Sportlerin sitzt nach Unfall im Rollstuhl – jetzt startet sie noch mal voll durch

Bielefeld. Es ist der 28. Januar 2019. Britta Wend studiert zu diesem Zeitpunkt Sportmanagement und -kommunikation in Köln. Im Akrobatik-Training kommt es zu einem Unfall. Seitdem kann sie nicht mehr richtig laufen. &bdquo;Es sieht aus wie eine Mischung aus kleinem Kind und besoffen sein“, sagt sie. Die meisten Strecken legt sie mit dem Rollstuhl zurück. Wend gewöhnt sich schnell an die neue Situation. &bdquo;Für mich war das irgendwie nicht so schlimm“, sagt sie. Es ärgere sie heute auch immer noch, wenn jemand ihr sage, es sei so toll, wie sie damit umgehe. Das impliziere, dass ihr Leben seit dem Unfall schlechter geworden sei, sagt sie. &bdquo;Aber das ist es nicht.“ Ihr gehe es gut. &bdquo;Meine Behinderung hat mich noch nie gestört.“ Es sei eher das Bild, das die Gesellschaft davon habe. Britta Wend mag ihren Rollstuhl. &bdquo;Er ist ein tolles Hilfsmittel, ich fahre gerne damit“, sagt sie. Zum Fototermin in der Bielefelder City kommt sie mit dem Auto, der Rollstuhl liegt im Kofferraum. Das funktioniert, sie benötigt keinen Extra-Umbau. Dann rollt sie los. &bdquo;Ich muss mit meinen Kräften haushalten.“ Ja, sie werde oft angestarrt, sagt sie. Eine junge, sportliche Frau im Rollstuhl – das passe für viele nicht zusammen. Sie kämpft gegen diese Stigmatisierung an, gemeinsam mit anderen Aktivistinnen tauscht sie sich im Netz aus. Und sie kämpft um die Medaillen, ist ehrgeizig. Sie will es bis nach ganz vorne schaffen. Ihr Vater ist der Ex-Politiker Rainer Wend &bdquo;Sport spielte in meinem Leben schon immer eine große Rolle“, sagt Wend, Tochter des ehemaligen Bielefelder SPD-Bundestagsabgeordneten Rainer Wend. Als Kind ist sie quasi auf dem Tennisplatz aufgewachsen, hat Handball gespielt und geturnt. &bdquo;Das war die einzige Sportart, bei der mich meine Mutter einfach mal abgeben konnte, ohne daneben sitzen zu müssen“, erzählt sie mit einem Lächeln. Sport wird zu ihrer Passion. &bdquo;Irgendwann aber musste ich mich für eine Sportart entscheiden“, sagt sie. Es wurde Handball. Sie schloss sich dem HT SF Senne an, begann nach dem Abi in Köln zu studieren. Dort traf sie auch den Nationaltrainer im Rollstuhltennis. Ein Zufallstreffen. &bdquo;Er erkannte, dass ich Potential habe“, erzählt Wend. Der Beginn einer Karriere. Seit zwei Jahren ist Britta Wend nun auf der internationalen Rollstuhltennis-Tour unterwegs. 20 bis 25 Turniere spielt sie im Jahr, in Spanien, in Italien oder auch in der Türkei. Auf Rang 40 der Weltrangliste Sie ist erfolgreich. In der Weltrangliste wird sie momentan auf Rang 40 gelistet, sie ist hinter Katharina Krüger aus Berlin die zweitbeste Deutsche. &bdquo;Im Prinzip wird wie bei den Fußgängerinnen gespielt“, erzählt sie. Und meint damit die Spielerinnen, die nicht im Rollstuhl sitzen. &bdquo;Aber der Ball darf bei uns zweimal aufkommen, bevor er übers Netz geschlagen wird.“ Tennis ist ihr Leben. Aber es ist auch ein teurer Sport. Das Training, die Reisen zu Turnieren, das alles kostet. Sie bekommt Unterstützung vom Verband, Stipendiengelder, lebt von Preisgeldern, hat Sponsoren, vor allem aus ihrer Heimat Bielefeld. Und, weil ihr Unfall an der Uni passierte, gilt er als Arbeitsunfall, die Versicherung zahlt. Britta Wend lebt mit ihrem Mann in Remscheid. Er arbeitet in Dortmund, sie hat ihren Trainingsmittelpunkt in Köln. Da lag Remscheid irgendwie in der Mitte. Sie kommt noch oft nach Bielefeld. Ein großer Teil ihrer Familie lebt hier, Freunde, ehemalige Mitspielerinnen. &bdquo;Ich bin gerne hier“, sagt sie. So schlägt sie auch neben dem TC Weiden noch für den TC Blau-Weiß-Grün Ummeln auf. Serena Williams ist ihr Vorbild Die Paralympics 2024 in Paris sind ihr großes Ziel, 2028 dann Los Angeles. Und sie will die Nummer eins in Deutschland werden, wie einst die Bielefelderin Sabine Ellerbrock. Serena Williams ist ihr großes Vorbild. Sie mag den aggressiven Spielstil der Amerikanerin, ehemalige Nummer eins im Damen-Tennis. Vielleicht landet da ja auch bald Britta Wend.

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