Rollstuhltennis-Spielerin Britta Wend hat die Paralympics in Los Angeles fest im Blick

Bielefeld. Einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen, ist der Traum vieler Sportler. Auch für Britta Wend. Die Bielefelder Rollstuhltennisspielerin hat die Paralympics 2028 in Los Angeles fest ins Visier genommen. &bdquo;Das ist mein Langzeitziel“, sagt sie. Und dafür arbeitet die 29-Jährige hart. &bdquo;Neben den Tennisstunden gibt es eigentlich jeden Tag eine zweite Einheit im Fitnessstudio mit Kraft- und Ausdauertraining, manchmal ist es auch Yoga“, sagt Wend und spricht von profiähnlichen Bedingungen. Die Zeit auf dem Platz verbringt sie seit diesem Frühjahr fast ausschließlich mit Kai Birck auf der Anlage des Tennispark. Wend ist mit ihrem Mann aus Remscheid zurück in ihre Heimat nach Bielefeld gezogen und brauchte einen Trainer. Birck hatte schon Wends Schwester betreut. Der Kontakt war schnell hergestellt. &bdquo;Ich musste nicht lange überlegen. Wir haben uns getroffen, gesprochen, trainiert. Da war schnell eine Basis da“, sagt Birck. Mittlerweile wirkt das Duo im wahren Wortsinn eingespielt. &bdquo;Britta ist ein toller Mensch, unsere Kommunikation ist immer irgendwo witzig und cool“, sagt Birck. Eine besondere Qualifikation habe er nicht. Aber Vorerfahrung aus seiner Zeit mit der früheren Rollstuhltennisspielerin Sabine Ellerbrock aus Bielefeld. &bdquo;Natürlich ist das Training auch eine Herausforderung für mich. Britta und ich lernen uns besser kennen. Ich lerne jeden Tag dazu und hoffe, dass es umgekehrt auch so ist.“ In den vergangenen Jahren hat sich das Rollstuhltennis weiter entwickelt. Das Niveau ist enorm gestiegen. Vieles sei ähnlich wie beim Training mit Fußgängern, sind sich Birck und Wend einig. Manchmal denkt die Bielefelderin wie eine Fußgängerin Als &bdquo;Fußgänger“ werden die Spieler ohne Beeinträchtigung bezeichnet. &bdquo;Ich glaube schon, dass es teilweise Handwerk für mich ist. Aber es ist auch ein zusätzliches Sportgerät da“, gibt Birck zu bedenken. Fußgänger könnten Richtungswechsel ganz anders vornehmen, als es im Rollstuhl möglich ist: Mit dem kann man Schlagpositionen nur in der Vorwärtsbewegung erreichen: &bdquo;Ich muss mich da immer wieder reindenken und gucken, wie fährt Britta jetzt?“ Sich mit dem Rollstuhl möglichst optimal zum Ball zu positionieren, ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal und eine Herausforderung. Auch wenn der Ball zwei mal auftrumpfen darf. Wend merkt, &bdquo;wie viel ich in da immer noch lernen kann. Gegnerinnen, die schon lange spielen, haben gewisse Vorteile mir gegenüber. Ich denke manchmal noch wie eine Fußgängerin.“ Seit einem Unfall während ihres Sportstudiums im Januar 2019 kann Britta Wend nicht mehr richtig laufen. Beim Akrobatiktraining stürzte sie unglücklich und brach sich einen Lendenwirbel. Sie ist teilweise gelähmt, die meisten Strecken legt sie mit dem Rollstuhl zurück. Es sehe aus wie eine Mischung aus kleinem Kind und besoffen sein, beschrieb sie mal ihre Geh-Bewegung. Lesen Sie auch: Gelähmt nach Unfall: Handballerin wirft ihren allerletzten Siebenmeter Sport hatte für Wend und ihre Familie schon immer eine große Bedeutung. &bdquo;Ich war als kleines Kind regelmäßig auf dem Tennisplatz in Ummeln, wo meine Mutter engagiert war. Meine Schwestern haben viel Sport gemacht, so dass ich entweder auf der Tennisanlage oder in der Handballhalle war.“ Auch ihr Leben sei stark vom Sport geprägt gewesen. Aktiv oder als Zuschauer bei Leistungssportevents. Sie spielte selbst Tennis und später Handball beim HT SF Senne. &bdquo;Deshalb hatte ich mich auch für das Sportstudium entschieden.“ Hat der Sport ihr nach dem Unfall geholfen, wieder positiv zu denken? Wend: &bdquo;Ich war nach dem Unfall nie besonders negativ, weil er erst mal auch nicht so viel Negatives in mein Leben gebracht hat. Aber der Sport war etwas, was ich halt recht schnell weitermachen konnte.“ Ihre Behinderung habe sie nie gestört. Es gehe ihr gut, sagt sie. Lesen Sie auch: Britta Wend will stets raus aus der Komfortzone Kurz nach der Operation fing sie an, mit einem Thera-Band zu trainieren. Dann begann sie das Rollstuhlfahren als sportliche Herausforderung zu sehen. &bdquo;Ich habe schnell gemerkt, dass es anstrengend ist, einen Berg hochzufahren. Dann bin ich erstmal nur Berge hoch und runter gefahren.“ Die Aktivität habe ihr geholfen. Mittlerweile jagt Britta Wend dem Tennisball in ihrem Sport-Rollstuhl beeindruckend schnell hinterher. Dafür gibt es Lob während der Übungsstunden. &bdquo;Sehr, sehr gut, wie du den Ball anfährst“, ruft Kai Birck ihr zu. Der Trainer sagt aber auch beim Aufschlag &bdquo;bleib oben mit dem Kinn“. Noch besser zu werden, ist das gemeinsame Ziel. Hinter Britta Wend liegt schon eine beachtliche Entwicklung. Die Teilnahme an den Paralympics in Paris im vergangenen Jahr hat sie nur knapp verpasst. Um in Los Angeles dabei zu sein, muss sie noch einige Weltranglisten-Plätze klettern. Die jüngsten Erfolgserlebnisse spornen Britta Wend an Aktuell führt die International Tennis Federation (ITF) sie auf Platz 29. Damit liegt sie vor der zweiten deutschen Top-50-Spielerin Katharina Krüger (Rang 34), mit der sie häufiger Doppel und im World-Team-Cup spielt. Am Wochenende erreichte das Duo bei den 35. German Open in Berlin das Halbfinale. Im Einzel schieden beide in der 2. Runde aus. Wend unterlag der Französin Charlotte Fairbank mit 3:6, 7:6, 2:6. &bdquo;Die Ergebnisse gegen Fairbank werden immer knapper“, sagt sie. Etwa 20 bis 25 Turniere spielt sie im Jahr. Kürzlich gewann sie eins in der Schweiz. Britta Wend fährt in einem Automatikwagen selbst zu den Turnieren. Manchmal fliegt sie auch. Die Reisen sind neben dem Honorar für Trainer ein erheblicher Kostenfaktor. Wend wird vom Deutschen Behindertenverband und der Sporthilfe unterstützt. Sie arbeitet zudem in Teilzeit für das Projekt &bdquo;Tennis für alle“. Mit Trainer Kai Birck zum Turnier im Ausland Über gute Resultate bei Wettbewerben der mittleren Kategorie hofft Wend ihre Position zu verbessern. &bdquo;Es ist vorteilhafter, wenn man gesetzt ist, weil das Losglück schon eine Rolle spielt“, sagt Kai Birck. Er will Wend im September auf eines ihrer Turniere in Frankreich, Sardinien oder der Schweiz begleiten. Auch, um seinen Horizont zu erweitern: &bdquo;Die Konkurrenz und auch mal die Männer live zu sehen, ist ganz anders als am Bildschirm.“ In den zurückliegenden Wochen hat Britta Wend Spielerinnen geschlagen, die sie vorher noch nicht besiegen konnte. &bdquo;Solche Erfolgserlebnisse sind ein guter Ansporn für die schwierigen Turniere, die noch kommen.“ Und mit jedem Erfolg kommt sie ihrem großen Ziel Los Angeles einen Schritt näher.

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