
Bielefeld. Wo, wenn nicht in Bielefeld, feiert man das Wiedersehen mit einem garstigen, grantigen, knauserigen Stinkstiefel wie Ekkehart Kniepekopp es nun mal ist, so herzlich und freundlich? Er ist wieder da, der „Scrooge“ aus Charles Dickens’ „Weihnachtsgeschichte“, er ist wieder zurück im Spiegelzelt. Und natürlich hat er seine Engelchen mitgebracht, Gunda, Victoria und Zachäus. 7.000 Besucherinnen und Besucher wurden bei der „Bielefelder Weihnachtsgeschichte“ in der Adventszeit 2022 gezählt. Das ist Grund genug, die Story über die Läuterung des Kotzbrockens Kniepekopp wieder aufleben zu lassen.
Ekkehart Kniepekopp (Jens Asche), alter Landadel aus Jöllenbeck (oder war es Theesen?) ist stur, hartnäckig und kämpferisch, das wird betont in dem vergnüglichen Stück, gleichwohl diese Attribute hierzulande mit Arminen-Kickern in Verbindung gebracht werden. Er ist so stur und geizig, dass er seinen Silberblick am liebsten mit ins Grab mitnehmen möchte. Aber für die Erkenntnis, dass es keinen Sinn macht, der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein, bedarf es der drei Engel und der apokalyptischen Reiter in Gestalt einer adipösen Tarantula, die sich grazil um den Stinkstiefel windet, bis dieser – wie in einem Albtraum – seinen eigenen Grabstein begutachtet. Klingt spooky und gruselig – ist es aber nicht, sondern leichtfüßig, witzig und charmant erzählt – inklusive Happy End.
17 Vorstellungen im beheizten Spiegelzelt in Bielefeld

Dem Publikum im bestens beheizten Spiegelzelt wird feine, genreübergreifende Unterhaltung geboten. Da wird zweieinhalb Stunden lang (inklusive Pause) getanzt, gesungen, gekalauert, da wird sich vor Lachen auf die Schenkel geklopft, Gänsehautmomente gibt es auch, als Engel Victoria „Hallelujah“ performt und staunen dürfen die Besucher, wenn Isabell (Estrella Urban) auf zwei Stangen, untermalt von elegischen Gesängen, feinste Zirkusartistik bietet und auch bei einer Pole-Dance-Einlage überzeugen kann.
So wird fast „im Vorbeigehen“ die Bielefelder Weihnachtsgeschichte unter der Regie von Martina Flügge erzählt: Am Vorweihnachtsabend klagt Eckhart Kniepekopps Angestellter Robert Kuller (Patric Dull), dass er seiner Familie keine Weihnachtsgans anbieten kann, weil er im Leinenkontor seines Chefs zu wenig verdient. Diesen interessiert das nicht. Da tauchen die Engel Gunda („Ich bin nicht dick, meine inneren Werte brauchen viel Platz“) und Victoria („Deine Flügel müssen Schwerstarbeit leisten“) auf, im Schlepptau haben sie den Engel-Azubi Zachäus, dem erst die amtlichen Flügel wachsen können, wenn er den alten Kniepekopp „auf links dreht“ und ihn vom geizigen Misanthropen zu einem sympathischen und großzügigen Zeitgenossen macht.
Die Antwort auf die Frage, ob Kullers arme Familie doch noch einen Gänsebraten unter dem Christbaum liegen haben wird, wird geliefert bei weiteren 17 Vorstellungen der „Bielefelder Weihnachtsgeschichte“ bis Samstag, 30. Dezember.
Drei-Gänge-Menü von Bielefelder Gastronomen
Auch für das leibliche Wohl ist an den Vorstellungstagen gesorgt: Die Gastronomen von Rosendahl Catering und der Kocherei widmen sich vor Ort dem kulinarischen Genuss. Sowohl das winterliche Drei-Gänge-Menü, das gegen einen Aufpreis gebucht werden kann, als auch die auserwählten Getränke und eine Variation an kleineren Speisen runden den Abend ab. Ein Gänsebraten ist allerdings nicht dabei.
Die genauen Termine und Uhrzeiten sind online auf der Webseite des Spiegelzelts zu finden. Tickets ab 33,80 Euro gibt es bei der NW in der Niedernstraße und online unter www.nw.de/events.