Hamburger Planungsbüro soll die Bielefelder Innenstadt retten

Bielefeld. Auf dem Boden im Konferenzraum der Stadthalle liegt wie ein Teppich ausgebreitet eine überdimensionale Luftaufnahme von der Bielefelder Innenstadt. Um die geht’s an diesem Nachmittag. Im Gespräch sollen neue Ideen für die City entwickelt werden. Denn die schwächelt. In der Bahnhofstraße gibt es eine Reihe von Leerständen, obwohl sie eine der Topadressen unter den bundesdeutschen Einkaufsmeilen ist. Für die Altstadt wird schon lange nach einem neuen Konzept für mehr Aufenthaltsqualität gesucht. Noch immer sind viele unzufrieden mit dem neuen Jahnplatz, und Kritik gibt es auch nach wie vor am Kesselbrink. Angesichts der Problemlagen hat die Stadt das Hamburger Planungsbüro Urbanista damit beauftragt, eine Innenstadtstrategie zu entwickeln. Ein Fazit: Die Stadt hat viele verborgene Potenziale, aber die müssen sichtbar gemacht werden. Das sagt der Planer Sven Lohmeyer ist Diplom-Ingenieur und arbeitet für Urbanista. Sein Interesse ist, möglichst viele Bielefelderinnen und Bielefelder am Planungsprozess zu beteiligen. Lohmeyer spricht von unterschiedlichen &bdquo;Räumen“, in die sich die Innenstadt unterteilen lasse. Der Alte Markt zum Beispiel sei ein Potenzialraum, ein Ort, wo eigentlich schon alles gut funktioniere, aber man noch mehr herausholen könne. Die Bahnhofstraße bis hinauf bis zum Hauptbahnhof sei dagegen ein Handlungsraum, wo dringend etwas passieren müsse. Und dann gebe es Resonanzräume, wo sich Stadtleben reflektiere. Der Kesselbrink zum Beispiel oder der Emil-Groß-Platz. Das sagt die Wirtschaft Marco Rieso leitet das Referat Handel und Dienstleistung bei der Industrie- und Handelskammer. Er überrascht erst einmal mit der Aussage, dass Bielefeld so bleiben soll, wie es ist. Was er aber damit meint: Die Stadt soll auch künftig so wirtschaftsstark sein wie bisher. Das funktioniere aber nur, wenn in der Innenstadt eine neue Symbiose aus Handel, Gastronomie und kulturellen Angeboten entstehe. Die City müsse zu einem Ort werden, in den die Menschen gerne kämen, um etwas zu erleben. Eben etwas anderes als am PC oder übers Smartphone online einzukaufen. Das sagt der Praktiker Henner Zimmat ist der Vorsitzende der Kaufmannschaft Altstadt. Er weiß genau, wie die Stimmung unter seinen Kolleginnen und Kollegen ist. Und da stehen die Zeichen auf Aufbruch und Veränderung. Zimmat wünscht sich mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Vor allem mehr Grün und mehr Wasserflächen. Orte zum Verweilen. Aber auch großzügige Spielplätze. &bdquo;Inzwischen gibt es viele gute Ansätze“, sagt er. &bdquo;Aber die müssen auch mal umgesetzt werden.“ Für ihn ganz wichtig bleibt die Erreichbarkeit der Innenstadt – mit allen Verkehrsträgern, auch mit dem Auto. Das sagt die Stadt Sven Dodenhoff ist im städtischen Bauamt der Abteilungsleiter für gesamträumliche Planung und Stadtentwicklung. Mit Mitteln aus dem Sofortprogramm Innenstadt des Landes NRW konnte die Stadt das Büro Urbanista beauftragen. Und Dodenhoff hat klare Erwartungen an das Projekt. Die bessere Zusammenführung von Altstadt und Neustadt, also dem Bereich um die Bahnhofstraße, gehört dazu, die Entwicklung eines &bdquo;grünen Zentrums“ und einer &bdquo;lebendigen Mitte“. Dazu gehöre auch das innerstädtische Wohnen. Dodenhoff spricht von einem Prozess, der jetzt in Gang gesetzt worden sei und verweist auf das City-Management, ein gemeinsames Team aus Vertreterinnen von Stadtverwaltung, der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEGE und Bielefeld Marketing, das sich um die Umsetzung kümmere. Und so geht es weiter Am Anfang stand ein Innenstadt-Check, eine Ist-Analyse der City. Dann trafen sich Vertreter aus den Bereichen Handel, Wohnen, Kultur und Soziales. Schließlich wurde in Kleingruppen gearbeitet, waren Bürgerinnen und Bürger zu Stadtspaziergängen eingeladen, um dabei ihre Eindrücke und Erwartungen zu schildern. Im Herbst muss nun die Politik sagen, wie es weitergehen soll. Sven Lohmeyer wird bis dahin die Ergebnisse des bisherigen Prozesses zusammentragen. Eine neu konzipierte &bdquo;Bahnhofsachse“ bis zum Jahnplatz gehört dazu, eine Ost-West-Achse zwischen Emil-Groß-Platz und Kesselbrink. Potenzial sieht Lohmeyer auch in den Altstadtstraßen jenseits der Fußgängerzone und in einem neu angeordneten Museumspark rund um die sanierte Kunsthalle.

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