Deutschlands ältestes Jugendzentrum steht in Bielefeld – Neueröffnung am Freitag

Bielefeld. Viele der Kinder und Jugendlichen, die ab kommender Woche zu den offenen Angeboten des JZ Kamp kommen, werden es noch nie von innen gesehen haben. Immerhin war das Haus am Niedermühlenkamp seit dem 25. März 2019 und damit seit mehr als vier Jahren wegen Sanierungsarbeiten geschlossen – für Heranwachsende eine halbe Ewigkeit. Doch auch diejenigen, die das Kamp noch aus alten Zeiten kennen, werden es ebenfalls nahezu komplett neu kennenlernen müssen. Denn das Jugendzentrum hat sich im wahrsten Sinne des Wortes von Grund auf verwandelt. Rund 5,3 Millionen Euro wurden dafür investiert, die Hälfte davon stammt aus Fördermitteln des Landes NRW. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen und die Falken als Betreiber werden froh sein, dass die Arbeiten an ihrem Jugendzentrum endlich abgeschlossen sind. Auch die für die Sanierung Verantwortlichen vom Immobilien Service Betrieb der Stadt und Architekt Thomas Brewitt machen drei Kreuze, dass das aufwendige und anspruchsvolle Projekt zu einem guten Ende gefunden hat. Denn das 1927 errichtete und als Deutschlands ältestes Jugendzentrum geltende Gebäude steht seit 1994 unter Denkmalschutz, was die Gestaltungsfreiräume bei der Planung und bei den Umbauten spürbar einschränkte. Und dann kamen auch noch Corona und der Krieg in der Ukraine. &bdquo;Da haben wir praktisch alles mitgenommen, was man mitnehmen konnte“, sagt die technische Betriebsleiterin des ISB, Christine Harodt. Während der Pandemie konnten phasenweise nur zwei Bauarbeiter gleichzeitig auf der Baustelle sein, später brauchte es vier Ausschreibungen und neun Monate Wartezeit, bis endlich ein Metallbauer für das neu zu errichtende Treppenhaus gefunden werden konnte. Entsprechend verteuerte sich das Projekt um rund 1 Million Euro. Und die ursprünglich für Ende 2020 vorgesehene Wiedereröffnung rückte immer weiter nach hinten – bis Ende April 2023. Auch Jugenddezernent Ingo Nürnberger freut sich, dass die lange Zeit der Sanierung und des Wartens endlich vorbei ist. &bdquo;Ich bin froh, dass das Kamp endlich wieder an den Start geht. Das Haus hat gefehlt.“ Die Zwischenlösungen wie etwa die &bdquo;Kamp-Möhre“ an der Oelmühlenstraße hätten über die vergangenen Jahre gut funktioniert, seien letztlich aber doch Zwischenlösungen geblieben. Das komplett renovierte Stammhaus biete nun ganz andere Möglichkeiten und sei mit Blick auf den betriebenen Aufwand ein deutliches Zeichen der Wertschätzung für die Kinder und Jugendlichen und auch für das historische Gemäuer. &bdquo;Dafür haben wir auch lange gekämpft“, sagt Falken-Geschäftsführer Ulrich Gödde. Das alte Kamp sei in vielerlei Hinsicht – etwa mit einfach verglasten Fenstern – nicht mehr zeitgemäß gewesen. &bdquo;Und die Gebrauchsspuren waren nicht zu übersehen.“ Saal ist kaum wiederzuerkennen Diese sind nun definitiv nicht mehr zu sehen, ebenso wie knapp vier Schichten Graffiti, die gemäß Auflage des Denkmalschutzes vom Putz entfernt werden mussten. Auch der Saal ist kaum wiederzuerkennen: Die zuvor verrammelten Fenster sind nun offen, wodurch der früher stets stockfinstere Raum auch multifunktional, etwa für Tagungen, genutzt werden kann. Und die einst als Abstellraum genutzte Empore am Kopfende des Saales hat mit rotem Teppich und gepolsterten Bänken die Anmutung einer VIP-Lounge. &bdquo;Sie soll als Ruheinsel dienen“, erläutert Projektleiterin Sandra Husemann vom ISB. Gründlich umgekrempelt wurde auch das Obergeschoss, in dem nun weitere Tagungs- und Gruppenräume, eine Küche, eine Werkstatt, ein Bewegungsraum und ein Gaming-Raum mit Computern zu finden sind. &bdquo;Hier war vorher eine Art Hausmeisterwohnung, in der Bands nach ihren Auftritten untergebracht wurden“, sagt Thomas Brewitt. &bdquo;Das sah schon ganz schön wüst aus – vom Brandschutz ganz zu schweigen.“ Allein durch die Aus- und Umbauten im Inneren des Gebäudes sei die Nutzfläche um rund 250 auf 1.000 Quadratmeter gewachsen. Außen ist das Kamp wiederum nahezu unverändert geblieben, einzig ein mit Zinkstahlblech verkleidetes Treppenhaus im Innenhof ist deutlich sichtbar hinzugekommen. &bdquo;Eine selbstbewusste, materiell und gestalterisch klar abgesetzte neue Zutat“, so Brewitt, der sonst stark auf den Bestand aufbaute: Roh belassene Wände und Balken sowie die auch am benachbarten, aus gleicher Bauzeit stammenden Helmholtzgymnasium zu findende Farbe &bdquo;Oxid?rot“ zeigen, dass man sich in einem historischen Gebäude befindet. Und das setzt nun nach vier Jahren Unterbrechung seine nunmehr fast 100-jährige Tradition endlich fort. Den Startschuss gibt am Freitag, 28. April, ein &bdquo;Tag der offenen Tür“ der Gruppe &bdquo;Kamp Together“, ein &bdquo;Em?powerment-Angebot“ für junge, schwarze Menschen in Bielefeld. Ab 17 Uhr gibt es Kunst, Musik und Tanz. Ab Dienstag, 2. Mai, starten dann die zehn im Kamp beheimateten Fachkräfte in Teil- und Vollzeit wieder das reguläre Angebot der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, die Projektgruppen der Falken sowie die Kooperation mit den benachbarten Schulen. &bdquo;Wir erwarten hier dann wöchentlich 500 bis 700 Kinder und Jugendliche“, sagt Falken-Bereichsleiter Michael Schütz.

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