Bielefelderin hilft Familie nach schwerem Unwetter in Griechenland

Bielefeld. Das ganze Dorf steht unter Wasser. Getränkte Matratzen, vollgeschlammte Häuser. Panagiota Genou, gebürtige Bielefelderin, reist einmal im Jahr in das kleine Dorf Fotada mitten in Thessalien, um ihre griechischen Wurzeln zu erkunden und ihre Großeltern zu besuchen. Der diesjährige Sommerurlaub verlief anders, als geplant. Vor gut einem Monat zog das Unwetter über Thessalien. Knapp drei Wochen später, am vergangenem Samstag, erfolgten die Großangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel, bei dem mindestens 200 Menschen ums Leben kamen. Dadurch wurde die Situation in Griechenland vorübergehend aus den Augen verloren. Die Umstände in Thessalien sind weiterhin tragisch. Panagiota hat die Überschwemmungen vor Ort miterlebt. &bdquo;Die Menschen haben alles verloren“. Nach einer Woche Sommerurlaub ging es mit dem Unwetter los. Die eingepackten Sommerkleider wurden in Gummistiefel eingetauscht. Starkregen und Gewitter standen eine Woche lang auf dem Tagesprogramm. &bdquo;So viel Regen am Stück ist sehr untypisch für Griechenland, erst recht zu dieser Jahreszeit“, erklärt die 31-jährige. Durch das Dorf fließt der Fluss Pinios, der immer voller wurde. Nach einer Woche war er so voll, dass er anfing überzulaufen. &bdquo;Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Wasser die ersten Häuser erreicht“. Schlammflut im Haus Die rund 400 Dorfbewohner versammelten sich im Ortskern, dort steht das höchste Gebäude, auf dem Rettung gesucht wurde. Einen Tag lang verbrachten die Menschen auf dem Dach des Gebäudes und mussten zusehen, wie ihr Hab und Gut zugrunde ging. Als das Unwetter überstanden war, war vom Rasen ihres Gartens nichts mehr zu sehen. Das ganze Grundstück wurde von einem braunen Schleier überzogen. Knietief stand der Schlamm in den Zimmern des Hauses. Der Schock war groß, doch es musste weitergehen. &bdquo;Wir haben nicht groß nachgedacht, sondern einfach angefangen aufzuräumen“. Es ist nicht das erste Mal, dass das Dorf von so einer Unwetterkatastrophe betroffen ist. 2016 gab es schon einmal eine solche Überschwemmung. Damals wurde den Dorfbewohnern versprochen, dass Maßnahmen getroffen werden, damit so etwas in Zukunft nicht nochmal passiert. Spätestes heute wissen sie, dass es bloß leere Versprechungen waren. Knapp 40 Kilometer weiter liegen die Dörfer Palamas und Karditsa. Sie wurden noch schwerer von dem Unwetter getroffen, die Häuser wurden ausnahmslos überschwemmt, einige Menschen kamen ums Leben. Drei Tage ohne Strom und Wasser Jeder Haushalt des Dorfes bekam eine Abfindung in Höhe von 6.600 Euro. Das Geld kam schnell bei den Großeltern von Panagiota an. Andere Familien hatten nicht so viel Glück, sie warten heute noch auf ihre Abfindung. Jeder Haushalt aus dem Dorf hat diese Entschädigung bekommen, auch jene, die gar nicht von der Überschwemmung betroffen waren. &bdquo;Das finde ich unfair. Es kamen sogar Gutachter, die sich den Schaden vor Ort angeguckt haben, trotzdem hat jeder Haushalt, unabhängig vom Schaden, gleich viel Geld bekommen.“ Panagiota hätte sich gewünscht, dass das Geld fairer aufgeteilt worden wäre. Die Häuser, die weiter vom Fluss entfernt, oder höher am Hang stehen, wurden deutlich weniger beschädigt, als die Häuser, direkt an dem Fluss. Von denen war zwischenzeitig nur noch die Dachspitze zu sehen. Drei Tage hatte das Dorf kein Strom und kein Wasser. Danach gab es immer wieder Probleme. &bdquo;Es hat immer nur eins von beidem funktioniert, im unregelmäßigem Wechsel.“ Das Unwetter hat für viele Schicksalsschläge im Dorf geführt. Bei den meisten Bewohnern handelt es sich um ältere Personen, hauptsächlich Bauern. Die Überschwemmungen hat für viele die Ernte zerstört, auch Nutztiere wie Hühner mussten durch die Flut sterben. Die Großeltern von Panagiota trocknen das Jahr über Holz, um im Winter heizen zu können. Jetzt ist das ganze Holz nass und nicht mehr zu gebrauchen. Zwei Tage nach dem Unwetter hat Panagiota einen Hilferuf auf Facebook gestartet. Dadurch erhielt sie von benachbarten Städten einige Sachspenden und Lebensmittel. Es existiert außerdem ein Spendenlink, über den es möglich ist, Panagiota und ihre Großeltern finanziell zu unterstützen. &bdquo;Ich bin super stolz auf meine Großeltern. Es ist jetzt das zweite Mal, dass sie ihr Zuhause verloren haben und mit eigenen Händen wieder aufbauen müssen“.

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