Ältestes Bielefelder Jugendzentrum: Darum ist das JZ Kamp so besonders

Bielefeld. Die Besucher, die das erste Mal ins Kamp kommen, sind leicht zu erkennen: Am staunenden Blick. Ältere Rückkehrer und junge Neuankömmlinge müssen erst einmal sacken lassen, wie gründlich sich das traditionsreiche Jugendzentrum am Niedermühlenkamp verändert hat. &bdquo;Es ist eine sehr warme, wertschätzende und willkommen heißende Atmosphäre“, sagt Michael Schütz, Bereichsleiter der offenen Kinder- und Jugendarbeit bei den Bielefelder Falken, während er selbst noch halb staunend seinen Blick durch den Raum streifen lässt. &bdquo;Das Haus ist wirklich ins 21. Jahrhundert geführt worden.“ Seit einem Vierteljahr hat das JZ Kamp nach rund vierjähriger Umbau-Pause wieder geöffnet, 5,3 Millionen Euro wurden für den Umbau und die Renovierung des 1927 errichteten Gebäudes investiert. Für die Mitarbeiter war dies schon eine lange Zeit – für viele der nun endlich wieder ein- und ausgehenden Kinder und Jugendliche sind vier Jahre wiederum ein beträchtlicher Teil ihres noch jungen Lebens. &bdquo;Das waren insgesamt rund 50 Monate, die das Kamp geschlossen war“, sagt Schütz. &bdquo;Für ein Jugendzentrum ist das fast eine ganze Generation.“ Zusätzlicher Platz ist das große Plus des neuen, alten Kamp Wer vor dem Umbau als 13- oder 14-Jähriger zu den Stammkunden gehörte, kommt jetzt als Volljähriger wieder. Andere Kinder und Jugendliche haben im &bdquo;klassischen“ Alter für Jugendzentren nur die Möglichkeit gehabt, die Ausweichangebote wahrzunehmen, die hauptsächlich in der oft aus allen Nähten platzenden &bdquo;Kampmöhre“ an der Oelmühlenstraße stattfanden – oder mitunter auch im ganzen Stadtgebiet verteilt waren. Die Jugendkulturarbeit fand etwa auch im Stricker in Brackwede statt, queere Gruppen trafen sich eher im Falkendom an der Sudbrackstraße und Tanzangebote wie &bdquo;Connecting Family“ wurden im Grünen Würfel auf dem Kesselbrink angeboten. &bdquo;Da sind bei einigen Workshops bis zu 70 Leute dabei“, sagt Robert Niemeier, Pädagoge und Koordinator des Jugendbereiches. &bdquo;Sie sind daher sehr froh darüber, jetzt hier viel mehr Platz zu haben.“ Der zusätzliche Platz ist ohnehin das große Plus des &bdquo;neuen“ Kamp gegenüber den Provisorien und auch dem alten Jugendzentrum vor dem Umbau. Davon profitieren jetzt vor allem die jüngeren Kinder, die im ersten Obergeschoss einen eigenen Bereich für sich haben, während sich die älteren Jugendlichen im Erdgeschoss treffen können. &bdquo;Das war beispielsweise in der Möhre nicht gegeben“, sagt Michael Schütz. Dort hatten sich irgendwann die Jugendlichen etwas breiter gemacht, als es den jüngeren Besuchern lieb war. &bdquo;Da ist dann leider der Kinderbereich etwas auf der Strecke geblieben.“ Das kann jetzt mit den neuen Möglichkeiten der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Kamp nachgeholt werden. Und nicht nur die jungen Besucher müssen sich noch etwas umgewöhnen. &bdquo;Es ist schon ein Unterschied, ob man wie in der Möhre in einem Bungalow oder in einem so großen viergeschossigen Haus unterwegs ist“, sagt Schütz und grinst. &bdquo;Wir haben schon überlegt, ob wir uns zur besseren Verständigung Walkie-Talkies anschaffen.“ Deutlich weniger Konzerte und Lesungen als früher Inhaltlich setzen die Falken neben den neu hinzugekommenen &bdquo;Empowerment“-Gruppen für junge schwarze Menschen, die im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung entstanden, weiter auf Musik. &bdquo;Das war schon immer das Steckenpferd des Kamp“, sagt Schütz. Die modernen und gut ausgestatteten Proberäume im Keller sind heiß begehrt, Anfragen von Bands gibt es schon reichlich. Was hingegen nicht wiederkehren wird, ist das Kamp als Veranstaltungsort für Konzerte, Lesungen und andere Bühnenauftritte. 80 bis 100 Kulturveranstaltungen hatte es früher jährlich gegeben. &bdquo;Das geht allein wegen der Auflagen schon nicht mehr“, sagt Schütz. Wenn es denn zukünftig abends im Kamp Programm geben wird, dann hauptsächlich von den hauseigenen Gruppen und Bands. Ansonsten gilt weiter, dass den Kindern und Jugendlichen nichts einfach nur vorgesetzt wird. Denn der Vorzug der offenen Kinder- und Jugendarbeit sei gerade die Flexibilität. &bdquo;Wir reagieren hier auf Bedürfnisse und müssen keinem Lehrplan folgen“, sagt Robert Niemeier. Es bringe nichts, irgendwelche Aktionen oder Aktivitäten zu planen, auf die die Jugendlichen dann keine Lust hätten. &bdquo;Und schließlich kommen sie hier in ihrer Freizeit hin“, so Niemeier. &bdquo;Also sollen sie auch entscheiden, was sie machen.“ Mit dem Start Anfang Mai ist das Haus zwar wieder geöffnet, noch sind aber nicht alle Angebote gestartet. So wird beispielsweise der &bdquo;Treff nach 12“, die Übermittagsbetreuung des benachbarten Helmholtz-Gymnasiums, erst nach den Sommerferien starten. Und auch ein offizielles Eröffnungsfest hat es noch nicht gegeben. &bdquo;Das soll am 16. September stattfinden“, sagt Schütz. &bdquo;Bis dahin werden wir alle Umzugskartons ausgepackt und uns hier soweit eingerichtet haben.“ Und bis dahin wird es sicherlich weiter viele staunende Blicke geben.

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