Teilzeit-Verbot: Müssen Bielefelder Lehrer jetzt bald mehr arbeiten?

Bielefeld. Noch gäbe es keine konkrete Anweisung vom Schulministerium, bestimmte Teilzeitanträge zukünftig nicht mehr zu bewilligen, sagt Oliver Pape, Sprecher der Bielefelder Grundschulen und Leiter der Hans-Christian-Andersen-Schule. "Aber wir verfolgen die Diskussion natürlich." Fakt ist: Ohne Teilzeitkräfte liefe an vielen Schulen nur noch wenig. Ein Großteil arbeitet keine volle Stundenzahl. Und nicht immer nur aus familiären Gründen, die das Ministerium zukünftig nur noch gelten lassen möchte für eine Reduzierung. Er könne die Not des Landes durchaus verstehen, ergänzt Pape. "Aber es kann doch nicht sein, dass wir die Versäumnisse der Politik jetzt ausbaden müssen." Der Trend ginge, wie in vielen anderen Berufen auch, hin zu flexiblen Arbeitsmodellen. Wenn der Lehrerberuf attraktiver werden soll, dürfe es dort nicht genau gegenteilig sein. Teilzeitkräfte hätten das Modell bewusst gewählt. Er habe "lieber eine konstante Teilzeitkraft, als jemand in Vollzeit, der ständig fehlt". Lehrer wählen Teilzeit auch, um Burn-out zu vermeiden Teilzeit werde auch gewählt, um Burn-out zu vermeiden, berichtet Caro Brauneis, Sprecherin der Bielefelder Gymnasien und Leiterin des Gymnasiums am Waldhof. Auch andere psychische Belastungen seien ein Grund, nicht voll arbeiten zu wollen. Bevor diese Kollegen ganz ausfielen, sei es da doch besser, ihnen die Möglichkeit zu gewähren, mit den Stunden herunterzugehen. Sie habe bisher keinen Fall, bei dem sie als Schulleitung Teilzeit nicht auch weiterhin befürworten würde, so Brauneis. Zukünftig noch mehr auf multiprofessionelle Teams mit Verwaltungskräften zu setzen, würde sicher mehr helfen als der Ansatz mit dem Teilzeit-Verbot. Formulare ausfüllen, wie für Beantragung von Bildung-und-Teilhabe-Mitteln, Abrechnung von Klassenfahrten, Statistiken oder einfache E-Mails: Wenn ihnen das jemand abnimmt, hätte die Lehrer wieder mehr Zeit fürs Unterrichten. Sven Pachur, Leiter der Luisenschule in Bielefeld, befürchtet, dass die unterschiedliche Bewertung der Anträge der Zufriedenheit im Kollegium schaden wird. "Und die ist bei uns eigentlich sehr hoch. Aber diese Maßnahmen dienen nicht in Geringsten dazu, den Beruf attraktiv zu halten oder die Attraktivität zu steigern. Und das wäre das Einzige, was dem Lehrermangel entgegenwirken könnte." Konkrete Vorschläge hat der Schulleiter auch. "Es wäre schon viel geholfen, wenn jede Schule eine Verwaltungsassistenz an die Hand bekäme, sodass sich die Lehrkräfte wieder stärker um ihre eigentliche Aufgabe, das Unterrichten, kümmern könnten." Pachur selbst hat vor Jahren versucht, eine Schulkita für seine Kollegen zu beantragen. "Das ging aus bürokratischen Gründen nicht - hätte aber dazu geführt, dass viele Kolleginnen und Kollegen länger hätten arbeiten können und wollen. Jetzt die Teilzeit zu beschneiden, wird in meinen Augen eher Schaden anrichten." Was genehmigt ist, bleibt auch genehmigt Für 9.190 Lehrkräfte von insgesamt 22.737 wurde im laufenden Schuljahr im Regierungsbezirk Detmold die Teilzeit bewilligt. 40 Prozent dieser Anträge beruhen nicht auf familiären Gründen wie der Versorgung von Kindern oder pflegebedürftiger Angehöriger und sind gemäß Paragraf 63 des Landesbeamtengesetzes damit "voraussetzungslos". Gemäß der Handlungsanweisung aus Düsseldorf sollten sie im kommenden Schuljahr nicht mehr bewilligt werden. Ja, die eigenen Kinder seien groß und die eigenen Eltern nicht pflegebedürftig", sagt eine Lehrerin, die anonym bleiben möchte. Aber trotzdem arbeite sie nicht in der vollen Stundenzahl. Ganz bewusst. Bei den heutigen Anforderungen habe sie echte Bedenken, dem Stress dauerhaft standhalten zu können. Als Beamte hätten sie viele Vorteile, deshalb sei die Anweisung einer Vollzeittätig durchaus gerechtfertigt, sagt hingegen eine Pädagogin, Mutter zweier schon älterer Kinder. Damit hätte sie kein Problem. Sie arbeite ohnehin schon mehr, als ihr Stundenkontingent vorsehe. "Dann lasse ich mir das doch lieber auch bezahlen." Allerdings ist sie jetzt erst einmal außen vor: Ab Sommer steht ein Sabbatjahr an. "Was genehmigt ist, bleibt auch genehmigt", Holger Meyer, Schulrat im Bielefelder Schulamt. Das ist unter anderem für den Einsatz von Lehrkräften an den Grundschulen zuständig. Alle Anträge, die die Schulleitungen im Vorfeld abzeichnen, würden ohnehin immer geprüft. Oft seien es ältere Kollegen, die auf den Ruhestand zugehen und gern arbeiteten, allerdings die hohe Schlagzahl nicht mehr schafften. "Es ergibt dann doch mehr Sinn, dass sie ihre Stunden reduzieren, als wenn sie aufgrund von Überbelastung dann ausfallen", sagt Meyer. Auch käme es immer darauf an, wie viel Stunden jemand weniger arebiten möchte. Und darauf, wie gut seine Schule besetzt ist. Da gelte auch bei Genehmigungen von Sabbatjahren. Oft fänden die Schulen da aber eine gute Lösung. Einiges erhoffe er sich von den vom Land finanzierten Schulverwaltungsassistenten, von denen jetzt die ersten an Bielefelder Schulen starten. Auch über flexible Arbeitszeitmodelle für Schulleitungen müsse in Zukunft nachgedacht werden, um auch diese Positionen in Zukunft attraktiv zu halten, ergänzt Meyer.

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