„Große Fußstapfen“: Bielefelds Feuerwehrchef hinterlässt eine Feuerwehr im Umbruch

Bielefeld. Wenn Amtsleiter Hans-Dieter Mühlenweg über seine Feuerwehr spricht, dann ist er in der Regel voll des Lobes, spricht über beeindruckende Kameradschaft und über gemeisterte Herausforderungen bei vielen Großbränden und Schadenslagen. Trotzdem haben ihm gut fünf Jahre als Feuerwehrchef auch so manche Nerven gekostet. Denn an Hürden mangelte es nicht. Der Amtsleiter begleitete mit seinem Team eine echte Revolution im Rettungsdienst und musste gegen schlechte Quoten im Brandschutz vorgehen. Immer mit dem Ziel, die Sicherheit der Bielefelder zu gewährleisten. Am 26. Januar wird der Sennestädter nun nach 34 Jahren im Dienst der Berufsfeuerwehr von Oberbürgermeister Pit Clausen und rund 200 Gästen in den Ruhestand verabschiedet. Deshalb blickt Mühlenweg aktuell häufiger zurück als nach vorn. Dabei hat er ja eigentlich noch Bielefelds größtes Bauprojekt vor der Brust. Der Neubau der neuen Hauptfeuerwache - mit Teuerungen auf hochgerechnete 137 Millionen Euro und mit einigen Verzögerungen - soll in diesen Tagen in die Hände eines Generalplaners übergeben werden. &bdquo;Ich wollte eigentlich die Grundsteinlegung noch aktiv miterleben. Aber das ist mir nicht vergönnt“, sagt er mit einem Schulterzucken. Baubeginn ist frühestens Ende 2025. &bdquo;Hans-Dieter Mühlenweg hat Feuerwehr wirklich gelebt“ Aber nicht nur derf Chef lobt seine Feuerwehr, es passiert auch andersherum. Sein designierter Nachfolger, Gordon Majewski, sagt über den scheidenden Chef: &bdquo;Ich trete in große Fußstapfen. Hans-Dieter Mühlenweg hat sich für seine Feuerwehr massiv eingesetzt. Er hat Feuerwehr wirklich gelebt.“ Deshalb kündigt Majewski an, dieses Erbe in Bielefeld weiterzutragen. Wenn Hans-Dieter Mühlenweg zurückblickt, dann denkt er an Bilder, die selbst den erfahrensten Brandbekämpfer nicht loslassen: Dazu gehörten einerseits kräftezehrende Einsätze wie der Großbrand beim Müllentsorger Kriehme 2012 oder der Dachstuhlbrand des Dixi-Gebäudes am Oberntorwall 2011. Das waren Einsätze, die alle Fähigkeiten der Bielefelder Feuerwehr erforderten, und die den obersten Brandbekämpfer am Ende zufrieden zurückblicken lassen. &bdquo;Wenn unsere Einsatzpläne funktionieren, dann ist das schon ein sehr gutes Gefühl“, sagt der 59-Jährige und lobt dabei immer wieder die gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Berufsfeuerwehr und den ehrenamtlichen Brandbekämpfern: &bdquo;Es ist eine tolle Sache, wie zuverlässig wir auch auf unsere Freiwillige Feuerwehr zurückgreifen können.“ Bielefelder Feuerwehrchef über &bdquo;Bilder, die man nie vergisst“ Zum Leben eines Retters gehören aber auch tragische Momente: schwere Unfälle, Verkehrstote oder der tödliche Brückeneinsturz in Brake 1993, erinnert sich Mühlenweg. &bdquo;Solche Bilder vergisst man nicht.“ Genauso wie die großen Hilfseinsätze außerhalb des eigenen Beritts: etwa bei der Elbflut 2013 in Schönebeck oder nach dem Großsturm 2015 in Mühlheim an der Ruhr. Als Feuerwehrchef ist er allerdings nicht mehr oft an vorderster Front im Einsatz. Viel wichtiger war für ihn die Planung und Verbesserung von Rettung und Brandschutz. Mit diesem Ziel setzte Mühlenweg eine wahre Revolution des Rettungsdienstes in der Stadt durch. Stetig steigende Notrufe hatten die Notfallsanitäter an ihre Grenzen gebracht. Gegen den Widerstand der Kassen setzte der Amtsleiter mit seinem Team eine Verdoppelung der Rettungswagen und 130 mehr Rettungsdienst-Personal durch. &bdquo;Der neue Rettungsdienstbedarfsplan kam einfach fünf Jahre zu spät. Deshalb mussten wir so viel draufpacken.“ Aber auch im Brandschutz musste er gegen negative Entwicklungen ansteuern. Die Quote bei der sogenannten Hilfsfrist - das Ziel lautet: &bdquo;zehn Mann in zehn Minuten am Einsatzort“ - sank vom geforderten Erreichungsgrad von 90 Prozent auf erschreckende 58 Prozent im Jahr 2020. Demnach waren die Einsatzkräfte in 42 Prozent der Fälle nicht in der geforderten Stärke in dem 10-Minuten-Zeitfenster am Brandort. Es gab also dringenden Handlungsbedarf. Brandbekämpfer-Nachschub verdängt das Ausbildungszentrum 75 neue Stellen waren nötig, um vor allem den Schwund freiwilliger Kräfte insbesondere am Tage zu kompensieren. &bdquo;Diese Entwicklung war für uns vor wenigen Jahren noch nicht absehbar. Aber die Tageserreichbarkeit der freiwilligen Kräfte ging immer mehr zurück.“ Deshalb müssen heute deutlich mehr Kräfte der Berufsfeuerwehr auf den Wachen in Bereitschaft stehen. Anfang Januar wurde entsprechend ein Wassertrupp und ein zusätzliches Notarztfahrzeug für den Dauerbetrieb auf der Wache West an der Jöllenbecker Straße installiert. Auch Baumanagement gehört zu den wichtigen Aufgaben eines Feuerwehrchefs: Die Planung der neuen Hauptfeuerwache (geplanter Bezug 2028/29) wie auch der möglichst zeitgleiche Bau einer Feuerwache Ost auf dem Gelände der Catterick-Kaserne (Detmolder Straße Ecke Jagdweg) gehören - angesichts der verlängerten Anwesenheit der Bundespolizei auf dem Kasernengelände - zu den ernsten Herausforderungen für die dreiköpfige Amtsleitung und das Planungsteam. Nicht weniger ernsthaft gehe es aber auch um den Neubau von fünf Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehren. Einige Bauprojekte auch für die Freiwillige Feuerwehr in Bielefeld Theesen ist bereits in Bau, Schildesche, Lämershagen, Kupferhammer und Hillegossen werden folgen. Außerdem muss der Helikopter-Standort von Rettungshubschrauber Christoph 13 an der Rosenhöhe erweitert werden, berichtet Mühlenweg. Für das zusätzliche Personal an der Wache West musste er auch das dort ansässige Ausbildungszentrum in eine Gewerbehalle an der Brönninghauser Straße verlegen. Mühlenwegs Maxime war bei all diesen Projekten &bdquo;Offenheit und Ehrlichkeit. Das ist unsere Hauspolitik.“ Und damit sei er stets gut gefahren. &bdquo;Ohne Taktiererei - wir sagen stets wie es ist“, sagt er und betont in diesem Zusammenhang die sehr gute kollegiale Zusammenarbeit bei der Feuerwehr. &bdquo;Auf die viele Arbeit kann ich in Zukunft gut verzichten. Aber das Miteinander mit den Kollegen, mit der Freiwilligen Feuerwehr und mit der Jugendfeuerwehr, das wird mir fehlen.“ Hans-Dieter Mühlenweg (noch 59), ist ein Feuerwehrmann von der Pike auf. Der Sennestädter war mit 13 Jahren in die Jugendfeuerwehr Sennestadt eingetreten, mit 18 wechselte er selbstverständlich zur Löschabteilung und weitere sieben Jahren später - im Jahre 1989 - in die Berufsfeuerwehr. Der gelernte Zimmerer und studierte Bauingenieur geht nun nach mehr als 34 Jahren hauptberuflicher Tätigkeit für die Feuerwehr Bielefeld in den Ruhestand.

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