Gebührenordnung Bielefelder Tierärztin klärt auf: So teuer sind die Untersuchungen jetzt

Bielefeld. Egal ob Hund, Katze oder Nager - genau wie wir Menschen, müssen auch Tiere mal zum Arzt. Egal ob die Impfung für "Bello" oder die Kastration für "Kitti" - Ein Besuch beim Tierarzt ist ab sofort teurer. Denn seit dem 22. November gilt die neue Gebührenordnung für Tierärzte. Die NW hat bei der Bielefelder Tierärztin Ulrike Gehner nachgefragt, mit welchen Kosten Tierbesitzer nun rechnen sollten und wie viel teurer es wirklich wird. "Keiner ist glücklich, wenn etwas teurer wird", sagt Gehner. Trotzdem sei die Überarbeitung der Gebührenverordnung längst überfällig gewesen. Denn seit 1999 wurde die Preisliste, an der sich Tierärzte orientieren, nicht überarbeitet. Die Ordnung legt fest, was eine bestimmte Behandlung mindestens kosten muss. Teilweise kann aber auch der zwei- bis dreifache Satz abgerechnet werden, zum Beispiel im Notdienst. Das liegt im Ermessen des Tierarztes. Die neuen Behandlungskosten haben sich auf dem Papier stellenweise verdoppelt, bis verdreifacht. Vor der Erhöhung kostete die Untersuchung beim Hund 10,74 Euro, bei der Katze 7,16 Euro. Jetzt liegt die allgemeine Untersuchung mit Beratung für beide Tiere bei 23,62 Euro. In der Realität schaut die Rechnung aber anders aus: "Wir berechnen schon seit langem den 1,8- bis 2-fachen Satz der ehemaligen Gebührenordnung", sagt die Tierärztin aus Jöllenbeck. Anders sei die Praxis nicht wirtschaftlich zu betreiben. "Das heißt, dass die Gebühren gar nicht so stark steigen", erklärt Gehner und berechnet künftig in den meisten Fällen die einfache Gebühr der neuen Ordnung. In diesem Beispiel heißt das konkret: Eine Untersuchung beim Hund kostet etwa 5 Euro, bei der Katze etwa 12 Euro mehr. Das kann je nach Tierarztpraxis variieren. Besonders Katzenhalter müssen tiefer in die Tasche greifen Für Katzenbesitzer gestalten sich die neuen Preise vorwiegend höher als für Hundehalter. "Bei Katzen ist die allgemeine Erstuntersuchung aufwendiger als bei Hunden", sagt die Veterinärin. Das liege auch daran, dass viele Katzen eigenständig draußen seien und Halter daher oft nicht alles über ihre Tiere wissen würden. Auch die Anzeichen für Krankheiten seien schwerer zu deuten. "Eine kranke Katze schläft viel, eine gesunde auch", sagt Gehner. Hinzu kommt, dass Freigänger-Katzen in Bielefeld mit einem Chip oder einer Tätowierung registriert und ab dem fünften Lebensmonat kastriert sein müssen. Die komplette Kastration mit Narkose, Material und Medikamenten kostet in der Kleintierpraxis Lechtermannshof für einen Kater jetzt etwa 150 Euro, für eine Katze 250 Euro. "Ein Tier zu halten ist Luxus" - Tierhalter sollten sich der Kosten im Vorfeld bewusst sein "Wir unterhalten uns mit den Menschen lieber über die richtige Behandlung für ihr Tier, als über die Kosten", sagt Gehner. Eine umfassende Behandlung benötige nun einmal einige Untersuchungen. Trotzdem wisse sie um die finanziellen Sorgen einiger ihrer Kunden. "Das ist kein neues Problem. Ein Tier zu halten ist Luxus", sagt sie und verweist darauf, dass die Anschaffung wohlüberlegt und auch finanziell abgewogen werden sollte. In schwierigen Situationen schaue sie, welche Untersuchungen unbedingt notwendig seien. Gegebenenfalls könne nach Absprache und auf Wunsch des Tierhalters eine abgespeckte Diagnostik vorgenommen werden. Sie macht aber auch deutlich, dass das Tier dann im schlimmsten Fall nicht bestmöglich versorgt sei. Auch sie als Tierärztin sei "unglücklich" mit der neuen Verordnung. Vor allem, weil die Gewichtung nicht mehr passe. "Einige Untersuchung haben sich trotz hohem Arbeitsaufwand gar nicht erhöht, umgekehrt sind Behandlungen mit geringem Arbeitsaufwand deutlich teurer geworden", das passe stellenweise nicht zusammen. Ungeachtet dessen sei die Gebührenanhebung aber notwendig. Die Inflation mache sich auch in der Tierarztpraxis bemerkbar. Der Einkauf und Transport von Materialien und Medikamenten sei nicht nur teurer geworden, sondern gestalte sich zunehmend als schwierig. "Wir haben immer wieder mit Lieferengpässen zu kämpfen", sagt Gehner. Außerdem verweist sie auf die Gehaltserhöhung für Tiermedizinische Angestellte, die seit Oktober 19 Prozent mehr Gehalt bekommen. "Zurecht", ergänzt sie. Sollte man sein Haustier jetzt versichern? Bei all den Mehrkosten und dem Blick auf sein tierisches Familienmitglied stellt sich dem ein oder anderen jetzt die Frage: Sollte ich mein Haustier krankenversichern? "Unbedingt", sagt Tierärztin Ulrike Gehner. Denn bei schweren Krankheiten - wie einer Magendrehung, schwerem Durchfall oder einem Unfall mit großer Operation - könne es ganz schnell teuer werden. "Dann sind viele einzelne Untersuchungen notwendig, die wir alle laut der Ordnung berechnen müssen", sagt die Tierärztin und schätzt, dass je nach Krankheit schnell sieben- bis achttausend Euro zusammenkommen. "Wenn man die nicht einfach auf der hohen Kante liegen hat, ist eine Krankenversicherung fürs Tier sinnvoll." Allerdings sollte man beachten, was alles versichert ist. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, sich beraten zu lassen und genau abzuwägen. Die Preise und der Leistungsumfang variieren je nach Tier und Versicherungsanbieter stark. Oft könnten schon kranke oder zu alte Tiere gar nicht mehr versichert werden. Hier gibt es die Gebührenordnung für Tierärzte.

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