„Massiver Eingriff“: Bielefelder wollen Verlegung eines ursprünglichen Bachlaufs verhindern

Bielefeld. Viele Menschen haben sich in den vergangenen Tagen Sorgen gemacht, weil Wiesen und Äcker unter Wasser standen und die Böden die enormen Wassermengen nicht mehr aufnehmen können. Der Blick auf die Wiese an der Wassermühle Deppendorf sorgte bei Anwohnern jedoch nicht nur für negative Gefühle. Auch sie war überschwemmt. Aber: &bdquo;Das ist ein natürliches Regenrückhaltebecken“, meint Landwirt Heinrich Heining. Damit zeige sich, dass die Verlegung des Schwarzbaches, wie das Bielefelder Umweltamt sie wegen Erfüllung der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 plant, nicht nötig sei. &bdquo;Dies ist ein wunderbarer Hochwasserschutz“, betont Heining. So sieht es auch Hans Westfeld. Der Besitzer der denkmalgeschützten Mühle möchte den &bdquo;massiven Eingriff in die Landschaft“ verhindern und hat mit einem Wasserbauingenieur ein alternatives Konzept erarbeitet. Auch der Mühlenverein spricht sich gegen die Bachverlegung aus. Die Fließgeschwindigkeit sei zu hoch für eine Fischtreppe Weil das Vorhaben umstritten ist, erklärte Bezirksbürgermeister Paul John (Grüne) – der sein Amt in Kürze abgibt – im November, dass es einen Runden Tisch mit Vertretern von Politik, Verwaltung und Verein geben soll. Nach Informationen der NW steht ein Treffen noch aus. Am Donnerstag, 18. Januar, findet die erste Sitzung der Dornberger Bezirksvertreter im neuen Jahr statt. Dann wollen Mühlenverein und Mühlenbesitzer einen alternativen Plan vorlegen – und einen Bürgerantrag nach § 24 der Gemeindeordnung stellen. Im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz (AfUK) gab es in der November-Sitzung keine Entscheidung zu den Plänen des Umweltamtes, vielmehr wurde die Beschlussvorlage als &bdquo;1. Lesung“ behandelt. Das Gremium tagt am 9. Januar erneut. Ein Tagesordnungspunkt ist die Wasserrahmenrichtlinie. &bdquo;Es gibt niemanden in Deppendorf, der hier eine Veränderung will. Eine Fischtreppe ist überflüssig, weil der Bach so viel Gefälle hat und die Fließgeschwindigkeit im Quellbereich zu hoch ist“, sagt Heinrich Heining, der sich zudem über die hohen Kosten ärgert. Vielmehr solle ein Mühlrad eingebaut werden, das dann zur Energiegewinnung genutzt werden könne. Schaubetrieb mit Mühlrad Ein Schaubetrieb wäre auch für Hans Westfeld die beste Lösung. Der Mühlenbesitzer versteht nicht, dass nun &bdquo;der ganze Aufwand für 300 Meter Bachlauf“ gemacht werden soll. Recherchen bei der Bezirksregierung in Detmold hätten zudem ergeben, dass auf Wertheraner Gebiet keine Maßnahmen zur Durchlässigkeit des Baches geplant seien. Dies sei wegen Bleikamps Mühle nicht möglich. Außerdem sei der Bach dort teilweise verrohrt. Lesen Sie auch: Mühlenbesitzer will klagen: Bielefelder Bach soll verlegt werden Ein weiteres Problem stellt die Deponie neben der Mühle dar. Untersuchungen des Bodens haben ergeben, dass sich Plastik- und Sperrmüll, Schrott sowie Autoteile unter der Erde befinden. Ältere Anwohner bestätigen, dass an der Stelle bis Ende der 1970er Jahre regelmäßig Müll abgekippt wurde, sogar ganze Autos seien dort entsorgt worden. Ein 67-Jähriger erzählt, dass der Anblick der Deponie für ihn als Kind ein &bdquo;Normalzustand“ gewesen sei. Ganze Autos im Boden Damals verwandelte sich die &bdquo;Große Wiese“ an der Schloßstraße vom 1. Oktober bis zum 10. Mai in den 70.000 Quadratmeter großen Mühlenteich – bis 1978. Dann entschied das Landgericht Bielefeld, dass der Müllermeister Gustav Niemann kein Wasser mehr stauen darf. Mehr als hundert Jahre lang gehörte der Teich zum Landschaftsbild. Generationen von Kindern und Erwachsenen diente die gefrorene Eisfläche als Schlittschuh- und Eishockey-Platz. Ein Rechtsstreit zwischen Gustav Niemann und dem Besitzer der Wiese, Landwirt Helmut Orrisch, beendete das Vergnügen. &bdquo;Mein Vater wollte den Nutzern nicht den Spaß verderben, aber letztlich ging es für ihn um die nackte Existenz“, erzählte Gundula Diering 2006 bei einem Ortstermin mit dem damaligen Mühlenbesitzer Hans Georg Baumeister. Schließlich hätten die Rinder, Schweine und Hühner sonst nicht genügend Futter zur Verfügung gehabt. Dadurch, dass der Müller zu lange gestaut habe, hätte die Wiese nur einmal genügend Gras für die Heuernte abgegeben. Der Flächennutzungsplan wies die &bdquo;Große Wiese“ damals als Wasserfläche und Regenrückhaltebecken aus.

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