Bielefelder Eltern wollen mehr Geld für Realschulen - und wenden sich an den Landtag

Bielefeld. Es könne einfach nicht sein, dass Kinder quer durch die Stadt fahren müssen, schon jetzt etliche Realschulplätze fehlten und die Stadt diese Schulform einfach weiterhin stiefmütterlich behandele und benachteilige, sagt Katrin Ernst. Seit 2017 kämpft die zweifache Mutter für Bielefelder Realschulen, hat einen Anwalt eingeschaltet. Aber die vielen Argumente würden von der Stadt einfach abgeblockt. Auch bei der Bezirksregierung sei sie bisher nicht weitergekommen. Deshalb wendet sie sich jetzt an den Petitionsausschuss des Landtags. Der "hilft bei Ärger mit Behörden weiter", so die Beschreibung auf der Infoseite im Internet. Bereits vor sieben Jahren hat sich der Sprecherrat der Bielefelder Realschulen gegründet, "weil die Stadt Bielefeld sich auf den Weg machte, der Reihe nach Bielefelder Realschulen zu schließen, nachdem die Hauptschulen abgewickelt geworden waren", sagt Ernst. Und das, obwohl die Realschulen in Bielefeld die beliebteste Schulform unter den städtischen Schulen sind. Die Benachteiligung verstoße gegen das Schulgesetz. Um die Attraktivität der Gesamt- und Sekundarschulen zu steigern, lenke die Stadt Finanzströme und Aktivitäten der Stadtverwaltung und des für die Schulgebäude zuständigen Immobilienservicebetriebs Bielefeld (ISB) auf diese beiden Schulformen. Aufgrund der teuren, aufwendigen Neubauten für die Gesamtschule Rosenhöhe und die Martin-Niemöller-Gesamtschule würden zugesagte Projekte an anderen Schulformen in der Stadt zurückgestellt. "Bei uns an der Gertrud-Bäumer-Realschule hat die Schulsozialarbeiterin schließlich zusammen mit den Schülern die Klassenräume gestrichen", berichtet Ernst. Fehlende Fachräume und Mensen, Container als Ersatz für fehlende Klassenzimmer, die gleichzeitig den Schulhof verkleinerten: Das werde nicht nur an Grundschulen zum Normalzustand. Anwalt kritisiert einige Punkte an der Bielefelder Schulentwicklungsplanung Der beauftragte Anwalt kritisiert einige Punkte an der Bielefelder Schulentwicklungsplanung (SEP). Der prognostizierte Rückgang der Realschülerzahlen um 152 zum Schuljahr 2029/30 etwa erscheine spekulativ und ziel- und ergebnisorientiert entstanden zu sein. Warum es trotz reduzierter Realschulplätze, wie etwa durch die Schließung der großen Kuhlo-Realschule zum Ende vergangenen Schuljahres, und insgesamt steigender Schülerzahlen und großem Interesse an Realschulplätzen trotzdem dort weniger Schüler werden sollen, sei absolut unverständlich, ergänzt Ernst. Wie berichtet, gab es zu diesem Schuljahr einen regelrechten Run auf die Bielefelder Realschulen. Mit 909 Anmeldungen war die Schulform die beliebteste bei den städtischen Schulen. Stadtweit gab es 45 mehr Anmeldungen als Plätze. Dass einige Familien nach der Absage ihrer Wunschrealschule vor Ort dann doch zu einer anderen Schulform umschwenken, zeigen die aktuellen Zahlen: 909 Kinder wurden in diesem Jahr erst einmal an einer Realschule angemeldet, vermeldet die Stadt nach den Hauptanmeldetagen (Stand 23. Februar). Wirklich besuchen jetzt allerdings nur noch 869 Fünftklässler diese Schulform. Die städtischen Gesamtschulen hingegen hatten insgesamt Ende Februar laut Zahlen der Stadt 406 Anmeldungen, verzeichnen jetzt aber insgesamt 477 Schüler. Stadt Bielefeld soll den im Schulgesetz verbrieften Willen der Eltern respektieren "Wir bitten den Petitionsausschuss um Unterstützung, dass der im Schulgesetz verbriefte Wille der Eltern, die Schulträgeraufgabe und das schulische Angebote unter möglichst gleichen Bedingungen wahrgenommen werden können, auch von der Stadt Bielefeld respektiert werden", sagt Ernst. Darüber hinaus forderten die Realschuleltern, "dass die nun offenkundigen fehlerhaften Annahmen im Bielefelder Schulentwicklungsplan korrigiert werden, um weitere schulpolitische Fehlentwicklungen in Bielefeld abzuwenden". Sie seine sehr gespannt auf die Antwort aus Düsseldorf. Es gehe nicht um die eigenen Kinder, ergänzt Ernst. Die hätten bereits oder haben bald die Schule erfolgreich abgeschlossen. "Aber es ist einfach ungerecht und die Leidtragenden sind die Kinder und Familien, die entweder unnötig lange Schulwege in Kauf nehmen müssen, oder sich dann doch für eine andere Schulform entscheiden, weil die zumindest nicht ganz so weit weg ist", ergänzt Ernst.

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