Große Bielefelder Stadtteilbibliothek wird für mehr als sechs Monate geschlossen

Bielefeld. Eine der ältesten Bibliotheken der Region macht für einige Monate Pause: Passend zu ihrem 112. Geburtstag schließt die Stadtteilbibliothek Brackwede an der Germanenstraße, um nach Jahrzehnten wieder einmal ein Update zu erhalten. Von Anfang Mai bis voraussichtlich Ende November müssen die Bürgerinnen und Bürger auf ihre Bücherei weitestgehend verzichten. Dafür können sie nach der Modernisierung auch zur Ausleihe kommen, wenn kein Personal vor Ort ist. "Open library" heißt das Konzept. Das Kulturamt teilte der Bezirksvertretung Brackwede auf Anfrage jetzt die Details mit. Bereits im Jahr 2020 sind demnach Fördermittel bei der Bezirksregierung in Detmold beantragt worden, um die Stadtteilbibliothek fit zu machen für die Zukunft. Nun sind knapp 133.000 Euro bewilligt worden, die bis 30. August verbaut sein müssen. Die Maßnahme ist zudem als eines von drei kulturellen Projekten in das große städtische Bauprogramm aufgenommen worden. Innenarchitektur wird aufgehübscht Das Land fördert den Ausbau der Stadtteilbibliothek, die seit 1982 ihren Standort in der ehemaligen ehemalige Herrenwäschefabrik Baumhöfener & Heise von 1911/12 mit ihrer schönen Ziegelfassade hat, die als ansehnliches Beispiel für ostwestfälische Industriearchitektur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt. Sie wird nun zum kulturellen Stadtteilzentrum und zu einem "Dritten Ort". Das heißt, dass sie fortan als offener, demokratischer und dialogorientierter Ort der Begegnung von Menschen in einer diversen Stadtgesellschaft dient. Außerdem soll der Stellenwert der Bücherei an der Germanenstraße als kulturelles Zentrum gefestigt werden, in dem auf bestimmte Zielgruppe ausgerichtete Veranstaltungsformate fortgeführt, modifiziert und erweitert werden. Dafür soll" ein innenarchitektonischer Rahmen mit hoher Aufenthaltsqualität" geschaffen werden, heißt es seitens des Kulturamtes. Die Wlan-Verfügbarkeit in den Räumen der Bibliothek soll ebenfalls verbessert werden. Außerdem ist geplant, das Serviceangebot zu erweitern. Nach Sennestadt, wo vor fünf Jahren die erste "Open library" in Nordrhein-Westfalen geöffnet worden war, sollen künftig auch in Brackwede registrierte Bibliothekskunden Medien auch dann in der Stadtteilbibliothek ausleihen können, wenn das Personal nicht da ist. Zwar nicht sieben Tage rund um die Uhr, aber doch zu ausgeweiteten Öffnungszeiten. Spezielle Zugangsterminals ermöglichen dann den Einlass, beispielsweise auch sonntags. Aktion "Leiht uns leer" vor der Schließung im Mai Für den Umbau muss die Stadtteilbibliothek komplett geschlossen werden. Vor der Schließung ist eine besondere Aktion geplant: "Leiht uns leer". Dabei können die Kundinnen und Kunden so viel wie sie wollen ausleihen, die Fristen werden angepasst und weitere Begrenzungen aufgehoben. Eine Werbeaktion soll Ende März darauf aufmerksam machen. Für die Schließungsphase werden Ausweichräume an anderen Standorten gesucht oder angeboten. Kitas und Grundschulen werden von den Mitarbeitenden aufgesucht, Bücherkisten gepackt, Geschichten erzählt. Das Bibliotheksteam gestaltet weiterhn die Veranstaltungsreihe "Picknick im Park" mit und nimmt an der Stadtteilkonferenz teil. Kundinnen und Kunden können in der Zeit von Mai bis November auf andere Stadtteilbibliotheken ausweichen. Ein Teil der Neuerwerbungen und Beststeller wird zur Ausleihe in der Zentralbibliothek am Neumarkt angeboten. Diese ist übrigens nur fünfeinhalb Jahre älter als die Brackweder Bibliothek. Sie wurde am 1. Dezember 1905 eröffnet.

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