Kostbarkeit

Rarität in Bielefeld: Weltweit einzigartiges Bernstein-Schiffchen

Königsberg hatte (einst) sein Bernsteinzimmer, Dresden hat sein Grünes Gewölbe. Doch auch in der Leineweberstadt gibt es eine einmalige Kostbarkeit. Die fristete bis vor kurzem ein eher unauffälliges Dasein in einer Vitrine im Museum Huelsmann.

Museumspraktikantin Daria Rebriyev bewundert das einzigartige Bernsteinschiffchen in seiner beleuchteten Vitrine. | © Barbara Franke

11.02.2024 | 11.02.2024, 15:34

Bielefeld. Das berühmte Bernsteinzimmer, das erst im Berliner Schloss und dann im Königsberger Schloss eingebaut war, 1701 erschaffen und in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschollen, gehört zu den wohl berühmtesten Kunstwerken aus fossilem Baumharz. Ebenso einzigartig aber ist ein Kleinod, das jahrzehntelang eher unbeachtet zwischen anderen Objekten in einer Vitrine des Museums Huelsmann in Bielefeld stand: ein Schiffchen mit winzigen Kanonen, Takelage, Sirene am Bug und Laterne auf dem Heck. Und das ist noch zu bewundern.

Bielefeld ist eine lebenswerte Metropole, die gleichwohl an echten Kostbarkeiten eher arm ist. Umso erfreulicher ist es, das es gerade hier mit dem Bernsteinschifchen eine einmalige Miniatur gibt - die weltweit einzige ihrer Art, die erhalten geblieben sei, berichtet Museumsleiterin Elisabeth Schwarm. Fotos existierten von zwei weiteren Schiffchen in der dänischen Kunstkammer in Rosenborg und in der Berliner Kunstkammer. Beide sind seit der Auflösung der Kammern im 19. Jahrhundert verschwunden.

Der kleine Dreimaster, der nun, gut beleuchtet, in einer Extra-Vitrine in Kindernasenhöhe präsentiert wird, ist eine Kogge, nur 20 Zentimeter hoch und zehn lang, aus Bernstein, vergoldetem Silber und Silberdraht, mit allerlei fein ausgearbeiteten Goldschmiede-Details: einer Sirene als Galionsfigur vorn - Schwarm: „Sie sollte die Meeresungeheuer vertreiben“ -, 16 winzigen Kanonen, einem geschmückten Ruder, einer Laterne am Heck und fünf Mastkörben aus Bernstein in der Takelage aus Silberdraht. Er steht auf einem Fuß, ebenfalls aus Bernstein, der von einer Putte auf einem Delfin getragen wird. Am Heck gibt es eine kleine Aussparung, wo eine Tafel mit Infos angebracht gewesen sein könnte. Schwarm: „Dort ist eine kleine Ecke herausgebrochen.“

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Nur wenige Details bekannt

Das Schiffchen ist als Teil der Sammlung Huelsmann 1984 mit vielen anderen Objekten, deren genaue Geschichte und Bedeutung erst noch erforscht werden müssen, als Schenkung in den Besitz der Stadt Bielefeld gekommen. Wie und wo das Ehepaar Huelsmann wiederum das Schiffchen erworben habe, sei nicht bekannt, so die Museumsleiterin. „Wir wissen, dass wir nichts wissen - weder, woher es kommt, noch, welcher Preis bezahlt wurde.“

Aufgrund des (Haupt-)Materials und der künstlerischen Gestaltung gehen die Fachleute davon aus, dass die Miniatur aus dem 17. Jahrhundert (Renaissance) stammt und von einem Königsberger Künstler gefertigt wurde. Damals gab es an einem Küstenstreifen bei Königsberg, dem Samland, ein großes Abbaugebiet. Von dort komme das meiste Bernstein in dieser Zeit, erläutert die Kunsthistorikerin.

In zwei Monaten in München ausgestellt

In zwei Monaten wird das Schiffchen in München, im Bayerischen Nationalmuseum in der Ausstellung „Schiffspokale und Seefahrt um 1600“, ausgestellt. Vorab wird sich die Restauratorin Annika Dix, die schon im Grünen Gewölbe in Dresden gearbeitet habe, so Schwarm, Bielefelds außergewöhnliches Kunstwerk genauer anschauen.

Führungen

Bis zu seiner Abreise können die Bielefelder „ihren“ Bernsteinschatz im Museum Huelsmann, der ehemaligen Direktorenvilla im Ravensberger Park, bestaunen. Am Sonntag, 11. Februar und 10. März, jeweils 11.30 Uhr, wird die Kunsthistorikerin Elisabeth Burk in ihrer Führung besonders auf das zierliche Schiffchen eingehen.

Mehr Infos und Kontakt

Darüber hinaus wird im Kinder- und Familienprogramm des Museums der Workshop „Mach was draus - Bernstein schleifen“ angeboten, in dem auch das Schiffchens vorgestellt wird. Die Veranstaltung am 17. März ist ausgebucht, doch nun gibt es eine weitere am 10. März. Infos und Anmeldung unter Tel. 0521 513766 oder E-Mail museumhuelsmann@bielefeld.de.