Fünf Jahre Corona in Bielefeld: So hat die Pandemie die Stadt verändert

Bielefeld. Vor fünf Jahren meldete der städtische Krisenstab den ersten Corona-Erkrankten in Bielefeld: Er gehörte zu einer Reisegruppe, die nachts aus Israel zurückgekehrt war. Kitas, Schulen, Pflegeheime, Restaurants, Kinos und Geschäfte schlossen. Fortan prägten Sicherheitskontrollen, Teststationen, Hygiene- und ganz neue Verhaltensregeln das öffentliche Leben. Im sozialen Miteinander herrschte große Vorsicht. All das hat bis heute Spuren hinterlassen – und einiges ist ganz normal geworden. Wer heute in der Apotheke (und auch in Supermärkten) seine Einkäufe bezahlt, ist von den Mitarbeitenden durch eine Plexiglaswand getrennt. Der sogenannte &bdquo;Spuckschutz“ schützt (bis heute) beide Seiten vor einer möglichen Übertragung von Krankheitserregern. Was einst irgendwie befremdlich wirkte, fällt inzwischen kaum noch auf. Auch Atemschutz-Masken in den Auslagen sind selbstverständlich geworden. Und gerade in diesen Tagen, wo viele Menschen sich mit Husten und Schnupfen plagten, würden die sich gut verkaufen, sagt die Inhaberin der Pluspunkt-Apotheke an der Niedernstraße, Apothekerin Petra Huwald. Lesen Sie auch: OWL liegt flach: Heftige Infektwelle hält die Region fest im Griff Seit der Covid-Pandemie dürfen Apotheken Schnelltests verkaufen – nicht nur auf Corona, sondern auch auf Grippe, RSV oder Streptokokken (Scharlach-Erreger), teilt der Apothekerverband Westfalen-Lippe mit. Sie dürften auch gegen Corona und Grippe impfen – und es sei wünschenswert, ihnen grundsätzlich alle Impfungen mit sogenannten Totimpfstoffen (etwa FSME) zu erlauben. Viele Desinfektionsspender sind abgebaut Desinfektionsmittel, die während der Coronazeit nicht wegzudenken waren, werden ebenfalls weiterhin genutzt. Sie seien damals zur Bewältigung der Pandemie von den Apotheken vor Ort selbst hergestellt worden, als keine Industrieware mehr verfügbar gewesen sei, erinnert die Sprecherin des Verbands, Nina Grunsky. Gut gefüllte Spender gibt es dort bis heute. In den meisten Firmen, Bäckereien oder Supermärkten dagegen sind sie verschwunden oder leer. Auch in Gaststätten und Hotellobbys in Bielefeld wurden sie abgebaut. &bdquo;Corona ist für uns schon so weit weg“, meint Regine Tönsing, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands OWL. &bdquo;Die Hygienevorschriften haben nur damals gegolten und wurden danach eins zu eins wieder aufgegeben.“ Geblieben sei einzig, dass die Menschen sensibler geworden seien im Umgang miteinander. &bdquo;Wenn die Mitarbeiter zum Beispiel total erkältet waren, sind sie früher trotzdem zur Arbeit gegangen.“ Das sei inzwischen anders. Entsprechend hoch sei aber auch der Krankenstand. Für die Gastronomie sei die Coronakrise nahtlos in die Inflations- und Energiekrise übergangen. &bdquo;Bei uns jagt eine Krise die nächste“, sagt Tönsing. Da bleibe für die Unternehmen unterm Strich oft nichts mehr übrig. Zudem würden noch Coronahilfen und mögliche Rückzahlungen geprüft. &bdquo;Da kommt noch was auf uns zu“, befürchtet sie. Lesen Sie auch: Wie Bielefeld von der Epidemie erfasst wurde: Der große Corona-Rundumblick Krisenstab aufgelöst, Post-Covid-Ambulanz eröffnet Im medizinischen Bereich hat sich das Corona-Thema ebenfalls noch lange nicht erledigt. Während der Bielefelder Krisenstab, geleitet von Sozialdezernent Ingo Nürnberger, seit dem Sommer 2022 nur noch im Stand-by-Modus existierte und im Frühjahr 2023 aufgelöst wurde, eröffnete am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) die Post-Covid-Ambulanz für Kinder und Jugendliche. Der Andrang sei groß, berichtet EvKB-Sprecherin Sandra Gruß. &bdquo;Der Bedarf ist einfach da.“ Für Erwachsene gebe es nichts Vergleichbares. Sie müssten sich bei einem Verdacht an ihren Hausarzt wenden. Auch Ingo Schlotterbeck, Geschäftsführer des Bielefelder Arbeiter-Samariter-Bundes und einst organisatorischer Leiter des Bielefelder Impfzentrums, verweist auf die hohe Zahl von Betroffenen. Die litten unter einem breiten Spektrum an Symptomen, was Diagnose und Behandlung erschwerten. &bdquo;Und es gibt viel zu wenig Fachleute und viel zu lange Wartezeiten.“ Er verwies zudem darauf, dass Händedesinfektion und Masken in der Pflege selbstverständlich seien. Beides schütze &bdquo;nicht nur vor Corona, sondern auch vor Influenza und Co“. Lesen Sie auch: Lehren aus der Corona-Pandemie in NRW: Diese Maßnahmen waren umstritten Geblieben ist von der Covid-Pandemie auch der verstärkte Trend zu Videokonferenzen und zum Homeoffice, das damals oft erstmals ermöglicht wurde. Beides ist in vielen Unternehmen heute fest etabliert. Ingo Nürnberger erinnert darüber hinaus daran, dass die Schulen – &bdquo;für deutsche Verhältnisse“ – in schnellem Tempo digitalisiert worden seien, mit Auswirkungen bis heute. Die Gesundheitsämter hätten viel über die Bewältigung von Pandemien gelernt und seien für die Zukunft deutlich besser aufgestellt. &bdquo;Corona-Politik hat zur Spaltung der Gesellschaft geführt“ Und die damals so aufsehenerregenden Lichterspaziergänger? Sie sind in Bielefeld auf eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von 100 bis 200 Demonstranten zusammengeschmolzen, die heute gegen eine breite Palette von Themen protestieren. &bdquo;Die Corona-Politik hat zur Spaltung der Gesellschaft geführt“, sagt Nürnberger und verweist auf die damaligen Eingriffe in die Grundrechte, auf Debatten über Impfzwang, die unterschiedliche Behandlung von geimpften und nicht geimpften Menschen. Das alles habe manche vom Staat und von der Demokratie entfremdet. Gleichwohl blickt Nürnberger verhalten hoffnungsvoll nach vorn: &bdquo;Künftig werden wir auf manche Dinge wohl anders reagieren.“ Lesen Sie auch: Bei Corona hört die Freundschaft auf: Wie das Virus unsere Beziehungen belastet

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