Alles muss raus Arzt in Bielefeld schließt Praxis: Haus zu verkaufen, Inventar zu verschenken

Bielefeld. Sein Lebenswerk jetzt aufzulösen, falle ihm nicht leicht, gesteht Uwe Büsching. Wie berichtet hat der Kinder- und Jugendmediziner zu Ende September seine Praxis an der Beckhausstraße nach 32 Jahren geschlossen. +++ Wichtiges Update: Alle Spielsachen, Liegen und Spielgeräte, die kostenlos abzugeben waren, haben mittlerweile neue Besitzer gefunden. Bitte nicht mehr mailen oder anrufen. Das Praxishaus steht weiterhin zum Verkauf. +++ Bis Jahresende muss nun alles raus, das Wohn- und Praxishaus in besonderer Nachbarschaft steht zum Verkauf. Schiff und Feuerwehrauto, zwei jeweils etwa drei Meter lange Holz-Spielgeräte, Unikate vom Tischler mit besonderer Geschichte und Liegefläche, will er gern kostenlos abgeben. Zum 31. Dezember muss alles raus. Die beiden Objekte habe ein Tischler aus Brackwede, dessen Tochter Patientin bei Büsching war, für die Praxis gefertigt. Das Kind, in jungen Jahren schon Trampolin-Europameisterin, habe seinerzeit gesundheitliche Probleme gehabt, er habe schließlich Borreliose bei ihr diagnostiziert. Rund 8.000 DM hätten die beiden Spielgeräte aus massivem Holz, die auch als Behandlungsliegen genutzt wurden, damals gekostet. Sie jetzt "kleinzuhauen" und zu entsorgen, sei doch viel zu schade. Der Kinderarzt habe schon bei der Stadt angefragt, ob nicht eine Kita sie gebrauchen könnte. Aber leider eine Absage erhalten. Büsching hofft, jetzt doch noch ein neues Zuhause für die bei den Kindern extrem beliebten Objekte zu finden. Sie seien nicht nur extrem robust, sondern regten auch zum kreativen und konstruktiven Spiel an, ergänzt der 70-Jährige. Beim Abbau würde Büsching, den Eltern ehemaliger Patienten jetzt beim Ausräumen unterstützen, auch helfen. Seit einigen Wochen steht das Haus zum Verkauf Seit einigen Wochen steht das 1951 erbaute, prägnante Haus an der Beckhausstraße 171 mit über 376 Quadratmeter Nutzfläche und 541 Quadratmeter großem Grundstück zum Verkauf, über die Sparkasse Bielefeld. 745.000 Euro sind als Preis angesetzt. Es befindet sich direkt neben der stadtbekannten, einst eleganten Villa, die seit über 20 Jahren ungenutzt leersteht und immer weiter verfällt. Bis vor Kurzem wurden das Erdgeschoss und die erste Etage der Hausnummer 171 als Praxis genutzt. "Oben war die Jugendmedizin", berichtet Büsching. Im Dachgeschoss befindet sich eine derzeit vermietete Dreizimmerwohnung mit 83 Quadratmetern Wohnfläche. Dass er seine "mit viel Engagement eingerichtete Praxis" jetzt auflösen und Dinge wegwerfen muss, an denen er und die jungen Patienten viele Jahre lang Freude hatten und nicht an einen Nachfolger übergeben kann, schmerze schon, sagt Büsching. Einiges an Praxisausstattung gehe über Kontakte einer Patientenmutter in die Ukraine. Bauchschmerzen bereite ihm insgesamt die Situation in der ambulanten Kinder- und Jugendmedizin. Immer weniger junge Mediziner strebten eine Niederlassung an. Das sei verständlich, weil die Rahmenbedingungen sich immer weiter verschlechtert hätten. Die Entwicklung betrachte er mit Sorge. Viel wichtiger, als in großen Spezialkliniken die Symptome zu bekämpfen sei, wirklich zu schauen, was die Kinder und Jugendlichen auf dem Herzen haben, was eigentlich hinter Bauchschmerzen und anderen Problemen stecke. Da frühzeitig anzusetzen, sei leider immer mehr aus dem Blick geraten. Eltern, Kinder und Jugendliche bräuchten einen Arzt mit Augenmaß und Mitgefühl, den sie ansprechen können. Dann sei manches Krankheitsbild vermeidbar, das dann wiederum in der Folge auch nicht in Spezialkliniken oder -ambulanzen behandelt werden müsse. Das Bewusstsein der Politik müsse sich da dringend ändern.

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