"Das stört": Anwohner verhindern Ferienspiele auf Sportplatz in Bielefeld

Bielefeld. &bdquo;Wo sind Bewegungsräume für Kinder? Wir bemühen uns als Verein, den Platz, den wir haben, so effizient wie möglich auszunutzen“, sagt Frank Riedel vom Sportverein SCB 04/26. Vom 24. Juli bis 4. August wollte der Verein auf der Anlage Am Meierteich Ferienspiele für Jungen und Mädchen von sechs bis 13 Jahren anbieten. Das ist aus Lärmschutzgründen nicht möglich. Warum öffentliche Spielplätze, Kitas und Schulhöfe anders bewertet werden, erklärt die SPD-Bundestagsabgeordnete Wiebke Esdar. Die Ungleichbehandlung sorgt bei den Sportlern für Unverständnis. Sie sprechen von &bdquo;Diskriminierung“. &bdquo;Die unterschiedliche Behandlung von Kinderspielplätzen und Sportanlagen ist aus Lärmschutzsicht gut begründet, weil tatsächliche Unterscheidungsmerkmale und deutlich unterschiedliche Geräuschcharakteristiken vorliegen“, heißt es in einer Stellungnahme der Bundestagsabgeordneten. So würden Sportanlagen wegen ihrer Größe und vielfältigen Nutzergruppen und ihrer im Vergleich längeren Nutzungszeit &bdquo;ein deutlich höheres Geräuschpotenzial“ aufweisen. Der Gesetzgeber müsse &bdquo;neben der Möglichkeit zur Sportausübung einen angemessenen Lärmschutz für die Nachbarn von Sportanlagen sicherstellen.“ Privilegierung von Kinderlärm &bdquo;Dann könnten wir ja mit den 45 Kindern auf den benachbarten Spielplatz gehen“, sagt Frank Riedel. Anwohner an Spielplätzen hätten keine rechtliche Handhabe, wenn sie sich durch Lärm gestört fühlen würden. Dies bestätigt Wiebke Esdar: &bdquo;Bei der Regelung der Privilegierung von Kinderlärm im Jahr 2011 hat der Gesetzgeber die Privilegierung der von Kindern ausgehenden Geräusche bewusst auf Kindertageseinrichtungen, Kinderspielplätze und ähnliche Einrichtungen wie beispielsweise Ballspielplätze begrenzt.“ Vor der geltenden Fassung im Bundes-Immissionsschutzgesetz war dies noch anders. An der Grundschule Am Waldschlösschen hatte ein Nachbar die Stadt verklagt. In den Sommermonaten war das Außengelände ein beliebter Treffpunkt für Kinder und Jugendliche. Es kam zu Lärmbelästigungen, die den Anwohner so gestört haben, dass er einen Anwalt einschaltete. Das Verfahren endete 2003 mit einem Vergleich. Zu festgelegten Uhrzeiten mussten die Tore geschlossen werden. Da es mit dem Schließdienst nicht immer klappte, schaltete der Nachbar 2013 erneut das Verwaltungsgericht ein. Nun wurde ein Zwangsgeld fällig, wenn die Zeiten überschritten wurden. Damals gab es heftige Diskussionen zwischen Ortspolitikern, Anwohnern und Eltern. Immer dichtere Bebauung Die Bezirkspolitikerin Ruth Wegner (Grüne) betont, dass Kinder durch die immer dichter werdende Bebauung und Straßen mit zunehmendem Autoverkehr immer weiter eingeschränkt werden. Früher habe sie in der Fahrschule noch gelernt, dass man besonders vorsichtig fahren müsse, weil plötzlich ein Kind einem Ball hinterher rennen könnte. &bdquo;Das gibt es heute nicht mehr, weil Eltern Angst haben, ihre Kinder draußen alleine spielen zu lassen.“ Deshalb sei es wichtig, neue alternative Bewegungsformen zu schaffen. Frank Riedel berichtet, dass die Ferienspielkinder in Gruppen betreut werden: &bdquo;Es halten sich nie alle Jungen und Mädchen zur gleichen Zeit auf einem Platz auf.“ Es gebe zwar Ballspiele, aber auch Workshops, Malwettbewerbe und naturwissenschaftliche Experimente. Zu einer Gruppe würden 10 bis 13 Kinder gehören, die von einem Übungsleiter und Coaches betreut werden würden. Der Sportbetrieb sei zudem für die Dauer der Ferienspiele ausgesetzt. Jetzt müssten Bänke, Zelte, Sportgeräte und Lebensmittel zur Sonnenhellwegschule an der Benzstraße transportiert werden. Der Aufwand sei sehr groß, weil alles jeden Abend wieder abgebaut werden müsse. Warum die Ferienspiele trotz der ebenfalls dichten Bebauung an dem Standort nun dort stattfinden könnten, wissen die Mitglieder des Sportclubs auch nicht. &bdquo;Da hat sich keiner beschwert“, sagt Axel Gerlach. Außergewöhnliche Sportveranstaltungen Beschwerden über zu viel Lärm auf der Anlage Am Meierteich, Ecke Sudbrackstraße gibt es allerdings schon lange. 2018 wurde ein Kompromiss mit dem städtischen Sportamt und der Bezirksregierung Detmold geschlossen. Demnach dürfen jedes Jahr an 18 Tagen &bdquo;außergewöhnliche Sportveranstaltungen“ außerhalb des regulären Sportbetriebs stattfinden. &bdquo;Wir dürften die Ferienspiele deshalb zwar hier stattfinden lassen, die zehn Tage würden dann jedoch von dem Kontingent abgezogen“, so Riedel. Dies würde das Aus für Turniere und Pokalspiele bedeuten. Ruth Wegner bedauert, dass die Bezirksvertretung in dieser Sache nicht tätig werden kann: &bdquo;Wir wollen aber ein Problembewusstsein schaffen. Kinder sind auf Sportvereine angewiesen.“

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