Massiver Mangel: Bielefelder Kliniken fehlen Blutkonserven

Bielefeld. In allen Bielefelder Kliniken herrscht eine sich zuspitzende Knappheit von Blutpräparaten. &bdquo;Wenn wir keine eigene Blutbank in der Stadt hätten, wäre es sogar noch schwieriger“, sagt Leiter Klaus Leimkühler vom Blutspendedienst Bethel mit eigener Blutbank am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB). Die aktuelle Welle an Infektionskrankheiten sei jedoch nur ein Grund dafür, dass immer weniger Blutkonserven zur Verfügung stünden. Besorgniserregender sei ein allgemeiner Trend, der den Mangel in Zukunft dramatisch verschärfen werde. Die Blutbank in Bethel beliefert nicht nur die EvKB-Kliniken mit Blut und Blutprodukte, sondern auch das Franziskus-Hospital. In kleineren Umfang werden zudem das Klinikum Mitte sowie Arztpraxen beliefert – wenn genug Spender kommen. Doch aktuell müsse rationiert werden, sagt Leimkühler. &bdquo;Wir können nicht mehr im gewohnten Umfang andere Häuser beliefern, damit uns unsere Notfallversorgung nicht um die Ohren fliegt. Wir sehen es aber auch als unsere Pflicht an, andere Kliniken nicht ganz hinten anzustellen.“ Noch sei es nicht so weit, dass im EvKB aufgrund der Knappheit bei Blutkonserven Operationen abgesagt werden müssten. &bdquo;Aber wenn der aktuelle Trend so weiter anhält, wird das kommen.“ Franziskus-Hospital setzt bereits auf &bdquo;blutsparende Maßnahmen“, knappe Blutkonserven werden eingeteilt Im Moment kämen 30 Prozent weniger Blutspenderinnen und -spender pro Woche, als es 2022 durchschnittlich gewesen seien. Etwa um die 100 Personen statt 140, schätzt der Leiter. &bdquo;Und der Zukauf ist im Moment bei Null, egal, wo wir anrufen.“ Was vor allem fehle, sei die Blutgruppe 0. &bdquo;Hier haben wir ein ganz massives Problem. 0 negativ ist die wichtigste Blutgruppe in der Notfallversorgung, die jeder erhalten kann, wenn keine Zeit bleibt, um die Blutgruppe des Empfängers zu bestimmen.“ Von einem &bdquo;beunruhigenden Engpass an Blutkonserven“, der im Franziskus-Hospital alle Blutgruppen betreffe, spricht Geschäftsführer Georg Rüter von der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen auf Nachfrage. &bdquo;Bisher mussten noch keine Operationen verschoben werden. Es wird versucht mit dem, was wir haben, auszukommen und es werden einige blutsparende Maßnahmen ergriffen, wie zum Beispiel die Rückgabe des Operationsbluts. Die knappen Konserven werden nur für die allergrößten Notfälle eingesetzt.“ Die Bielefelder Kliniken unterstützten sich untereinander und stünden im täglichen engen Austausch, so Rüter. Zusätzlich würden Blutkonserven bei Blutbanken in Bad Oeynhausen und Münster angefragt. Das Klinikum Mitte bezieht Blutpräparate vom Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen und ist laut Sprecher Axel Dittmar an beiden Standorten ebenfalls vom Mangel an Blutkonserven betroffen. &bdquo;Die Situation ist angespannt, aber durch organisatorische Maßnahmen zu managen.“ Zukäufe seien bislang nicht notwendig und Eingriffe fänden wie geplant statt. Laut Blutbank-Leiter Leimkühler wird der Bedarf an Blutkonserven weiter stark steigen Blutbank-Leiter Leimkühler betont, dass die jetzige Knappheit kein Einzelfall mehr sei und ein grundsätzliches Problem offenbare. &bdquo;Während Corona kam das mehrfach vor, zuletzt vor den Sommerferien 2022.“ Dass sich derartige Situationen häuften, sei dem demografischen Wandel geschuldet. &bdquo;Die meisten Blutspender sind heute um die 50 Jahre alt und drüber. In den Altersgruppen zwischen 20 und 40 sind es aber deutlich weniger als früher.“ Der Spendernachwuchs fehlt. Einerseits. &bdquo;Andererseits wird der Bedarf an Blutkonserven in den kommenden Jahren weiter stark steigen“, sagt Leimkühler. Denn die meisten Empfänger von Blutspenden seien 70 Jahre oder älter. In dieser Altersgruppe käme es häufiger zu Unfällen sowie Herz- und Bluterkrankungen. &bdquo;Wenn die geburtenreichen Babyboomer-Generationen dieses Alter erreichen, wird es dramatisch werden.“ Dann stünden plötzlich sehr viel mehr potenzielle Empfänger von Blutkonserven immer weniger Spendern gegenüber. Bethel plant einen weiteren Standort für die Blutspende am Johanneskrankenhaus Was passieren muss, damit die medizinische Versorgung auf lange Sicht in Bielefeld gewährleistet bleibt? Eigentlich gar nicht so viel, laut Leimkühler. In Deutschland verließen sich rund 97 Prozent der Bevölkerung auf 3 Prozent, die Blut spendeten. &bdquo;Wären es nur ein Prozent mehr Spender, wäre das schon ausreichend, um den Bedarf gut zu decken.“ Der Blutspendedienst Bethel setzt nun auf die Eröffnung eines weiteren Blutspende-Standorts: Noch 2023 solle es am Johanneskrankenhaus in Schildesche losgehen. Der genaue Termin steht laut Leimkühler noch nicht fest. Außerdem sei man dabei eine neue App einzuführen, über die mehr jüngere Menschen als Spender mobilisiert werden sollen. &bdquo;Wir müssen die Leute dort abholen, wo sie sind.“ So schnell erholt sich der Körper von der Blutspende Nach der Blutspende merkten die meisten Menschen am Tag danach nichts mehr davon, sagt Leimkühler. Um sich aber vollständig zu regenerieren, benötige der Körper nach der Entnahme: 20 Minuten, damit sich der Kreislauf stabilisiert, 2 Stunden, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, 2 Tage, um die Eiweiße im Blut aufzufüllen, 2 Wochen für den Aufbau roter Blutkörperchen, 2 Monate bis das fehlende Eisen erneuert ist, vor allem bei Frauen. Erst dann darf wieder gespendet werden.

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