Bielefelder Tierpark schmuddelig? Der Leiter reagiert verständnislos und erklärt vieles

Bielefeld. Gesperrte Wolfsbrücke, abgeschlossene Futterautomaten, nasses dunkles Holz, Laub fliegt herum, im trüben Fischotterbecken ist kein Tier zu sehen. Zuletzt gab es vereinzelt Kritik am Tierpark Olderdissen: Er wirke ungepflegt und ein wenig heruntergekommen. Damit konfrontiert ist Tierparkleiter Herbert Linnemann irritiert. "Das kann ich nicht nachvollziehen", sagt er. Zumindest dann nicht, wenn man eben keinen Hochglanztierpark erwarte - und genau der sei ja nie Ziel in Olderdissen gewesen. "Wir sind ein Heimattierpark, wir setzen auf die natürliche Umgebung mit viel Wald und nutzen deshalb fast überall Holz und eben nicht Stahl und Beton." Dass - gerade in den nasseren Jahreszeiten - Holz schnell etwas alt und abgenutzt aussehe, das sei nun einmal so. Bänke hielten 10 Jahre, Gehege mit Holzbauteilen 20 bis 30 Jahre. Viel Neues kommt Es werde aber viel getan. So werde in Kürze der neu gebaute Limikolenbereich eröffnet, "noch sind die Tiere wegen der Vogelgrippe nicht draußen". Saniert worden seien viele Bereiche, vom Holzsteg bei den Bären über die Raben- und Greifvogelanlage bis hin zum Bibersteg und zur Fischotterbrücke. Beim Rotwild sei ein zweiter Fütterungsbereich fast fertig, "nur auf den Futtertrog warten wir noch". An allen Arbeiten seien Mitarbeiter des Tierparks beteiligt, regelmäßig arbeiteten sie mit Fremdfirmen zusammen. Zwei Tischler und einen Zimmermann habe er in seinem 20-köpfigen Team, so Linnemann. Dass die gesperrte Wolfsbrücke ungepflegt ausehe, das könne er nachvollziehen, "da sammelt sich jetzt natürlich einiges an, was sonst von Besuchern abgelaufen wird". Laub, Baumfrüchte, Ästchen. Wolfsbrücke bleibt erhalten Doch sei ein Abriss der Anlage kein Thema, auch wenn sich die Sperrung bewährt habe. "Die Wölfe sind viel ruhiger geworden, werden nicht mehr so viel gestört und zeigen sich dadurch viel häufiger." Meist brauche es nur ein paar Minuten Geduld, um einen Wolf zu sehen. Für Führungen und Fütterungen der Raubtiere werde die Brücke erhalten, "bei passender Witterung bieten wir das immer wieder einmal an". Was passiert, wenn die Holzbrücke mal richtig verrottet ist, darüber mag der Tierparkchef heute nicht spekulieren. Beim Blick auf einen der acht gesperrten Futterautomaten, hier beim Rotwild, betont er: "Seit wir die verschlossen haben, geht es den Tieren besser - sie gieren nicht mehr so nach Futter, es gibt nicht mehr dieses Gerangel, und im Streichelzoo lassen sie sich trotzdem weiter streicheln." Dass verschlossene Automaten nicht den besten Eindruck machen, versteht er. "Aber beim Rotwild bieten wir jetzt einen Graskasten an, da können Kinder dann Gras verfüttern." Noch wolle er das Ganze etwas beobachten, es sei aber durchaus denkbar, dass die Futterautomaten bald ganz abgebaut werden. Kein Verständnis für Kritik Für Kritik am Zustand der Fischotteranlage hat er wenig Verständnis. Er zeigt auf saubere Scheiben, durch eine ist ein dösender Fischotter in der Höhle zu sehen. "Das ist doch sauber hier", sagt er, "und dass das Wasser etwas trübe ist, das ist normal." Es gebe eine Umwälzanlage und eine Filteranlage, etwa drei- bis viermal pro Jahr werde das gesamte Wasser ausgetauscht. "Die Tiere haben hier auch viele Rückzugsorte, man sieht sie eben nicht immer." Das sei eine Stärke des Tierparks: Viele Tiere haben viel Platz und viele Rückzugsorte. Auch deshalb wirke es bei den Eulen immer etwas durcheinander, weil Bäume und Sträucher wachsen dürfen, um den Tieren Schutz zu bieten. Dennoch seien hier nun die Volieren am Ende ihrer Zeit angelangt, "da bauen wir dieses Jahr neue". Auch gegenüber die Waldanlage mit Schwarzstorch und Schwarzmilan sei bald an der Reihe. Genauso wie der Steg beim Muffelwild. Und bald auch die Reiher- und Storchanlage, die Wildkatzenanlage. Viele Anlagen vom Vorgänger Am Bärengehege werde sich vermutlich nichts ändern, wenn der bald 30 Jahre alte Braunbär Max irgendwann einmal gestorben ist und es dann neue Bären gibt. Für Linnemann gibt es vor allem einen Grund, warum so manches auf Besucher älter wirkt. "Mein Vorgänger hat viel Neues gemacht - vom Bären- über das Wolfsgehege bis hin zum Marderhaus, dem Vielfraßgehege, dem Dachsbereich und der Biberanlage. Alles ein bis zwei Jahrzehnte alt - anfangs schick, nun in einer Phase, wo saniert und repariert werden muss. Aber eben auch wird, betont Linnemann. Neben neuen Planungen sei die Instandhaltung "jetzt eine echte Herausforderung". Er betont auch, dass die Belastung des Tierpark über die Jahre massiv zugenommen hat, von 400.00 auf fast eine Million Besucher im Jahr. "Das spüren wir auch beim Material." Mehr als 60 Mülleimer müssten ständig geleert werden, auch das erledige Olderdissen selbst. Laub fegen auch. Zwei große neue Aufgaben In 2023 kommt eine weitere Mammutaufgabe auf den Tierpark zu: der Zaun komplett um Olderdissen herum, zum Schutz vor Wölfen. Inklusive mehrerer neuer Eingangstore. Möglichst viel Holz ist auch beim Zaun das Ziel, dazu gemauerte Tore mit gusseisernen Elementen. "Wir wollen keinen Gefängnischarakter." 2024 begonnen dann die Arbeiten auf dem ehemaligen Hockeyplatz, für den historischen Bauernhof inklusive neuem Sanitärbereich. Und alles andere läuft parallel weiter. Linnemann wirbt hier für Verständnis: "Wir sind ein Tierpark unter großen Bäumen und in einer feuchten Troglage - mit dem Ziel, möglichst heimische Materialien zu nutzen." Was dabei herauskommt, "das macht auch den Charme von Olderdissen aus". Meierhof wird auch saniert Saniert wird übrigens gerade auch im Meierhof, der Gastronomie. Der Sanitärbereich wird erneuert. Der Meierhof bleibt deshalb bis zum 27. Januar zu. Offen ist der "Coffee-Shop" auf der Rückseite.

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