Erhöhter Polizeischutz für Bielefelds Synagoge

Bielefeld. &bdquo;Erhöhte Alarmstufe“ herrsche nun wieder, bestätigt Irith Michelsohn, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bielefeld. Nachdem jüngst Täter in Essen und Bochum Anschläge auf jüdische Synagogen verübt hatten, ist in Bielefeld der Polizeischutz für das jüdische Gotteshaus an der Detmolder Straße hochgefahren worden. Wie zuletzt nach den antisemitischen Anschlägen in Halle im Oktober 2019, so Michelsohn. Ärgerlich sei, dass es unterdessen bei dringend benötigten baulichen Sicherheitsmaßnahmen für die Synagoge seit fast drei Jahren kaum vorangehe. Die Schutzmaßnahmen an besonders gefährdeten jüdischen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen seien erhöht worden, hatte NRW-Innenminister Herbert Reul nach den Schüssen auf ein Rabbinerhaus in Essen in einer Sondersitzung des Innenausschusses mitgeteilt. Jetzt bewacht ein Streifenwagen wieder von weitem sichtbar und rund um die Uhr den Haupteingang der Bielefelder Synagoge Beit Tikwa, auf Deutsch &bdquo;Haus der Hoffnung“. Von einem Sprecher des NRW-Innenministeriums heißt auf Anfrage dazu, alle Kreispolizeibehörden in NRW seien als sofortige Reaktion per Erlass angewiesen worden "ihre individuellen Schutzmaßnahmen vor dem Hintergrund des Ereignisses in Essen noch einmal zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen". &bdquo;Das ist schon ein viel besseres Gefühl, gerade für die älteren Mitglieder, wenn die Polizei vor Ort ist“, sagt Michelsohn. Traurige Wahrheit ist aber auch, dass die Gemeindemitglieder derartige Ausnahmezustände längst &bdquo;gewohnt“ seien. &bdquo;Wir hoffen einfach, dass nichts passiert.“ 2018 und 2019 wurde die Jüdische Gemeinde in Bielefeld immer wieder Zielscheibe von Anfeindungen 2021 hatte das Land NRW zuletzt einen Anstieg der antisemitischen Straftaten verzeichnet (437 Straftaten). Aktuelle Maßnahmen zum Schutz jüdischen Lebens müssten auf den Prüfstand gestellt werden, forderte die Bielefelder Landtagsabgeordnete Christina Kampmann (SPD) in der jüngsten Sondersitzung des NRW-Innenausschusses – und spricht damit der hiesigen Jüdischen Gemeinde wohl aus dem Herzen. Diese sei in Bielefeld im Vergleich zu anderen Städten zwar noch in einer sehr guten Lage, sagt Michelsohn. &bdquo;Drohbriefe, Schmierereien oder Demonstrationen vor unserem Haus haben wir nun schon seit längerem nicht mehr erlebt.“ Anders hatte das noch 2018 und 2019 ausgesehen, als Wahlplakate der Neonazi-Partei &bdquo;Die Rechte“ mit antiisraelischen Inhalten direkt vor der Synagoge hingen und Neonazis immer wieder in der Bielefelder City aufmarschierten, um gegen die Inhaftierung von Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck in der Brackweder JVA zu demonstrieren. Damals erhielt die Gemeinde zudem zuletzt einen Drohbrief, der Staatsschutz ermittelte. Bielefelds Synagoge hat ein bauliches Sicherheitsproblem, das längst behoben sein könnte Was Michelsohn aktuell besonders Sorge bereitet und verärgert, ist etwas anderes: Die Synagoge habe ein bauliches Sicherheitsproblem hat, das längst hätte behoben werden können. Nähere Details kann die Vorsitzende zur Sicherheit der Gemeindemitglieder nicht preisgeben. &bdquo;Wir haben bereits im Februar 2020 entsprechende bauliche Maßnahmen für das Gebäude beantragt, aber es geht einfach nicht voran.“ Das sei für die Gemeinde schwer auszuhalten. Von der Stadt Bielefeld sei die Baugenehmigung zudem bereits erteilt worden. Wo hakt es dann? &bdquo;Auf Landesebene“, sagt Michelsohn. Im Dezember werde es noch einmal ein Gespräch mit den Zuständigen geben. &bdquo;Wir hoffen, dass wir bald die Verbesserung bekommen, die man uns vor nun schon fast drei Jahren versprochen hat.“ Lesen Sie auch: Bielefeld droht die nächste große Nazi-Demo. Das jüngste Urteil gegen die bekannte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck hat womöglich weitreichende Folgen. Kommt der Ausnahmezustand wieder?

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