Klinikum Bielefeld: Aufsichtsrat sorgt sich um den Ruf des Krankenhauses

Bielefeld. Die Tagesordnung der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Freitag im Klinikum Bielefeld fiel äußerst knapp aus: Punkt 1: Begrüßung, Punkt 2: Personalia. Nachdem der Ärztliche Direktor des kommunalen Krankenhauses, Holger Sudhoff, zum 31. März 2024 gekündigt hatte, sollte über die Gründe debattiert werden und darüber, wie es weitergeht. Sudhoff hatte seine Kündigung schriftlich eingereicht, weil er mit dem Sparkurs des Hauses und dem Führungsstil von Geschäftsführer Michael Ackermann nicht einverstanden war. Was am Freitag hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde, sollte nicht an die Öffentlichkeit dringen. Die Aufsichtsratsmitglieder sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Sprechen durfte nur der Aufsichtsratsvorsitzende, der CDU-Kommunalpolitiker Detlef Werner. &bdquo;Der Aufsichtsrat hat die Umstände der Kündigung von Herrn Prof. Sudhoff zur Kenntnis genommen und weitere Zukunftsthemen diskutiert“, sagte der am Ende knapp. Ein Antrag, in dem ein Mediationsverfahren zwischen Ackermann und Sudhoff angeregt wurde, soll zurückgezogen worden sein. Einige Teilnehmer mussten urlaubsbedingt über die Kommunikationsplattform Teams zugeschaltet werden. Sudhoffs Kündigung hat auch Konsequenzen für die Medizinische Fakultät der Universität Bielefeld, denn das Klinikum ist auch Universitätsklinik, und Sudhoff besetzt zurzeit noch die Professur in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Die Verträge der Kliniker seien gekoppelt, erklärte jetzt auf Anfrage Uni-Rektor Gerhard Sagerer. &bdquo;Das war uns auch wichtig, weil es eine klinische Professur natürlich nicht ohne Klinik geben kann.“ Mit dem Wegfall seines Vertrags als HNO-Chefarzt am Klinikum Bielefeld falle für Sudhoff auch seine Professorenstelle an der Medizinischen Fakultät weg. &bdquo;Gerade im Universitätsbetrieb ist es nicht unüblich, dass jemand geht.“ Die Umstände seien sicherlich nicht schön. &bdquo;Ich weiß aber zu wenig über die internen Abläufe und wo da die Spannungen lagen, um es kommentieren zu können“, so Sagerer weiter. &bdquo;Aber ich bedaure es, dass Herr Sudhoff ausscheidet.“ Dieser Umstand werde das Aufbauprojekt der Medizinischen Fakultät OWL jedoch nicht gefährden, die HNO-Professur werde neu ausgeschrieben. &bdquo;Zudem ist die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in der Ausbildung von Medizinstudierenden ein relativ kleines Fach. Die Lehre bekommen wir gut abgebildet, aber für die Forschung ist das Ausscheiden von Sudhoff sicher erst einmal ein Verlust.“ Renommee des Klinikums Bielefeld soll keinen Schaden nehmen Personelle Engpässe und ein zu rigider Sparkurs – das waren die Hauptkritikpunkte Sudhoffs. Hier versucht das Klinikum mit Zahlen gegenzuhalten. 1.918,7 &bdquo;Vollkräfte“, also Vollzeitstellen, habe das Klinikum mit seinen drei Standorten in Mitte, an der Rosenhöhe in Brackwede und in Halle aktuell. 2018 seien es 1.705,8 gewesen. Die Zahl der Beschäftigten im ärztlichen Dienst sei im gleichen Zeitraum von 344,8 auf 357,2 angewachsen. Im Pflegedienst gab es 2022 673,2 Stellen, zwei weniger als vier Jahre zuvor. Zu davon unbesetzten Stellen werden keine Angaben gemacht. Einsparungen beim Personal seien 2023 einzig für den Schreibdienst geplant, wo auf &bdquo;innovative künstliche Intelligenz“ gesetzt werde. Im vergangenen Jahr schloss das Klinikum mit einem positiven Jahresergebnis in Höhe von 179.000 Euro und einem Betriebsergebnis von 2,64 Millionen. Auch in den Vorjahren war die Gewinn- und Verlustrechnung immer leicht positiv ausgefallen – anders als in vielen vergleichbaren Häusern. Der Umsatz lag 2022 bei 282 Millionen Euro. Die Fallzahlen gingen bedingt durch Corona deutlich zurück von 52.719 im Vor-Corona-Jahr 2019 auf 41.569 im vergangenen Jahr, stabilisieren sich langsam aber wieder. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrates ist zu hören, dass man sich dort vor allem um das Renommee des Hauses sorgt, das durch den Konflikt Schaden nehmen könne. Deshalb wird vor allem auch darauf geschaut, wie sich das Klinikum weiterentwickelt. Größte Investition ist aktuell der Neubau der Intensivstation und der Notaufnahme am Standort Mitte. Der Rohbau hat jetzt begonnen. Investiert werden 58 Millionen Euro. Auch die Rolle als Uni-Klinik soll weiter ausgebaut werden. Bislang haben fünf Chefärzte einen Ruf an die Medizinfakultät erhalten. Geplant sind zwölf Professuren. Sechs Berufungsverfahren laufen.

Meistgelesen