Fakten statt Bauchgefühl: Bielefeld startet riesige Integrations-Umfrage

Bielefeld. Eine Meinung dazu, ob das Zusammenleben mit Menschen aus aller Welt in Bielefeld funktioniert und ob die Vielfalt mehr Chancen als Konflikte bietet, hat jeder. Verallgemeinert werden konnten diese Einschätzungen und dieses subjektive Erleben von Integration und Diskriminierung bislang allerdings nicht: Es gibt nicht &bdquo;den Bielefelder“ oder &bdquo;die Bielefelderin“, die man mal eben so um ihre Meinung zum Thema Integration fragen kann. Um genau hier Abhilfe zu schaffen, führt das Kommunale Integrationszentrum der Stadt zusammen mit dem Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt der Universität Bielefeld jetzt eine Umfrage durch. Beim ersten Integrationsmonitoring werden Tausende Bielefelder mit einem umfangreichen Fragebogen zum Zusammenleben in der Stadt befragt. Damit soll aus dem Bauchgefühl eines jeden einzelnen eine allgemeingültige Datenlage gewonnen werden, um zukünftig gezielter Probleme anzugehen und Lösungen zu finden. Hinweise auf Chancen - und auf Probleme Schon seit Jahren wird in Bielefeld untersucht, wie gut oder schlecht die Integration in Bielefeld gelingt und wo es noch Möglichkeiten gibt, Dinge zu verbessern. &bdquo;Das war immer sehr zahlenbasiert“, sagt Sozialdezernent Ingo Nürnberger. &bdquo;Und das wird es auch weiter geben.“ Allerdings werden nun zusätzlich zu den Zahlen und Fakten auch die Erfahrungen und Meinungen der Bürger erhoben. &bdquo;Das ist für uns von riesigem Interesse“, sagt Nürnberger. Immerhin könne man so erfahren, wie gut die Einwanderung in einer Einwanderungsstadt wie Bielefeld funktioniere und ob die Leute Vielfalt als Chance oder etwa als Ressource wahrnähmen. Auch Hinweise darauf, wo die Menschen das Zusammenleben als problematisch empfinden, würden so ermittelt – und das wissenschaftlich fundiert auf Basis einer repräsentativen Umfrage. Rund 6.800 Bürgerinnen und Bürger wurden per Zufallsprinzip ausgewählt und werden in den kommenden Tagen angeschrieben, wie Jonas Rees, Sprecher des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt, erläutert. &bdquo;Es besteht für jede und jeden die gleiche Wahrscheinlichkeit, an der Umfrage teilzunehmen.“ Und das geschieht dann völlig freiwillig und anonym, was nicht nur für den Datenschutz, sondern für die Umfrage selbst auch von größter Wichtigkeit ist. Immerhin sollen die Teilnehmer in ihren Antworten all die Dinge loswerden können, die sie schon immer einmal sagen wollten. Etwa: Wie, wo und bei welchen Gelegenheiten wurde Diskriminierung erlebt? Gibt es Orte, die mit Ausgrenzung verbunden werden – oder aber auch mit kultureller Vielfalt? Und wie könnte in Bielefeld mehr Teilhabe für Menschen mit Einwanderungsgeschichte ermöglicht werden? &bdquo;Die Umfrage soll als Gelegenheit verstanden werden, aktiv zum Zusammenleben in Bielefeld beizutragen“, sagt Rees. Nur etwas mehr als jeder vierte Fragebogen kommt zurück - wenn's glatt läuft Je nachdem, wie intensiv und ausführlich die Fragen beantwortet werden, kann es durchaus eine halbe Stunde dauern, um die Bögen auszufüllen. Mit Blick auf die Daten und Informationen, die erhoben werden sollen, ein lohnendes Unterfangen. &bdquo;Wir wissen es jedenfalls zu schätzen, wenn sich die Menschen die Zeit nehmen“, sagt Rees. Denn aus anderen Umfragen zeigt die Erfahrung, dass bei weitem nicht jeder Fragebogen ausgefüllt wird. &bdquo;Wir peilen 1.000 Antworten an, besser wäre aber, wenn wir einen Rücklauf von 1.500 Menschen hätten“, sagt Rees. Er zeigt sich optimistisch: &bdquo;Wir haben es in Bielefeld mit einer insgesamt interessierten und engagierten Öffentlichkeit zu tun.“ Damit die durch die Stichprobe Ausgewählten nicht die Seriosität des Projekts bezweifeln oder vor Schreck gleich den Fragebogen in den Papierkorb schmeißen, wird in den kommenden Tagen zunächst mit einem Anschreiben &bdquo;vorgewarnt“. Etwa drei Wochen später folgt ein weiteres Anschreiben zur Erinnerung, ehe dann etwa Mitte Juli der Fragebogen zugeschickt wird. &bdquo;Es hat halt nicht jeder einen Zugang zu einem Online-Fragebogen“, sagt Ingo Nürnberger. &bdquo;Wer den hat und wer möchte, kann nach dem ersten Brief aber schon direkt online die Fragen beantworten.“ Um weitere Hürden zu vermeiden, gibt es die Umfrage auf sechs verschiedenen Sprachen. Auswertung nicht nur im stillen Kämmerlein Die Umfrage selbst läuft bis August, die Auswertung selbst wird mehrere Monate dauern. &bdquo;Wir werden die Daten aber nicht nur im stillen Kämmerlein analysieren, sondern sie früh mit Experten und der Öffentlichkeit diskutieren“, sagt Wilhelm Berghan, Koordinator beim Kommunalen Integrationszentrum.

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