Dieser inhabergeführte Bielefelder Laden überlebt einfach jede Krise

Bielefeld. Eine Pleite nach der anderen, ein Leerstand nach dem anderen. Die City leidet. Corona, große Bauprojekte, Inflation, Ukraine - Gründe gibt es viele. Die Läden mussten jahrelang ein Problem nach dem anderen stemmen. Viele gingen in die Knie. Einige aber blieben stabil, überlebten gut. Ein Beispiel: Die Wintersport-Experten von "No Limit" an der Zimmerstraße neben dem ehemaligen Cinestar. Zu all den Problemen kam hier noch der Umbau der Straße vor der Haustür, zusammen mit dem Loom-Neubau. Und die Klimakrise mit immer weniger Schnee. Viele brachen sich die Haxen: Binnen weniger Jahrzehnte gab in der City ein Wintersportfachgeschäft nach dem anderen auf - aus fünfen wurde eines. Was genau macht dieser eine Laden richtig, was lässt ihn überleben? Beratung - in ehrlich Die beiden Inhaber, Jens Malcherek (54) und Andreas Kurpiers (66), haben darauf nicht die eine, alles umfassende Antwort. Sie ahnen aber aus vielen Kundengesprächen, welche Mischung es bei ihnen ist - wie das Erfolgsrezept aussieht in der Wintersport-Diaspora Bielefeld. Kurpiers lacht, sagt: "Wir sind freundlich - und zugewandt. Und wir beraten gut, intensiv und ehrlich." Heißt: Auch mal reparieren statt neu zu kaufen, auch mal sagen, dass Skier noch okay sind. Wenn die beiden Männer hinten im Laden ihren Job gemacht haben, bekommen die Ehefrauen - ja, es ist ein echter doppelter Familienbetrieb - vorne oft die Rückmeldung, dass diese Faktoren die Kunden binden. Freundlichkeit als weicher Faktor, jahrzehntelange Erfahrung und ehrliche Beratung als harte Faktoren. Weitere harte Faktoren: Bei Snowboards ist "No Limit" etabliert, bei Skiern sowieso. Und dann die Schuhe: "Wir haben etwa 200 verschiedene Schuhe", sagt Malcherek. Und diese werden nicht binnen zehn Minuten verkauft. Experten für Füße Nein, beide kennen sich gut mit Füßen und ihrer Anatomie aus, haben viele Schulungen durchlaufen. So wird gemessen und angepasst, bis es passt. Geschäumt und mit Wärme verformt. "Und wir bauen Einlagen für die Skischuhe selbst", sagt Malcherek . Beide können sich in drei Jahrzehnten, die sie mit "No Limit" am Markt sind, an keinen Kunden erinnern, dem am Ende der Schuh nicht passte. Es gab wohl mal einen, der schließlich meinte, derart festes Schuhwerk sei nichts für ihn; und sich damit aber auch vom Skifahren verabschiedete. Kurpiers: "Ganz ehrlich, wenn es bei einem am Ende gar nicht passt, nehmen wir den Schuh zurück und zu uns in den Verleih - und suchen einen neuen." So viel Sicherheit zieht bei den Kunden, bindet sie an das Familienunternehmen. Ein Laden, komplett regional aufgestellt, das ist ein Pfund, mit dem die beiden Männer mit ihren Frauen wuchern können. Auch ein regionales Puzzleteil: Seit etwa 15 Jahren kooperiert "No Limit" mit dem Sportbund Bielefeld - zum Saisonbeginn gibt es eine viertägige Reise nach Südtirol, für die quasi alle Skier eingepackt werden und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort alles durchtesten können. "Beim Loom mussten wir knapsen" Und so hat sich der Laden, der vor der Übernahme vor 30 Jahren "Sport- und Surf Mac" hieß, über fast 50 Jahre zu einer OWL-weiten Besonderheit entwickelt. "So viel Auswahl mit so viel Service findest du erst wieder in Münster und Osnabrück", sagt Malcherek selbstbewusst. "In OWL und darüber hinaus sind wir einzigartig." Er sagt das nicht überheblich, sondern weil er stolz darauf ist, nach dem Baustellenchaos rund um den Loom-Neubau und die Zimmerstraßensperrung und zuletzt den Jahnplatzumbau überlebt zu haben. "Beim Loom mussten wir schon knapsen." Es folgte Corona. "Zwei Jahre Pandemie waren ebenfalls echt hart." Ob das Familienunternehmen ein drittes Jahr gepackt hätte? Er zweifelt. Dabei läuft es eigentlich gut. Stammkunden ohne Ende. Vertrauen als Kapital. Immer seltenere Winter-Wunder mit tonnenweise Schnee spielen da fast keine Rolle. "Zurzeit wollen alle was nachholen, endlich wieder raus, ist das Motto", sagt Malcherek . Deshalb ist er jetzt wieder positiv gestimmt. Stadt als Ärgernis Eigentlich läuft es. Ein absolutes Ärgernis aber sei die Stadt. Die Verkehrspolitik bezeichnet er als "Chaos", er sagt: "Ich habe das Gefühl, die sperren erst die Autos aus und dann überlegen und planen sie weiter." Das müsse doch andersherum laufen. Vor seinem Laden erlebt er aus seiner Sicht Absurdes: "Da gab es Parkplätze, dann wurden die Parkuhren abgebaut, es wurde aber das neue Pflaster so verlegt, dass alles nach Parkplätzen aussieht - und meine Kunden bekommen jetzt hier ihre Knöllchen, weil sie nicht einmal halten dürfen." Das macht ihn fassungslos: "Die können ja nicht mit fünf Paar Skiern zum Service mit der Stadtbahn kommen." Fakt ist, dass Malcherek und Kurpiers echte Krisenmanager geworden sind. Jetzt ist mit dem Krieg in der Ukraine die nächste Krise hinzugekommen. "Ein Werk von Fischer liegt in der Ukraine", sagt Malcherek , "insgesamt sind Skier und Schuhe echte Mangelware in diesem Winter." Auch, weil die Hersteller zurückhaltend agiert hätten. Mut wird belohnt Doch "No Limit" sei relativ gut aufgestellt. Vielleicht haben die beiden Wintersport-Routiniers auch hier etwas, was zu ihrem Erfolgsrezept gehört: Mut. Malcherek : "Wir haben vor dem Winter optimistisch eingekauft - und werden jetzt dafür belohnt."

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