Bielefeld stimmt für die nationale Gedenkstätte "Stalag 326"

Bielefeld. Um das Erbe des Nazi-Terrors wird in diesen Tagen in Ostwestfalen-Lippe hart gerungen. Es geht um die Unterstützung eines mehr als 60 Millionen Euro teuren Projekts, mit dem aus der kleinen Gedenkstätte Stalag 326 im benachbarten Schloß Holte-Stukenbrock eine von nationaler Bedeutung werden soll. In der an die Kriegsgräuel in einem der größten, wenn nicht gar dem größten Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht auf deutschen Boden erinnert werden soll. Auf dem benachbarten Sowjetischen Ehrenfriedhof sollen bis zu 65.000 Opfer verscharrt worden sein. Das Projekt steht nach jahrelangen Verhandlungen und auf der Zielgeraden nun auf der Kippe – doch die Bielefelder stehen zu ihrem Wort. Die kommunale Familie in OWL soll nach neuesten Verhandlungen 25 Prozent der vier Millionen Euro jährlichen Betriebskosten aufbringen. Aber gerade der Kreistag des Kreises Gütersloh, in dem die Gedenkstätte liegt, hat es mit einer Mehrheit von CDU, FWG/UWG und AfD kürzlich abgelehnt, sich mit 400.000 Euro zu beteiligen. Damit steht das Projekt vor dem Aus, obwohl der Bund bereits 25 Millionen Eur zugesagt hatte, das Land 29 Millionen und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zehn Millionen Euro. Der Finanzausschuss der Stadt Bielefeld hat sich, vorbehaltlich der Ratsentscheidung Anfang November, einstimmig für die Weiterentwicklung der Gedenkstätte Stalag 326 ausgesprochen und für eine Beteiligung an den Betriebskosten von 3 Prozent ab 2030, maximal 138.000 Euro, ausgesprochen. Ab kommenden Jahr sichern die Bielefelder eine Beteiligung in Höhe von 10.000 Euro an den Vorlaufkosten nach Gründung einer Gedenkstätten-Stiftung zu. Bislang haben auch die Kreise Herford (120.000 Euro), Paderborn (180.000) und Minden-Lübbecke (93.000) zugesagt, die Stadt Höxter 10.000 Euro. Björn Klaus bedauerte, dass dieses für die SPD &bdquo;so wichtige Projekt ins Straucheln geraten ist“. Dabei sei die kommunale 25-Prozent-Beteiligung tragfähig. &bdquo;Ich hoffe sehr, dass wir zu einem guten Ende und zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung kommen.“ Auch Detlef Werner (CDU) war wichtig, dass sich Bielefeld in geplanter Höhe einbringt. Ihm sei es auch als Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft wichtig, dass die Gedenkstätte kommt. Denn im Stalag 326 seien nicht nur russische Fremdarbeiter interniert worden, sondern auch Fremdarbeiter anderer Nationen. Auch die Grünen, Die Partei und die FDP begrüßten das Projekt. Allerdings, so Gregor vom Braucke, würden die Liberalen es angesichts der Kosten weiterhin kritisch begleiten. Maximilian Kneller von der AfD enthielt sich. Angesichts der Kostenexplosion für die Gedenkstätte sei der Beschluss der Gütersloher &bdquo;völlig nachvollziehbar“. Es köchele schon lange unter der Decke des LWL, weil es so teuer werden soll. &bdquo;Es geht nicht um jeden Preis.“ Daher werde die AfD erst entscheiden, wenn fertig geplant sei. Nach dem Negativ-Beschluss des Gütersloher Kreistages und der drohenden Gefahr des endgültigen Scheiterns hat der Förderverein, der mit übermäßigem ehrenamtlichen Engagement bislang die Gedenkstätte am Leben erhält, seine Arbeit auch aus Protest eingestellt. Der Bielefelder Geschichtswissenschaftler Felix Tiemann hat eine Online-Petition auf der Plattform &bdquo;change.org“ gestartet, mit der der Kreis Gütersoh aufgefordert werden soll, über die anteilige Finanzierung erneut zu beraten, &bdquo;um das Gedenken an nationalsozialistische Verbrechen in seiner lokalen Dimension“ zu sichern und zu vermitteln. Mehr als 35.000 Menschen haben diese Petition seit dem 1. Oktober bereits unterzeichnet. Auch Staatsministerin Claudia Roth will das Aus der Gedenkstätte Stalag 326 auf alle Fälle abwenden.

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