Bielefelder Weihnachtsbaum-Posse hat noch ein Nachspiel

Bielefeld. Anfang Februar über überdimensionale Weihnachtsbäume zu schreiben, ist nicht so abwegig, wie es scheinen mag. Denn zum einen hatte die Bielefelder Weihnachtsbaum-Posse dieser Tage noch ein Nachspiel, und zum anderen war früher Mariä Lichtmess (2. Februar) der Tag, am traditionsbewusste christliche Familien ihre Krippe abbauten und den Weihnachtsbaum entsorgten. Wir erinnern uns: Anfang November wurden drei mehr als zehn Meter hohe Nordmann-Tannen auf Jahnplatz, Alten Markt und vor dem Rathaus aufgestellt. Der teuerste Adventsschmuck für die Innenstadt seit langem, denn die Bäume mussten für rund 9.000 Euro gekauft werden. Obwohl die Stadt sie hätte geschenkt bekommen können – wäre da nicht die seit 1. Oktober geltende Baumschutzsatzung (BSS) dazwischen gekommen: Nadelbäume mit einem Stammumfang von einem Meter und mehr sind seither geschützt. Leider vergaß das Umweltamt den Spendern der Weihnachtsbäume für 2022 mitzuteilen, dass ihre Bäume somit nicht mehr gefällt werden können. Zu den Verprellten gehörten auch Bärbel Renner-Sinz und ihr Mann Florian Renner aus Bielefeld-Quelle. Nahezu minutiös hatten sie Ende November in der Bezirksvertretung Brackwede ausgeführt, &bdquo;wie es nicht zur Spende eines Weihnachtsbaumes kam“ und vom Umweltamt eine Erklärung gefordert, das auf ihre Proteste und Einsprüche nicht reagiert habe. Vor allem hatten sie die für sie kostenlose Fällung der ihres Erachtens nunmehr städtischen Tanne bis zum Jahresende gefordert. Diese erfolgte nicht. Es dürfte fraglich sein, ob sie mit der jetzt erfolgten schriftlichen Entschuldigung und Erklärung zufrieden sein werden. Dass sie eine &bdquo;rechtsmittelfähige Ablehnung“ einer Ausnahme von der Baumschutzsatzung wollten, deutet das an. Ehepaar aus Bielefeld-Quelle sieht den Tatbestand einer Schenkung erfüllt Schon im August 2021 hatten die Renners ihren Baum dem Umweltbetrieb (UWB) angeboten, da die riesige Tanne den Platz zwischen Haus und Garten an der Böckstiegelstraße zunehmend ausfüllte. Sie wurde begutachtet und für geeignet erachtet. Am 12. Oktober 2022 wurde ein vom UWB vorausgefüllter Baumfällantrag unterschrieben. Damit sieht das Ehepaar Renner den Tatbestand einer Schenkung erfüllt. Am 2. November sollte der Baum mittags gefällt werden. Vom Gärtner und aus dem Radio erfuhren die wartenden Renners, dass keiner kommen würde. Der Umweltbetrieb wusste das, nach Aussage der Queller, schon seit einer Woche und war davon ausgegangen, dass das Umweltamt den Ablehnungsbescheid zusendet. Dieses reagierte nach den empörten Anrufen der Queller am 2. November kurzfristig mit einer Mail, die zwar erklärend, aber in keinster Weise entschuldigend war. Auf folgende Einsprüche habe die Stadt nicht reagiert, so Bärbel Renner-Sinz. &bdquo;Für die verbesserungswürdige Kommunikation in Richtung der Spender möchten sich der Umweltbetrieb sowie das Umweltamt entschuldigen“, verlas Bezirksamtsleiter Hans-Georg Hellermann in der jüngsten Bezirksvertretersitzung die Stellungnahme des Umweltamtes. Eine Ausnahmegenehmigung von der Satzung habe nicht erteilt werden können, da dies ein öffentliches Interesse voraussetze: wenn drohende Nachteile für das Leben, die Gesundheit und das Eigentum anderer Personen abgewendet werden sollen. Dies sei bei dem vitalen Baum aber nicht der Fall. &bdquo;Da der Erhalt des gesunden Baumes mit seinen vielfachen Wohlfahrtswirkungen höher zu werten ist als eine einmalige Nutzung als Weihnachtsbaum“, sei eine Befreiung nicht in Frage gekommen. Für Bärbel Renner-Sinz und Florian Renner ist das Weihnachtsbaum-Thema damit noch nicht durch. Sie fühlen sich von der Stadt &bdquo;in die Falle gelockt“. Der Familienrat werde noch besprechen, ob man juristische Schritte unternehme, sagt Bärbel Renner-Sinz auf Anfrage. &bdquo;Hätten wir das alles vorher gewusst, hätten wir den Baum längst fällen lassen“, so ihr Fazit. Jetzt bleibe bei jedem Sturm nur der sorgenvolle Blick in den Garten.

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