Bielefelder Feuerwehr zieht Bilanz: Mehr Einsätze, neue Technik – und keine Toten

Bielefeld. Die Berufsfeuerwehr Bielefeld hat auf ihrer Jahrespressekonferenz Bilanz für das Jahr 2024 gezogen. Feuerwehramtsleiter Gordon Majewski, seit März des vergangenen Jahres im Amt, präsentierte gemeinsam mit seinem Team aktuelle Zahlen, Trends und Neuerungen – mit einer durchweg positiven Kernbotschaft: Die Feuerwehr ist stärker gefordert denn je, bleibt aber leistungsfähig und innovativ. Deutlich mehr Brandeinsätze und Hilfeleistungen Es war fast eine Punktlandung: 4.999 Einsätze zählte die Feuerwehr 2024 und verzeichnete damit ein Plus von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – sowohl bei Bränden als auch bei Hilfeleistungen. Über die Stadt hereinbrechende Wetterereignisse sorgen zusätzlich immer wieder für Belastungsspitzen – die aber von Jahr zu Jahr stark variieren. 2024 gab es etwa rund ein Fünftel weniger Einsätze bei Sturm, Starkregen oder Hagel als noch 2023 oder 2022. &bdquo;Das macht die Statistiken dann auch nur schwer vergleichbar“, sagt Majewski. Insgesamt habe die Zahl der Einsätze seit der vorherigen Brandschutzbedarfsplanung im Jahr 2021 um 38 Prozent zugenommen. &bdquo;Dieser Trend ist bundesweit zu beobachten“, erläutert der Amtsleiter. So sei beispielsweise die älter werdende Bevölkerung in Notlagen immer häufiger auf Unterstützung angewiesen. 486 Personen wurden bei Hilfeleistungen gerettet, bei Brandeinsätzen waren es 72 Menschen – und es war kein einziges Todesopfer zu beklagen. Rauchmelderpflicht wirkt – mit Nebenwirkungen Dass im Jahresbericht bei den Brandtoten eine Null steht, ist ein großer Erfolg für die Bielefelder Feuerwehr. &bdquo;Es hat in den vergangenen Jahren durchaus mal fünf oder sechs Tote gegeben“, sagt der stellvertretende Amtsleiter Max Rempe. &bdquo;Seit der Rauchmelderpflicht in NRW geht es inzwischen aber immer gegen null.“ Eine Nebenwirkung der technischen Neuerungen sei allerdings, dass es auch zahlreiche Fehlalarme gibt – etwa in zwei Drittel der Fälle. &bdquo;Das kann dann auch mal das auf dem Herd angebrannte Essen sein“, sagt Majewski. Es gäbe aber aus dem Jahr 2024 zahlreiche Beispiele, bei denen es sehr sinnvoll gewesen sei, vorsichtshalber gleich mit dem Löschzug ausgerückt zu sein. &bdquo;Das Positive überwiegt ganz eindeutig.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Feuerwehr Bielefeld (@feuerwehr_bielefeld) Rettungsdienst: Bedarf wächst schneller als Strukturen Stabil blieben die Zahlen bei der Notfallrettung, bei den Krankentransporten gab es dagegen einen leichten Rückgang. &bdquo;Wir konnten die Zahlen auf einem hohen Niveau stabilisieren“, sagt Gordon Majewski mit Blick auf die Statistik, die nach der Corona-Pandemie 2021 sprunghaft in die Höhe geschnellt waren. &bdquo;Da laufen wir der Entwicklung noch hinterher.“ Um die Qualität des Rettungsdienstes bei gleichbleibenden personellen Ressourcen und weiter zunehmenden Einsätzen ebenfalls stabil zu halten, seien bereits Veränderungen vorgenommen worden – und es würden noch weitere Reformen und Neuerungen notwendig sein, um den Schutz der Bevölkerung weiter zu gewährleisten. Majewski: &bdquo;Es wird sich was ändern müssen – aber es darf nicht schlechter werden.“ Technikoffensive und Digitalisierung Eine dieser Neuerungen ist das Telenotarzt-System, das 2024 erstmals ein ganzes Jahr lang im Einsatz war. Als eine der ersten Städte in NRW ermöglicht Bielefeld ärztliche Unterstützung per Videozuschaltung. Notärzte können sich direkt auf Rettungswagen aufschalten, Anweisungen geben, Entscheidungen absichern – ohne vor Ort zu sein. &bdquo;Das hilft, die Einsatzzahlen der Notarzteinsatzfahrzeuge zu stabilisieren“, erklärt Gordon Majewski. Die Datenübertragung sei lückenlos – selbst im ländlichen Raum. &bdquo;Unsere Leute können dadurch vieles selbst umsetzen, haben aber sofort Zugriff auf Fachexpertise.“ Ebenfalls 2024 eingeführt wurde ein Voralarmsystem, durch das es nach dem Anruf in der Leitstelle binnen Sekunden einen automatischen Voralarm in der jeweils zuständigen Wache gibt. &bdquo;Damit sind wir im Schnitt eine Minute schneller auf der Straße“, sagt Majewski. &bdquo;Das erhöht den Aktionsradius der Wachen enorm.“ Feuerwehr Bielefeld: Alle Neuigkeiten und Infos Ebenfalls Zeit spart die neu eingeführte &bdquo;FireApp“, die auf besonderen Tablets in Echtzeit alle Informationen zum Einsatz liefert. Und auch beim Löschen selbst wird auf Hightech gesetzt: Erst Anfang der Woche wurde das neue Cobra-Schneidlöschsystem erfolgreich beim Brand eines Dachstuhls eingesetzt. Früher wäre das betroffene Haus vermutlich schwer beschädigt worden. &bdquo;Jetzt wurde das Feuer mit einem sehr geringen Wasserschaden bekämpft.“ Die Innovationen seien bei den Rettungskräften allesamt sehr gut angekommen und würden nicht abschreckend, sondern – im Gegenteil – sogar motivierend wirken. Zum Thema: Die neue Bielefelder Hauptfeuerwache hat gewaltige Dimensionen Großeinsätze: Von Unwettern bis Bomben Der Großteil der Feuerwehr-Einsätze hat 2024 kaum hohe Wellen geschlagen. Und doch gab es mehrere prägende Momente: ein Großbrand in einem Verlagsgebäude an der Sudbrackstraße am 7. Juli, ein schweres Unwetter am 21. Juli, ein Großbrand in einem Industriebetrieb in Ubbedissen am 31. August, eine Störung der Sauerstoffversorgung im Klinikum Mitte am 26. Oktober sowie gleich mehrere Bombenentschärfungen am Viadukt in Schildesche im September. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von stadtbielefeld (@stadtbielefeld) Auch überörtliche Hilfe war gefragt – etwa bei der Fußball-Europameisterschaft in Dortmund und Gelsenkirchen. Am wichtigsten für die Feuerwehrleute waren aber die vielen kleinen Einsätze, die im Verborgenen geblieben sind. &bdquo;Einmal in 24 Stunden fährt ein Feuerwehrwagen raus, löscht eine Wohnung und sorgt dafür, dass das Haus stehen bleibt – das kriegt niemand mit, ist aber unser größter Erfolg.“ Nachwuchs, Vielfalt und Ehrenamt 30 neue Stellen wurden 2024 geschaffen – vor allem in der Leitstelle und der Feuerwache Nord. Trotz guter Bewerberzahlen will man aktiver werden. &bdquo;Der Hype um den Feuerwehrberuf ist nicht mehr der gleiche wie früher“, sagt Max Rempe. Daher setzt man auf gezieltes Recruiting und Social Media. Ziel ist auch, mehr Menschen mit Migrationshintergrund zu erreichen, wie Jens Husemann als Gesamtsprecher der Freiwilligen Feuerwehr betont: &bdquo;Viele haben uns noch gar nicht wahrgenommen.“ Im Gegensatz zu anderen Ländern sei die Feuerwehr hier kein Teil von Polizei oder Armee, sondern ein Ehrenamt. &bdquo;Und das bringt die Stadtgesellschaft zusammen.“ Interessierte können sich direkt bei der Feuerwehr melden unter mitmachen@feuerwehr-bielefeld.de. Rückblick und Ausblick Mit dem Amtsantritt von Gordon Majewski endete im März 2024 die Ära von Hans-Dieter Mühlenweg. Gleichzeitig feierte die Berufsfeuerwehr ihr 125-jähriges Bestehen – mit rund 10.000 Besuchern im Mai. Die Zusammenarbeit zwischen Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr laufe hervorragend – man bewege sich technisch und menschlich auf Augenhöhe. &bdquo;Das ist nicht überall so“, sagt Gordon Majewski. &bdquo;Da gibt es einige Städte, die hier anrufen und fragen, wie wir das hier in Bielefeld machen.“

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