Nürnberger. &bdquo;Die erreichte Versorgungsquote liegt zwar nahe dran, erreicht diese beiden Werte aber nicht vollständig.“ Es werde immer wieder zu längeren Wartezeiten kommen – gerade, wenn der Einstieg &bdquo;unterjährig“ stattfinden soll. Können alle Kinder in ihre Wunsch-Kita gehen? Es gibt Kitas, die besonders beliebt sind. Wenn sich mehr Eltern für eine Einrichtung interessieren als Plätze zur Verfügung stehen, dann können naturgemäß nicht alle Wünsche erfüllt werden. Laut Nürnberger hat jede Kita eine Betriebserlaubnis, eine bestimmte Anzahl Kinder unter drei Jahren und über drei Jahren aufnehmen zu können. Die Betriebserlaubnis hänge wesentlich davon ab, wie groß die Kita ist. &bdquo;Wenn mehr Kinder in einer bestimmten Kita einen Platz suchen als dort rechtlich und faktisch angeboten werden können, dann können nicht alle Kinder einen Platz in ihrer Wunsch-Kita bekommen“, sagt er. Wenn eine Kita etwa maximal 75 Kinder aufnehmen kann und darf, aber 100 Kinder dort gerne hingehen würden, treffe die jeweilige Kita anhand festgelegter Kriterien eine Entscheidung, wer einen Platz in der Kita bekommen kann und wer nicht. Die Eltern haben die Möglichkeit, sich gleichzeitig bei fünf Kitas ihrer Wahl für einen Kita-Platz zu interessieren. &bdquo;Bei der Platzvergabe wird versucht, möglichst vielen Kindern einen Platz in der Kita zu geben, für die die Eltern sich mit 1. oder 2. Priorität interessieren.“ Sind alle Eltern informiert, ob ihre Kinder einen Platz bekommen? Die Vergabe der Kitaplätze erfolgt durch die Kitas selber. Mit den Kitaträgern wurde vereinbart, dass bis Mitte Dezember Reservierungen (Platzangebote) an die Eltern verschickt werden, die für ihr Kind mit erster oder zweiter Priorität in der jeweiligen Kita einen Platz angefragt haben, sagt Nürnberger. Für die verbliebenen Kita-Plätze sollten dann bis Mitte Februar Reservierungsbestätigungen versandt werden. &bdquo;Da sich das Verfahren aus unterschiedlichen Gründen wie zum Beispiel Krankenstand in den Kitas, Personalmangel oder auch kurzfristige Absagen seitens der Kindeseltern jedoch insgesamt sehr dynamisch gestaltet und auch über den Februar hinaus noch viel Bewegung in den Zu- und Absagen ist, zieht sich die Vergabe meist noch bis in den April und in Einzelfällen auch länger hinaus“, sagt Nürnberger. Was können Eltern tun, die noch nicht Bescheid wissen? Eltern können direkt in den Kitas nachfragen. Bei Ablehnungen sollten in dem Vergabe-Portal &bdquo;Little Bird“ stets neue Anfragen erstellt werden, damit das Kind auf möglichst vielen Wartelisten steht. Sollten die Familien bis April noch keine oder nur negative Rückmeldungen erhalten haben, können und sollten sie sich im &bdquo;Little Bird“-Team des Jugendamtes melden, rät Ingo Nürnberger. Gibt es genug Personal für die Kitas? Es ist allgemein bekannt, dass auch im Bereich der Kitas ein Fachkräftemangel besteht. Der hat in Bielefeld bisher jedoch noch nicht dazu geführt, dass die Inbetriebnahme einer neuen Kita daran gescheitert wäre, erklärt Nürnberger. Ob das so bleibt, könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden. Leider könnten die Träger nicht bedarfsdeckend ausbilden, weil die unzureichende Finanzierung im Rahmen des Landes-Kinderbildungsgesetzes dies nicht ermögliche. Warum muss immer wieder Betreuung ausfallen? Es gibt in den Kitas immer wieder vorübergehende Betreuungseinschränkungen: Kinder können erst später gebracht werden oder müssen früher abgeholt werden; eine Gruppe ist für einen kurzen Zeitraum ganz geschlossen und die Kinder kommen in einem rollierenden System nur an vier statt fünf Tagen in die Kita. &bdquo;Das hat seine Ursache vor allem in einem hohen krankheitsbedingten Personalausfall und ist weniger mit unbesetzten Stellen zu begründen“, sagt Ingo Nürnberger. Zudem haben viele freie Träger in den letzten Jahren ihren Personaleinsatz (im gesetzlichen Rahmen) reduzieren müssen und seien deshalb Krankheitswellen besonders ausgeliefert. &bdquo;Die Träger reagieren damit auf die unzureichenden Finanzierungsregeln des Landes-Kinderbildungsgesetzes“, so Nürnberger. Auf wie viel Stunden Betreuung haben die Eltern einen Anspruch? Für Kinder, die das erste Lebensjahr vollendet haben, besteht ein bedingungsloser Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Kindertageseinrichtung oder bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres in einer Kindertagespflegestelle. Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz gilt laut Stadt mit einem 35-Stunden-Betreuungsangebot als erfüllt. Für Eltern mit einem höheren Betreuungsbedarf ist die Ausweitung auf bis zu 45 Stunden möglich, wenn es berufliche oder private Gründe dafür gibt, so die Stadt. Wie viele Kinder haben eine 45-Stunden-Betreuung? Die vorhandenen Betreuungsplätze in Kitas verteilen sich wie folgt: 2,7 Prozent der Eltern haben für ihre Kinder eine 25-Stunden-Betreuung gebucht, 48,1 Prozent eine 35-Stunden-Betreuung und 49,2 Prozent eine 45-Stunden-Betreuung.Der zum letzten Kindergartenjahr leicht gesunkene Anteil an 45-Stunden-Plätzen wird zum Jahr 2024/25 in etwa stabil gehalten, während die Anzahl der 35-Stunden-Plätze leicht zugenommen hat. Warum ist es so schwierig, Investoren für eine Kita zu finden? Laut Sozialdezernat ist es für einen Investor immer noch teuer, eine Kita zu bauen. Für einen Investor sei es oftmals renditeträchtiger, Wohngebäude zu errichten. Auch Kita-Träger finden sich nicht mehr so einfach: Sie treibe vor allem die Sorge um, nicht genügend Personal für die neue Einrichtung zu finden.

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