Zahl der Pendler in Bielefeld steigt weiter an

Bielefeld. Man kann es sich vorstellen wie einen lebenden Organismus: Morgens wird tief eingeatmet, und die Stadt Bielefeld bläht sich auf. Nicht räumlich, sondern im Hinblick auf seine Einwohnerzahl. Die wächst mit dem Berufsverkehr auf einen Schlag auf eine Tagesbevölkerung von 370.224. Abends geht es umgekehrt. Laut Pendler-Altas zieht Bielefeld 88.760 Einpendler (70.600: 2019/20) an – Platz eins in OWL, Platz neun im Landesvergleich. Gleichzeitig pendeln 51.526 Menschen (40.000) aus dem Oberzentrum in umliegende Kommunen. Der aktuelle Bericht des Statistikbetriebes IT NRW hat noch viele andere interessante Zahlen zu bieten. Zahlen, die auch für die gewollte Verkehrswende in der Stadt erheblich sind. Interessant ist auf alle Fälle, wo all die Menschen herkommen, die in Bielefeld zur Arbeit gehen. Die Top Ten sieht Gütersloh (6.093 Einpendler kommen von dort) und Herford (5.212) an der Spitze, gefolgt von Bad Salzuflen (3.631) und Schloß Holte-Stukenbrock (3.617). Auf den weiteren Plätzen finden sich Steinhagen, Leopoldshöhe, Oerlinghausen, Paderborn, Enger und Detmold. Bei den Auspendlern liegen ebenfalls Gütersloh (6.818) und Herford (4.356) vorn, aber dann finden sich zwei Städte, die bei den Einpendlern nicht unter den Top Ten sind: Nach Halle fahren 2.351 Bielefelderinnen und Bielefelder zur Arbeit, gleich weit entfernt ist Verl mit 2.050 Beschäftigten aus Bielefeld. Dort finden sich große Arbeitgeber wie Storck, Gerry Weber oder Nobilia und Beckhoff. Danach folgen Steinhagen, Schloß Holte-Stukenbrock, Bad Salzuflen, Paderborn, Detmold und Leopoldshöhe. Interessant ist auch, dass gut 83 Prozent der Einpendler einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen und gut 82 Prozent der Auspendler. 6.734 Menschen kommen für eine geringfügige Beschäftigung nach Bielefeld, wobei die Frauen mit 4.055 die deutlich größere Zahl ausmachen. Bei den Auspendlern sind 4.512 geringfügig beschäftigt, davon 2.611 Frauen. 5.318 Beamtinnen und Beamte kommen laut Statistik ins Oberzentrum, 2.648 Beamte pendeln hinaus. Die vierte und kleinste Gruppe sind die Selbstständigen. 119.000 Menschen pendeln innerhalb Bielefelds Erstaunlich die Zahl der innerhalb Bielefelds pendelnden Arbeitnehmer: Mehr als 119.000 Menschen sind auf Achse, um zu ihren jeweiligen Arbeitsstellen zu kommen. Drei Viertel von ihnen gehen einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis nach. Bei den geringfügig Beschäftigten ist auch hier wieder das Ungleichverhältnis bei Frauen und Männern groß: 8.652 Frauen gehen einem Job nach, der wenig einbringt, dagegen sind es &bdquo;nur“ 5.334 Männer. Und noch ein interessanter Aspekt, nämlich der des Arbeitsumfangs: Fast 60 Prozent der innerhalb Bielefelds pendelnden Menschen gehen einer Vollzeitbeschäftigung nach. Das Verhältnis bei den Ein- und Auspendlern weicht davon deutlich ab. Wer nach Bielefeld kommt, hat zu fast 68 Prozent einen Vollzeitjob; bei denen, die hinaus fahren sind es 74 Prozent. Die Teilzeitjobber, die einpendeln, sind in drei von vier Fällen Frauen, bei den Auspendlern sind 66 Prozent weiblich. Was hat das jetzt alles mit der Verkehrswende zu tun? Die Mobilitätsstrategie für Bielefeld sieht vor, dass bis 2030 der motorisierte Individualverkehr (MIV) auf einen Anteil von 25 Prozent halbiert wird, 75 Prozent sollen auf den Umweltverbund (ÖPNV/Rad/Fußverkehr) entfallen. Der so genannte Modalsplit bezieht sich auf die Bielefelder Wohnbevölkerung, lässt die Einpendler aber außen vor. Einpendlerzahl nach Bielefeld noch weitaus größer 50 Prozent der mit dem Auto in Bielefeld zurückgelegten Strecken sind kürzer als sechs Kilometer, 25 Prozent kürzer als drei Kilometer. Sie könnten leichter und in größerem Umfang durch den Umweltverbund ersetzt werden als die langen Pendlerwege, die nach Schätzungen von Verkehrsexperten etwa zu zwei Drittel mit dem Auto zurückgelegt werden. Wobei die Berufspendler das eine sind, die täglichen Einkaufs-/Freizeitpendler das andere. Die tägliche Einpendlerzahl von fast 89.000 dürfte also noch weit überschritten werden, Bielefeld &bdquo;bläht“ sich jeden Tag also noch viel größer auf. Auch hier den MIV zu halbieren und den CO2-Ausstoß zu minimieren, wird wohl bis 2030 noch viel schwerer zu schaffen sein. Der Vollständigkeit halber muss noch erwähnt werden, dass die Landesstatistiker die Stadt etwas kleiner sehen als die Bielefelder selbst. In Düsseldorf geht man von 332.990 Einwohnerinnen und Einwohner aus. Im Rathaus hat man Ende vergangenen Jahres 343.771 Menschen mit Hauptwohnsitz in Bielefeld gezählt. Dies hat offensichtlich mit einer unterschiedlichen Methodik zu tun, wie die Bevölkerungszahlen ermittelt werden. Und die Landeszahlen sind Mitte 2021 ermittelt, just in der Corona-Pandemie.

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