Ukraine-Krieg Notunterkunft in Bielefeld: Das Kulturhaus Ostblock ist bald wieder frei

Bielefeld. Vor einem Jahr haben die 120 Künstlerinnen und Künstler, die im Kulturhaus Ostblock ihre Räume, Ateliers, Werkstätten und Studios für kleines Geld angemietet hatten, Hals über Kopf verlassen müssen, der Grund: die Stadt brauchte dringend Platz für Geflüchtete aus der Ukraine. Am Jahrestag ihres Auszugs trafen sich einige der Kunstschaffenden in der Volksbank am Kesselbrink, dort wird derzeit eine Ausstellung von &bdquo;Ostblock-Kunst“ aus dem Kulturhaus gezeigt. Das Jahr &bdquo;Kultur ohne Haus“ ließen die Maler, Drucker, Tänzer, Literaten, Musiker, Fotografen, Modellierer, und und und noch einmal Revue passieren – auch mit positiven Erkenntnissen: &bdquo;Der Verein Ostblock Kulturhaus Bielefeld hat die Kraft und Kreativität, sich eine Weile auch ohne eigenes Gebäude über Wasser zu halten, wirksam zu sein“, heißt es in einer Mitteilung. In der Volksbank-Lobby wurde in Erinnerungen gekramt: &bdquo;Das war schon ein Schock für uns“, sagt Ines Wagner, bildende Künstlerin (abstrakte Malerei) und Tänzerin (Hoopdance). Sie fährt fort: &bdquo;Zwar wussten wir damals, dass unser Ostblock-Gebäude auf der Liste der möglichen Notunterkünfte stand, aber definitiv erfahren haben wir es erst bei Radio Bielefeld, die Sozialdezernent Ingo Nürnberger interviewten“. Tränen flossen wegen Auszug Von dieser Sendeminute an begann der Stress für Ines und die anderen. Binnen einer Woche mussten sie ihre Räume räumen, ihre Materialien irgendwo unterbringen und sich etwas Neues suchen – was einigen Künstlern in diesem letzten Jahr freilich nicht gelang. &bdquo;Es sind damals auch Tränen geflossen“, erinnert sich die Fotodesignerin Heide Fernandes da Silva. Kein Wunder, für viele Kunstschaffenden war das Kulturhaus Ostblock ein, wie Wagner es formuliert, &bdquo;emotional familiäres Ding“. Sie vermisste im letzten Jahr die Leichtigkeit, die Inspiration und die Spontanität, die sie in dem 6.000 Quadratmeter großem Gebäude mit 40 Räumen immer fand. Eine fortwährend sprudelnde Quelle der Kreativität, des Austauschs, der Synergien war versiegt. Das Jahrestreffen im Volksbank-Foyer nutzen die Künstlerinnen und Künstler natürlich auch für einen Blick nach vorne: sie wollen schnell und mit einer langfristigen Perspektive wieder zurück. Nach ihrem Bekunden habe auch die Stadt signalisiert, dass sie an einer Rückkehr Interesse habe. Ein wichtiger Punkt für Bielefeld Das bestätigt auch Kulturamtschefin Brigitte Brand am Rande des Jahresempfangs ihres Hauses: &bdquo;Das ist ein wichtiger Punkt für Bielefeld“, sagt sie in ihrer Begrüßungsrede. Und auch ein gewichtiger Punkt für die Stadtentwicklung: Für Musiker Marvin Krühler ist der Standortvorteil einer Stadt, verfügt sie denn über eine derart kreative Institution wie das Kulturhaus, nicht zu unterschätzen. &bdquo;Hier kann beispielsweise FH-Stundenten eine Perspektive geboten werden, hier kann ihnen ein Grund geliefert werden, in Bielefeld zu bleiben“. Tatsächlich haben ein halbes Dutzend Künstler, die vor einem Jahr aus einer humanitären Not heraus, aus ihrem künstlerischem &bdquo;Paradies“ ausziehen mussten, die Stadt verlassen. Müssen es noch mehr werden? Das Kulturhaus Ostblock steht bald leer.

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