Schnell, günstig und richtig gut: An diesem Schulbau kann sich Bielefeld ein Beispiel nehmen

Bielefeld/Steinhagen. Ein Wumms für den Schulbau, den könnte Bielefeld dringend gebrauchen. Neue Bauten werden dringend benötigt, die Umsetzung allerdings zieht sich hin, während die Preise steigen. Es könnte deutlich schneller gehen, dabei richtig gut und zudem günstig, sagt nicht nur Architekt Michael Pappert, Mitinhaber des Bielefelder Büros Pappert und Weichynik. Der Neubau der privaten Georg-Müller-Schule in Steinhagen sei ein sehr gutes Beispiel dafür. Realisiert wurde sie im Modulbau, den die Stadt teils bei Erweiterungsbauten bereits einsetzt. "So baut man heute Schule, wenn's schnell gehen und der Bedarf erfüllt werden muss", sagt Pappert. Und auch bei Qualität, Langlebigkeit und Umsetzung individueller Anforderungen und Wünsche könne Modulbau heute locker mithalten mit Massivbauweise – und sei in keiner Weise minderwertiger. Nachteile oder Einschränkungen? "Keine", sagt auch Michael Pieper, Geschäftsführer des Trägervereins der privaten Georg-Müller-Schulen, die neben ihren zwei Standorten in Bielefeld die Grundschule mit drei Klassen pro Jahrgang in Steinhagen betreibt. Dort konnten Schüler und Lehrer jetzt, nach nur knapp einem Jahr Bauzeit, ihr neues Gebäude beziehen. Das wurde in Systembauweise von der Firma Goldbeck realisiert – "ohne Zeitverzug und mit vergleichsweise günstigen Gesamtkosten von rund 7 Millionen Euro", berichtet Pieper. Luftwärmepumpe, Lüftungsanlage, und Photovoltaik Luftwärmepumpe, Lüftungsanlage, und Photovoltaik: Das dreistöckige Gebäude erfülle den KfW-55-Standard, funktioniere fast wie ein Passivhaus. "Durch die entsprechende Planung konnten wir viele Zuschüsse nutzen, wie ein Förderprogramm für regenerative Energien – sonst hätten wir uns das so gar nicht leisten können", berichtet Pieper. So seien beispielsweise die großen digitalen Tafeln in den durch die großen Fensterfronten lichtdurchfluteten Klassenräumen mit Geldern aus dem Digitalpakt finanziert worden. Ob man so bauen könne, wie Schüler lernen, sei die Frage bei der Planung des Neubaus gewesen. Es sollte beispielsweise keine langen Flure mehr geben, sondern Lernräume, die als Jahrgangscluster angeordnet sind. Und viel Flexibilität und Platz. So können die Glastüren, die die Mensa im Erdgeschoss von der Eingangshalle abtrennen, bei Bedarf zur Seite geschoben werden. Alle individuellen Wünsche, auch bei Farbgestaltung oder Bodenbelägen, hätten realisiert werden können. "Es gibt heutzutage viele sehr gute Beispiele für sogenannte Systembauten, gerade auch in den Ballungsgebieten", sagt Pappert. Auch in einigen Architektenwettbewerben würde von vielen Schulen Modulbauweise als Konstruktionsart gleich mit vorgegeben. Aus ökologischen und Nachhaltigkeits-Aspekten sei Holz als Baustoff von vielen heute sehr gefragt. Modulbauweise, egal ob mit Holz oder Stahl, sei auch keineswegs nur für kleine Schulen geeignet. Auch mehrzügige, weiterführende Schulen würden so umgesetzt. Lediglich in der Höhe gäbe es Grenzen. "Aber die meisten Schulen heutzutage haben ohnehin nicht mehr als drei Etagen", ergänzt der Bauexperte. Quadratmeterpreis liegt nur bei etwa 2.200 Euro Bei rund 3.800 Quadratmetern Nutzfläche und rund 7 Millionen Euro Gesamtkosten liegt der Quadratmeterpreis bei etwa 2.200 Euro. Das sei schon beeindruckend, so Pappert. Und eben auch die zeitliche Perspektive spiele eine wichtige Rolle. Nicht nur beim Bau selbst. Auch hohe Kosten für Zwischenlösungen, wie die Stadt sie jetzt für die drei neuen Grundschulen in Gellershagen, Sennestadt und Stieghorst gerade im Schulausschuss verabschiedet hat, könnten eingespart werden. "Durch die Systembauweise betrug die Rohbauzeit hier in Steinhagen etwa acht Wochen", berichtet Pieper. Schulen im Modulbau seien absolut zeitgemäß, so Pappert. Schnell, günstig und richtig gut: Wäre das also nicht auch eine Lösung beispielsweise für die in Sennestadt geplante und dringend benötigte neue, zwei- bis dreizügige Grundschule oder auch für den neuen Schulcampus mit einem Gymnasium und einem integrierten System, der auf dem ehemaligen Seidenstickergelände an der Herforder Straße geplant ist? Vor allem vor dem Hintergrund, dass das große, bisher auf 900 Millionen Euro bezifferte Bauprogramm der Stadt aus Zeit- und Kostengründen jetzt überarbeitet werden muss? Im Vergleich: Allein für die Grundschule in Sennestadt hat die Stadt 22 Millionen Euro dort kalkuliert, inklusive Interim für die Übergangszeit. Und einen Realisierungszeitraum von insgesamt acht Jahren, Fertigstellungstermin im Jahr 2030. Stadt ist an komplexe Vergaberichtlinien gebunden Sollten sich Ablauf und Umsetzung eines Projektes so auch auf weitere geplante Projekte übertragen lassen, strebe der für die Schulgebäude zuständige Immobilienservicebetrieb der Stadt (ISB) grundsätzlich auch die Vergabe an einen Systembauunternehmer an, so die Verwaltung dazu. Als Teil der Stadt Bielefeld sei der ISB grundsätzlich an die gesetzlichen, kommunalen und komplexen Vergaberichtlinien zur Einzelvergabe nach der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) gebunden und könne nicht – wie vermutlich die private Georg-Müller-Schule – ohne diese Rahmenbedingungen die Beauftragung unkompliziert vornehmen. Der Neubau der GS-Sennestadt sei von sehr hoher Komplexität in Bezug auf die naturräumliche Einbindung, den Umgang mit dem vorhandenen Gebäudebestand und der Nachbarschaft, so dass der ISB hier bewusst ein europaweites Vergabeverfahren – Generalplanerleistung mit einer integrierten Ideenfindung/Kurzentwurf – gewählt habe. Das Vergabeverfahren für die Planungen laufe bereits. Eine schnelle und wirtschaftliche Durchführung des Bauvorhabens sei grundsätzlich das Ziel. Für neu zu errichtende Bauten auf dem Gelände des Seidensticker-Kontors werde eine solche Option auch in Betracht gezogen.

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