Gefälschte SMS: Bielefelderin um 7.000 Euro betrogen

Bielefeld. Mit einer kleinen Kurznachricht haben Kriminelle eine Bielefelderin um große Teile Ihres Ersparten gebracht. Jessica Schäfer (Name geändert) verlor deshalb 6.872 Euro, weil sie davon ausging, dass der Namenswechsel ihrer Bank auch Folgen für ihre Banking-App haben würde. Deshalb hegte sie keinen Zweifel, als am 14. Juni die Kurznachricht eintraf, dass die Registrierung der &bdquo;Secure Go“-App ablaufe. Nun streitet sie sich mit ihrer Bank, wer für den Verlust haftet. Jessica Schäfer ist Kundin der PSD-Bank Westfalen-Lippe, die allerdings im August 2023 zur &bdquo;VR-Bank Westfalen-Lippe“ umfirmierte. Die Bank kündigte offiziell an, dass die Banking-Apps weiter funktionieren würden. &bdquo;Bei Änderungsbedarf kommen wir auf Sie zu“, heißt es auf der Webseite der Genossenschaftsbank. Kriminelle reagieren auf Umfirmierung der PSD-Bank Das wussten offensichtlich auch Kriminelle, die mit ihrer SMS Tausende Handynummern ansteuerten und einige verunsicherte Kunden damit böse aufs Glatteis führten - so wie auch die Bielefelderin: &bdquo;Ich musste an dem Tag unbedingt noch eine Überweisung tätigen“, erinnert sie sich. &bdquo;Deshalb wollte ich verhindern, dass meine App abläuft und ich dann nichts mehr überweisen kann.“ Also klickte die 53-jährige Angestellte auf den Link, der sofort die Banking-App öffnete. Das jedenfalls war der Eindruck, den die Kundin hatte. Fabian Rickel von der Polizei Bielefeld geht davon aus, dass statt der App sich eine täuschend echt aussehende Webseite geöffnet habe, in die sich die Bielefelderin dann mit Kontonummer und PIN-Geheimzahl anmeldete. Die Täter nutzten inzwischen aktuelle Veränderungen bei den Banken aus, um ihre &bdquo;Legenden“ zu untermauern und nachvollziehbarer zu machen. Die Art des SMS-Betruges nennt man übrigens &bdquo;Smishing“ (Kombination aus SMS und Phishing). Auf ihrer gefälschten Seite sehen die Täter die Daten der Bielefelderin Die Täter werden auf ihrer Täuschungsseite live über die Eingabe solcher Kontodaten informiert und loggen sich mit diesen Daten dann heimlich in das fremde Konto ein. &bdquo;Auf meinem Handy erschienen dagegen seitenweise Geschäftsbedingungen, die ich mit einer TAN bestätigen und damit die App aktualisieren sollte“, berichtet die Bielefelderin. Die sechsstellige sogenannte Transaktionsnummer (TAN) gilt für Online-Kunden als einmaliges Kennwort für angeforderte Aktionen. Während Jessica Schäfer dachte, sie würde mit der TAN ihre App wieder auf den neuesten Stand bringen, bestätigten die Täter die Freigabe einer mobilen oder digitalen Bezahloption - etwa für Handy-Bezahlung. &bdquo;Und genau das ärgert mich“, sagt die 53-Jährige. &bdquo;Die Bank hat diese Option für eine fremde Handynummer freigegeben. Dabei war der Bank meine Handynummer bekannt.“ 33 Abhebungen bei Lidl in Bielefeld, im Kreis Minden-Lübbecke, Gütersloh und Soest Die Täter nutzen diesen illegal erworbenen Kontozugriff, um mindestens 33-mal beim Discounter Lidl einzukaufen - im Kreis Minden-Lübbecke, im Kreis Gütersloh und im Kreis Soest. Es handelt sich jeweils um Einkäufe im Wert von 120 bis 240 Euro. Vermutlich handelt es sich um Summen, die klein genug sind, um nicht sofort bei Sicherheitsscans der Bank aufzufallen. Trotzdem nimmt ein Mitarbeiter der Bank am Folgetag bereits mit der Bielefelderin Kontakt auf. Die Unregelmäßigkeiten seien aufgefallen, die digitale Bezahloption sei nun gesperrt. Trotzdem ließen sich die 33 Abbuchungen nicht mehr rückgängig machen. Das sei nur bei Lastschriftverfahren möglich. Zahlungen per EC-Karte oder vergleichbarer Zahlungsmittel werden sofort getätigt und können schon nach wenigen Stunden nicht mehr storniert werden - zumal die Zahlungen &bdquo;ordnungsgemäß autorisiert“ worden seien. Die Bank wies die Forderungen nach einer Erstattung des Verlustes zurück. Beweislast für grobe Fahrlässigkeit liegt bei der Bank Zusätzlich ärgert Kundin Jessica Schäfer, dass der Dispo-Kredit ihres Kontos in der Vergangenheit ohne ihren Wunsch von 500 auf 6.300 Euro erhöht wurde. &bdquo;Das habe ich erst durch die fremden Abbuchungen bemerkt. So war es den Tätern möglich, tief in meinen Dispo zu gehen.“ Die Bielefelderin will sich nun gegen die abblockende Reaktion ihrer Bank wehren: &bdquo;Die stellen mich jetzt als dumm dar.“ Die Abbuchungen fanden schließlich ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen statt. Lediglich grob fahrlässiges Verschulden des Kunden nimmt die Bank aus der Pflicht, den Verlust zur erstatten. Jessica Schäfers Rechtsanwältin Daliborka Djukic-Schröder betont: &bdquo;Den Beweis für eine grobe Fahrlässigkeit trägt die Bank.“ Juristischer Streit: Ist der Klick auf einen Phishing-Link grob fahrlässig? In einem Urteil hat das Landgericht Kiel sich in einem vergleichbaren Fall auf die Seite des Verbrauchers gestellt. Die Bank habe dort nicht beweisen können, dass die sensiblen Zugangsdaten des Kunden unsicher aufbewahrt worden sind. Nur weil PIN und TAN eingesetzt wurden, könne die Bank nicht automatisch nachlässigen Umgang unterstellen. In anderen Fällen wird hingegen schon das Klicken auf Links in Phishings-Mails sehr wohl als grob fahrlässig eingestuft (OLG Hamm). In einem dritten Fall hat das OLG Oldenburg dem klagenden Bankkunden vorgeworfen, den angegebenen Zweck der benutzten Transaktionsnummer nicht nochmals überprüft zu haben. Dieser hatte übersehen, dass er eine 8.000-Euro-Überweisung tätige und nicht - wie angekündigt- eine Testüberweisung. Das rät die Polizei Bielefeld Polizeisprecher Fabian Rickel appelliert an das gesunde Misstrauen der Menschen: &bdquo;Ein Link in einer E-Mail oder SMS ist immer verdächtig. Da sollte man nicht draufklicken.“ Im Zweifel sei es sicherer, bei der Bank anzurufen und sich der Richtigkeit der Nachricht zu versichern. &bdquo;Ohne Rückversicherung sollte man nicht loslegen.“

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