Bielefelder Tierpark Olderdissen geht gegen Tierquälerei vor

Bielefeld. Vielen Tierpark-Besuchern in Bielefeld reicht es nicht, die Tiere anzuschauen. Für sie gehört es zum Erlebnis, sie auch zu füttern. Butterbrote, Essensreste und teils giftige Pflanzen vom Wegesrand landen immer wieder in den Gehegen - und das kann für die Tiere richtig gefährlich werden. Der Tierpark hat das Projekt "gesündere Tiere" gestartet. Wer Müll-Fütterer beobachtet, soll diese umgehend melden. Auch die Pelletfutter-Automaten werden nicht wieder aufgestellt. Dafür gibt es nun eine Alternative. &bdquo;Pellets für Tiere bestehen aus Getreide, Mais und Proteinen. Es ist zusätzliches Kraftfutter“, erläutert Tierpfleger Till Hötker, der für das Schalenwild zuständig ist. &bdquo;Gras ist wie Salat, Pellets sind wie Pommes“, betont Tierparkleiter Benjamin Ibler. Weil Gras gesünder ist, soll in Olderdissen in Zukunft auf Pellets verzichtet werden. &bdquo;Während Corona hatten wir die Futterautomaten gesperrt“, sagt Herbert Linnemann, Leiter der Abteilung Forsten. Beobachtungen hätten seitdem ergeben, dass die Tiere entspannter und ruhiger geworden seien. &bdquo;Sie gieren nicht mehr nach Futter“, erzählt Linnemann. Trotzdem sei der Tierkontakt besonders bei den jüngeren Fans des Heimattierparks wichtig. Ihn ganz einzuschränken sei schwierig. Pellets sind wie Pommes für die Wiederkäuer &bdquo;Deshalb haben wir an den Hirschgehegen Grasraufen aufgestellt“, erklärt Tierpflegemeister Markus Hinker. &bdquo;Was wir zur Verfügung stellen, kann von den Tieren gut verwertet und vertragen werden. Es enthält keine giftigen Inhaltsstoffe.“ Besucher könnten so lange füttern, bis die abgelegte Menge aufgebraucht sei. Nachgelegt werde nicht. &bdquo;Wir appellieren daher an alle, nur so viel zu füttern, dass auch für die nachfolgenden Besucher und Besucherinnen noch etwas übrig bleibt“, betont Benjamin Ibler. Rothirsche seien Wiederkäuer. Die aufgenommene Nahrung werde gespeichert, noch einmal gekaut und dann in kleinen Portionen wieder in die Mundhöhle befördert. Das Gras stamme von den Wiesen, die der Tierpark bewirtschafte. Sie würden von Mai bis Oktober gemäht und die frischen Gräser direkt verfüttert. Da in der Vergangenheit auch schon mal Butterbrote, Möhren oder von Bäumen oder am Wegesrand abgerupfte Blätter in den Gehegen gelandet seien, fordern die Tierpfleger Besucher zur Zivilcourage auf: Wer beobachte, dass Tiere mit fremdem Futter gefüttert werden, könne sich gerne bei der Tierparkleitung melden. "Manche Giftpflanze kann für die Tiere sehr gefährlich werden." Tiere wie Fässer &bdquo;Ich freue mich, dass die Tiere wieder so aussehen wie Tiere, nicht wie Fässer“, sagt Markus Hinker. Der Tierpflegemeister weiß, dass in großen Zoos bereits Fütterungsverbote verhängt worden sind. Besonders nach den Wochenenden hätten in Olderdissen neue Futterberechnungen angestellt werden müssen. Außerdem sei von montags bis mittwochs Schonkost verordnet worden. Neben den Hirschen würden jetzt auch weitere Tiere mit Gras gefüttert, wie Wildschweine, Nutrias oder Meerschweinchen. Am Appetit der Tiere könne der Gesundheitszustand abgelesen werden. Das Rot- und Sikawild erfreut sich offensichtlich bester Gesundheit. Sieben Kälbchen sind seit Anfang Juni zur Welt gekommen. &bdquo;Die Saison ist dieses Jahr offensichtlich durch das kalte Frühjahr verzögert worden“, sagt Ibler. Nach der Brunftzeit im Oktober dauere es in der Regel 24 Wochen bis zur Geburt des Nachwuchses. Die ersten beiden getupften Jungtiere kamen am 3. Juni zur Welt. Dann ging es Schlag auf Schlag. Am vergangenen Donnerstag hüpfte im Rotwildgehege das sechste Mini-Huftier hinter seiner Mutter her. Insgesamt sind es jetzt fünf männliche und ein weibliches Tier. Bei den Sikahirschen zieht bislang nur ein weibliches Kalb die Blicke auf sich. &bdquo;Wir hoffen noch auf weiteren Nachwuchs“, sagt der Tierparkleiter.

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