Auf das erste Bielefelder Tiny-House sollen weitere folgen

Bielefeld. Das erste Tiny-House steht: Zwar Monate später als im Sommer 2022 geplant, doch dafür sicher auf seinen Sockeln aus Beton. Und das sei am Vortag gar nicht so sicher gewesen, sagt Architekt Thomas Krause am Dienstagmorgen, kurz vor der Stunde der Wahrheit: Am Montag hatte es wieder so viel geregnet, dass der gesamte Bauplatz an der Heeper Straße einem Sumpf glich, in dem sich ein Radlader prompt festgefahren hatte. Die Bauherren Dominic und Jan Hallau hatten ihre Familien mitgebracht, die genauso aufgeregt wie ihre Söhne dem großen Moment entgegenfieberten und dabei baustellenkonform Brötchen frühstückten und Kaffee aus der Thermoskanne tranken: &bdquo;Wann hat man denn sonst die Gelegenheit, Richtfest und Einzug an einem Tag zu feiern, das dauert doch sonst immer zwei Jahre“, sagt Michael Hallau, und fotografierte die Monteure der Firma Modulhaus beim Zusammenschrauben der Stahltraverse für den 11 Tonnen schweren Hebeakt. Das sei das Gewicht des größeren der beiden Hauselemente, erklärte Projektmanagerin Nicole Schumacher, die mit ihrem Team aus Wetzlar mitangereist ist und die finale Fertigung und Einrichtung bis zum Freitag begleitet. Auf dem von der Stadt gepachteten Gelände an der Heeper Straße sollen demnächst fünf Mini-Häuser stehen - alles andere Modelle mit anderen Anforderungen, erklärt Architekt Thomas Krause, der das Projekt des Vereins &bdquo;Tiny-House am Grünen Band“ seit dessen Beginn begleitet. Eine Bombenentschärfung habe seinerzeit ebenfalls beigetragen zu der Verzögerung - und jüngst eben der nicht endenwollende Regen. Doch am Dienstag bleibt es trocken. Während Baumeister Klaus Sieweke, Chef des Platzes, mit Krause letzte Details bespricht zwischen Schotterbergen und Rasenfurchen, fährt der Autokran in Position, platziert seine Stützen auf dicken Stahlplatten verstaut den Ballast und streckt seinen Ausleger in den Himmel. Rangieren auf der Heeper Straße Die beiden Tieflader mit der wertvollen Fracht warten derweil an ihren Parkplätzen aufs Kommando zur präzisen Lieferung. Das erfolgt nur Minuten später: Steuermann Thomas Daub rangiert mit seinem extralangen Sattelzug hinaus auf die Heeper Straße und peilt im Rückwärtsgang die schmale Einfahrt an zum Bauplatz. Für einen Moment sieht es für die Laien so aus, als bekäme der Auflieger nicht die Kurve, denn alte Torpfosten am Anfang der Einfahrt setzen enge Grenzen. Doch Daub und sein Kompagnion bugsieren den Auflieger zentimetergenau in die Spur und rollen unter den Kran. Der nächste Akt obliegt dem Fingerspitzengefühl des Kranfahres, der sanft die Traverse über das Flachdach mit der schwarzen Holzverkleidung senkt, damit die Monteure die Tragegurte fixieren können, das 11-Tonnen-Schätzchen nur wenige Meter anhebt, über den Zaun schwenkt und im Tiefflug zur Landeposition schweben lässt. Über den Sockeln nehmen die Monteure ihre Fracht in Empfang und platzieren sie haargenau über dem Kabelschacht für die Elektrik sowie den Anschlüssen für frisches und gebrauchtes Wasser. Als der erste Teil des Tiny-Houses fest auf seinen Sockeln ruht, steht das zweite bereits am Gartenzaun parat und wartet auf seinen Höhenflug, damit endlich zusammenkommt, was in den Werkshallen im hessischen Wetzlar getrennnt gefertigt worden war. Am Freitag seien sie noch einmal zum Hausbesuch im Werk gewesen, erzählt Dominic Hallau am Dienstag doch ein wenig gerührt, und jetzt stehe es in Bielefeld. Der Komplex habe eine Wohnfläche von 38 Quadratmetern und werde mit einer Wärmepumpe geheizt. Um den wenigen Platz eines Tiny-Houses optimal zu nutzen, verfügen die Raum-Riesen über clever konstruierte Kompromisse: So befinde sich das Hochbett über dem Kleiderschrank und der Haustechnik.

Meistgelesen