Alleinerziehende, Arbeitslose, Ältere: Wie Bielefeld Corona gemeistert hat

Bielefeld. In den vergangenen Jahren hat die Stadt darauf verzichtet, mit einem aktuellen &bdquo;Lebenslagenbericht“ die soziale Situation der Bielefelder zu beleuchten. &bdquo;Es war zu viel Dynamik in der Zeit“, sagt Sozialdezernent Ingo Nürnberger mit Blick auf die Corona-Pandemie und die Verwerfungen in der Folge des Kriegs in der Ukraine. Inzwischen sei es aber wieder nötig, den Blick nach vorne zu richten und zu schauen, wie die Stadt möglichst zielgenau gestaltet und Probleme angegangen werden können. Auf rund 140 Seiten weist der jetzt vorgelegte Bericht detailliert und in verschiedenen Unterpunkten aus, wo in der Stadt der Schuh drückt und welche Zielgruppen besonderer Unterstützung bedürfen. Zum umfangreichen Zahlenwerk kommen auch Experten zu Wort, die Einschätzungen, aber auch Impulse geben. So kann statt mit dem Gießkannenprinzip zielgenau geholfen werden. Arbeitslosigkeit Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Corona-Jahren als &bdquo;robust“ erwiesen, sagt Sozialdezernent Ingo Nürnberger. Ende 2022 hatte er sich bei einer Arbeitslosenquote von rund 8 Prozent fast wieder auf dem Niveau vor der Pandemie eingependelt. &bdquo;Das hätte man auch anders erwarten können.“ Letztlich habe sich aber gezeigt, dass die Wirtschaft die Krisen gut gemeistert habe, was sich letztlich auch in &bdquo;relativ stabilen Zahlen“ niederschlage, was Hilfen und Bedürftigkeit betreffe. Kinder und Jugendliche Die Corona-Zeit hat die Jüngsten in ihrer Entwicklung besonders hart getroffen. Schon vor der Pandemie gab es besonders bei Kindern aus sozial benachteiligten Verhältnissen deutliche Defizite in den sogenannten &bdquo;Vorläuferfähigkeiten“ – also bei den Grundvoraussetzungen, überhaupt eine Schule besuchen zu können. Durch Corona hat sich dieses Defizit in Sprache, Motorik und Sozialverhalten noch einmal verschärft, was die Schulen und letztlich natürlich auch die Kinder vor Probleme stellt. &bdquo;Früher sagten die Schulen: Gebt uns die Kinder, wir machen da schon was draus“, sagt Werner Wörmann vom Büro für Sozialplanung. Doch inzwischen zeigt sich, dass dieses Bildungsversprechen nicht funktioniert, wenn die Basis dafür fehlt. Und die Defizite wirken weit über die ersten Schuljahre hinaus, wie eine Weichenstellung für das spätere Leben. &bdquo;Wenn es uns nicht gelingt, die Kinder bis zum fünften oder sechsten Lebensjahr mit den Vorläuferfähigkeiten auszustatten, ist die Laufbahn vorgezeichnet“, sagt Silke Aron, Leiterin des Büros für Sozialplanung. Mit Blick auf den inzwischen schon akuten Fachkräftemangel und den Umstand, dass sich gerade Kinder aus sozial schwachen Familien schwächer entwickeln, sei dies ein &bdquo;Riesen-Problem“, wie Wörmann unterstreicht. &bdquo;Da müssen wir größere Anstrengungen unternehmen.“ Frauen/Alleinerziehende Als während des Lockdowns Schulen oder Kitas schließen mussten, waren es meist Frauen, die beruflich zurücksteckten und sich zu Hause um die Kinder kümmerten. Entsprechend waren sie überdurchschnittlich von Einkommens- und Arbeitsplatzverlusten betroffen. Besonders hart trafen die jüngsten Krisen zudem auch Alleinerziehende, was zu 90 Prozent ebenfalls hauptsächlich Frauen sind. Während Corona brachen viele Unterstützungsangebote weg, aktuell sorgen Preissteigerungen und Inflation dafür, dass etwa bei der Lotsenstelle für Alleinerziehende deutlich mehr Anfragen zu finanziellen und existenzsichernden Themen eingehen. Alter und Pflege Durch die Pandemie ist die Zahl der betagten Bielefelder, die von Angehörigen gepflegt werden, um mehr als 30 Prozent angestiegen. &bdquo;Die Familien hatten sich wegen Corona abgeschottet“, sagt Ingo Nürnberger. Eine größere Rolle werden hier künftig &bdquo;sorgende Gemeinschaften“ wie pflegende Freunde oder Nachbarschaften spielen. &bdquo;Das wird ein großes Zukunftsthema sein.“

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