Bielefelderin verklagt nach SMS-Betrug ihre Bank – und erhält Schadenersatz

Bielefeld/Münster. Dass die PSD-Bank in Westfalen im Sommer 2023 den Namen wechselte und von nun an &bdquo;VR-Bank Westfalen-Lippe“ heißen sollte, hat Jessica Schäfer (Namen geändert) teuer bezahlen müssen. Die Bielefelderin ging davon aus, dass die erhaltene SMS mit der Umstellung zu tun habe, und tappte in die Falle von Kriminellen. 6.872 Euro verlor sie dadurch. In einem Rechtsstreit vor dem Landgericht Münster erstritt die Kundin nun aber eine Rückzahlung von 3.000 Euro. Die Bielefelder Rechtsanwältin Daliborka Djukic-Schröder spricht von einem Erfolg für die Verbraucher. Denn die VR-Bank – Teil des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken – hatte sich in dem Fall bis dahin quergestellt. Das Geldinstitut hatte im Zuge der Umfirmierung alle Kunden darauf hingewiesen, dass die Banking-App weiter funktionieren würde. &bdquo;Bei Änderungsbedarf kommen wir auf Sie zu“, hieß es auf der Webseite der Genossenschaftsbank. Als Jessica Schäfer per SMS den Hinweis bekam, dass ihre Banking-App auslaufen würde, hegte sie daher keinen Zweifel und klickte vermeintlich auf den Link ihrer Bank. Lesen Sie dazu: Gefälschte SMS: Bielefelderin um 7.000 Euro betrogen 33 illegale Abhebungen vom Bielefelder Konto Doch weit gefehlt. Betrüger hatten die Verunsicherung der Kunden erkannt und Tausende gleichlautende SMS-Nachrichten verschickt. Wer auf den Link klickte – die Täter hatten eine täuschend echte Kopie der Bankseite erschaffen – bei dem öffnete sich am Handy scheinbar die Banking-Seite und die legte seitenlange Geschäftsbedingungen vor. Die Kundin sollte diese mit mehreren Transaktionsnummern (TAN) bestätigen, statt mit ihrer Bank zu kommunizieren. Im Hintergrund nutzten die Betrüger die eingetippten Freigabenummern, um ihr eigenes Handy für das Konto der Bielefelderin freizuschalten. Plötzlich hatten also Fremde Zugriff auf das Konto von Jessica Schäfer und die nutzten das reichlich aus. Mindestens 33 Mal kauften die Täter anschließend bei verschiedenen Lidl-Märkten in den Kreisen Gütersloh, Minden-Lübbecke und Soest ein. Die Einkaufssumme blieb immer klein genug, um unter dem Kontrollradar der Banken zu bleiben. Trotzdem wurden in Summe 6.872 Euro abgehoben. Obwohl ein Bankmitarbeiter am Folgetag Kontakt mit der Bielefelderin aufnahm und der Kundin mitteilte, dass ihre mobile Bezahloption wegen auffallender Unregelmäßigkeiten gesperrt worden sei, ließen sich die 33 Lidl-Abhebungen nicht mehr rückgängig machen. Das sei nur bei Lastschriftverfahren möglich, hieß es. Handyzahlungen seien wie EC-Kartenzahlung nach wenigen Stunden nicht mehr stornierbar. Auch interessant: SMS-Abzocke hat Bankkunden im Visier – so schütze ich mich Die Bank hatte den Dispokredit zuvor hochgesetzt Schäfers hoher Verlust wurde erst möglich, weil die VR-Bank ohne ihr Wissen den Dispokredit des Kontos von 500 auf 6.300 Euro hochgesetzt hatte. Diese Möglichkeit ist in den Geschäftsbedingungen so zu finden. &bdquo;Das habe ich erst durch den Betrug bemerkt“, sagt die Kundin. Sie nahm sich eine Anwältin und verklagte die VR-Bank auf Schadenersatz. Anwältin Djukic-Schröder argumentierte, dass angesichts des professionellen Vorgehens der Täter ihrer Mandantin kein grob fahrlässiges Fehlverhalten vorzuwerfen sei. &bdquo;Ich werfe vielmehr der Bank vor, dass sie nach den auffälligen Buchungen im Minutentakt an den verschiedensten Orten am nächsten Tag keine weiteren Abhebungen verhindert hat.“ Am ersten Tag seien 3.800 Euro abgebucht worden, am Folgetag sei nochmals für 2.980 Euro eingekauft worden. Und das, obwohl die Bank die Unregelmäßigkeiten bereits erkannt haben soll. Die Anwältin betont: &bdquo;Erst nach 27 Stunden sind die Abhebungen gestoppt worden.“ In der Gerichtsverhandlung habe auch der Richter auf Versäumnisse der Bank hingewiesen, berichtet die Anwältin. Trotzdem lehnte die Bank den Vergleichsvorschlag des Landgerichts Münster ab. Schließlich einigten sich beide Seiten auf eine Zahlung von 3.000 Euro. Die Bank hat damit eine Anerkennung einer Schuld verhindert, für Jessica Schäfer ist die Zahlung &bdquo;ein unerwartetes, aber wirklich tolles Weihnachtsgeschenk“. Und die Anwältin betont, dass der Fall zeige, &bdquo;dass es sich auch im Streit mit den großen Banken lohnt, um die eigenen Rechte zu kämpfen“. Lesen Sie auch: IT-Sicherheit: So können Sie sich und Ihre Daten im Internet schützen

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