Bielefeld hat jetzt eines der modernsten Kinderkrankenhäuser Deutschlands

Bielefeld. Xandro ist einer der ersten an diesem siebten Umzugstag. Der Zehnjährige, der bei einem Lkw-Unfall im August schwer verletzt worden war, hat sich sein Zimmer auf der chirurgischen Station des neuen Kinderzentrums des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) selbst aussuchen dürfen. Es ist eines der modernsten Kinderkrankenhäuser in ganz Deutschland. Alles ist hier schöner, neuer und technisch auf dem neusten Stand. Doch für Xandro sind das Beste die großen Fenster zum Parkplatz hin neben seinem Bett. &bdquo;Dann kann ich immer sofort sehen, wenn meine Mama und mein Bruder kommen.“ 15 Tage, 7 Kinderstationen, dazu OPs, Labore, Ambulanzen – es ist eine enorme konzertierte Kraftanstrengung, mit der das für rund 100 Millionen Euro erbaute Kinderzentrum jetzt bezogen und in Betrieb genommen wird. In der neuen Notaufnahme stapeln sich am Dienstag (10. Oktober 2023) gegen 11 Uhr noch Verbandmaterial und Kanülen in Kisten. Seit 7.30 Uhr läuft heute der Umzug. &bdquo;Um 17 Uhr wollen wir hier voll funktionsfähig sein“, sagt Sebastian Gaus, ärztlicher Leiter der Notaufnahme für Kinder, die hier alle kurz Noki nennen. Neben Notaufnahme und Kinderchirurgie zieht an diesem Tag auch die Kinderintensivstation um. Alle drei Stationen waren seit 2019 im Haus Gilead I gut 400 Meter weiter untergebracht. Umziehen müssen auch kleine Patientinnen und Patienten mit Schwerbehinderung, die intensiv beatmet werden. Team aus Ärzten, Rettungskräften, Pflegern verlegt junge Intensivpatienten Ein Team aus Rettungskräften, Pflegern und Ärzten arbeite dabei Hand in Hand, sagt Eckard Hamelmann, Ärztlicher Direktor am Kinderzentrum Bethel. Andere Kinder wie Xandro können den Weg mit dem Rollstuhl zurücklegen oder wechseln per Taxi- oder Krankenfahrt das Gebäude. &bdquo;Wir verlegen heute um die 15 Kinder in enger Absprache mit der Feuerwehr.“ Es ist der anspruchsvollste Tag des aufwendigen Umzugs, der am 28. September gestartet war. Den Anfang hatten Mitarbeiterbüros und Verwaltung gemacht, auch Ambulanzen und Tageskliniken sowie die Endoskopie und Radiologie für Kinder und Jugendliche sind schon unterm neuen Dach. Als nächstes würden noch Gastroenterologie und Pneumologie, Neuropädiatrie und die Onkologiebereiche aus dem Haus 2 am Grenzweg 14 ins neue Kinderzentrum verlegt, erklärt Hamelmann. &bdquo;Das wird einfacher, weil wir dabei den neuen Verbindungsgang zwischen Haus 2 und Kinderzentrum nutzen können.“ Am 12. Oktober sei mit der Verlegung der Neu- und Frühgeborenenstation dann der Umzug geschafft. Vor allem stressfrei soll der Umzug für Patienten und Eltern sein Lili Mester macht ihr Betheljahr in der Pflege und schiebt den zehnjährigen Xandro, der sich auf seinen neuen Ausblick freut, vorbei am Empfangstresen zu den Fahrstühlen. Hinter dem Tresen sitzt Nicole Langner und beantwortet unermüdlich Fragen – nicht nur die von Besuchern, sondern auch die der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. &bdquo;Meistens geht es darum, wo etwas ist – die Teeküche zum Beispiel oder die Umkleiden.“ Für die Pflegekräfte sei es &bdquo;der Tag der Tage“, auf den sich alle seit langem vorbereitet hätten, sagt Phoebe Rubia. Die 34-Jährige leitet das pflegerische Team in der Kinder- und Jugendmedizin des EvKB. &bdquo;Alle sind aufgeregt, weil es jetzt endlich losgeht.“ Eine der wohl wichtigsten Umzugskisten trägt Intensivpflegerin Lisa Riepe selbst aus Gilead I herüber. &bdquo;Das sind die Medikamente für die Intensivmedizin, die wir heute noch benötigen werden.“ Auf dem Flur der Kinderchirurgie flitzt bereits ein kleines Mädchen mit dem Rutschauto zur nächsten Untersuchung. Eine Pflegerin schiebt den Infusionsständer hinterher, während ein Handwerkerteam letzte Änderungen an den schweren Krankenhaustüren vornimmt. &bdquo;Es gibt noch viele Kleinigkeiten, um die wir uns kümmern müssen, die jetzt erst beim Umzug auffallen“, sagt Hamelmann, doch im Großen und Ganzen sei alles nach Plan gelaufen. &bdquo;Stressfrei und ohne Belastung für die Patienten und ihre Eltern, das ist das Wichtigste.“ Xandro (10) wurde beim Spielen von einem Lkw schwer verletzt Ganz bewusst sei der Umzug für die Herbstferien geplant worden, erklärt der Ärztliche Direktor. Dann kämen erfahrungsgemäß weniger Notfälle rein. Die Aufnahme nicht-akuter Fälle sei zudem vorab heruntergefahren, die Belegung auf das notwendigste reduziert worden. Nur etwa 80 Patienten müssten nun verlegt werden. Insgesamt stehen im Kinderzentrum 146 Betten zur Verfügung. Eins gehört jetzt Xandro aus Oelde, der angekommen im neuen Zimmer seine Geschichte erzählt. &bdquo;Ich habe mit Freunden am 28. August bei uns in der Stichstraße zusammen Ball gespielt.“ Dann sei der Ball auf die Straße gerollt und er hinterhergelaufen. &bdquo;Ein Mann ist mit seinem Lkw losgefahren, hat aber dabei nach hinten geschaut und mich nicht gesehen.“ Beide Beine des Zehnjährigen werden überrollt, es folgen Wochen auf der Intensivstation. Lesen Sie auch:Bielefelder Kinderärzte und Nothelfer klären auf: Wann Kinder in Arztpraxis oder Notaufnahme gehören Noch immer sind Beine und Füße eingegipst. Ob er Weihnachten zu Hause sein wird? Das weiß Xandro noch nicht. Vielleicht dürfe er bald für ein paar Urlaubstage heim. Durch das Fenster im neuen Zimmer kann er jetzt das Kommen und Gehen der Umzugshelfer beobachten. Bis seine Mutter wieder kommt. Eltern, die ihre Kinder in die Notaufnahme bringen müssen, finden diese ab sofort im neuen Kinderzentrum am Grenzweg 10, im Foyer direkt neben dem Haupteingang.

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