Bielefelder kämpfen für außergewöhnlichen Spielplatz in der Nachbarschaft

Bielefeld. Dass weitere Kitaplätze gebraucht werden, stehe außer Frage, so die Anwohner im Wohngebiet oberhalb der Brackweder Straße zwischen Brackweder Kirche und Rosenhöhe. Den dortigen, außergewöhnlichen Spielplatz an der Heuberger Straße/Leharstraße hat die Politik jetzt für den Bau einer Kita ins Auge gefasst. Laut Anwohnern gebe es etliche, brachliegende Alternativstandorte. Nicht nur aufgrund der großzügigen Größe, rund 7.500 Quadratmetern, ist die hügelige, von alten Platanen, Eichen und Mehlbeeren eingerahmte Grünfläche besonders. &bdquo;Es ist ein Treffpunkt für verschiedene Generationen und Nationen“, sagt Martin Meier. Zusammen mit Nachbarn hat er eine Petition zum Erhalt gestartet. Über 1.000 Menschen haben bereits unterzeichnet. Der Spielplatz sei weitmehr als nur ein Spielplatz, so die Anwohner. &bdquo;Hier werden Kindergeburtstage, Schul- und Kitafeste oder gar Hochzeiten gefeiert“, berichtet Hans-Georg Becker. &bdquo;Senioren-, Yoga- und Fußballgruppen treffen sich zu ihrem Sport, im Winter wird hier gerodelt.“ Am Wochenende kämen etliche Ausflügler. Nachbarn fürchten steigendes Verkehrsaufkommen Der Wegfall des Spielplatzes in seiner jetzigen Form, mit extra eingezäuntem Bolzplatz, langer Seilbahnrutsche und großer Picknickwiese, mindere nicht nur die Attraktivität des Wohngebiets. Die Nachbarn befürchten ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Rund um die Straßenkreuzung herrsche schon ohne den möglichen Kita-Zubringerverkehr oft genug das &bdquo;blanke Chaos“, weil jeder freie Meter von Berufsschülern zugeparkt werde. Außerdem ende genau dort der städtische Schneeräumdienst, weil die Leharstraße oberhalb zu steil sei für die Räumfahrzeuge. Das Verkehrsaufkommen habe zugenommen. Deshalb könne auch nicht der alte Bebauungsplan aus den 1970er Jahren zugrunde gelegt werden. Zudem würde ein weiteres Stück Natur, hier vor allem in Form einer Wildblumenwiese mit zahlreichen Pflanzen und Insekten, der Bebauung zum Opfer fallen. 13 Alternativen zählt die Initiative auf, darunter die Freiflächen neben der Gärtnerei Wüllner, gegenüber der Haltestelle Rosenhöhe, des ehemaligen Montessori-Kinderhauses oder der kaum genutzte Schotterparkplatz am Minigolfplatz Frölenberg. &bdquo;Man muss sich schon mal ein bisschen Mühe geben“ &bdquo;Brackwede hat nicht den besten Ruf“, ergänzt eine Mutter. &bdquo;Hier hingegen klappt mal etwas richtig gut.“ Der Platz in seiner jetzigen Größe, mit all den Möglichkeiten für alle Generationen, sei ein besonderes Idyll, ein Leuchtturm. Hier könne man die Kinder auch einfach mal laufen lassen. Die älteren könnten Fußball spielen, ohne dass sich jemand gestört fühle. So kämen sie auch nicht auf dumme Gedanke. Es wäre ein Jammer, wenn sich da keine andere Lösung für die ohne Frage benötigte Kita finde ließe. Enttäuschend sei, dass die Bezirkspolitik bisher keine offizielle Diskussion dazu ermöglicht habe. &bdquo;Sicher wäre das mit dem Grundstück hier einfach, aber man muss sich schon mal ein bisschen Mühe geben“, ergänzen die Nachbarn. Ein paar hundert Meter weiter am Treppenplatz investiere die Stadt schließlich auch viel Geld: in Sozialarbeit, weil es dort immer wieder Ärger gibt. Auf dem Spielplatz an der Heuberger Straße hingegen sei die Welt noch in Ordnung. In diesem Teil von Brackwede, dem Kita-Bezirk 1, herrscht eine unterdurchschnittliche Versorgungsquote. Laut Jugendamt fehlen mindestens acht neue Kita-Gruppen, tendenziell sogar noch mehr. Doch einen passenden Standort für Neubauten zu finden, ist gar nicht so leicht. Im Prinzip gescheitert ist der erste Vorschlag der Verwaltung, eine neue fünfgruppige Kita an der Straße Im Hagenbrock zu bauen. Anlieger sind Sturm gelaufen Dort sind die Anlieger Sturm gelaufen, weil auf der vorgesehenen Fläche etwa 120 alte Bäume mit einer lebendigen Fauna stehen, die einzig größere grüne Lunge in diesem Bereich des Stadtbezirks. Auch die Bezirksvertretung Brackwede hat sich gegen den Standort positioniert – aus Naturschutzgründen und mit Blick auf infrastrukturelle Probleme. Schon im Frühjahr war bei der Prüfung von sechs, sieben Alternativen die städtische Freifläche im Bereich Heuberger Straße/Leharstraße in den Blick geraten. Dort, so hieß es damals seitens des Jugendamtes, könne perspektivisch eine zweite oder eine dritte neue Kita für Brackwede errichtet werden. Die drängenden Probleme durch den bevorstehenden Wegfall der Kita &bdquo;Kleine Strolche“ am Lönkert könnten damit aber kurzfristig nicht gelöst werden. Nun scheint das rund 7.500 Quadratmeter große Gelände, das als Spiel- und Quartiersplatz lebhaft genutzt wird und im Bebauungsplan als Fläche für Gemeinbedarf explizit ausgewiesen ist, in der Rangfolge doch ganz nach vorne zu rücken. Darüber hinaus hat die Bezirksvertretung zwei Anträge der Grünen in ihre spezielle interfraktionelle Arbeitsgruppe zur Lösung der Kita-Probleme verwiesen. Das sagen die Parteien Die Grünen wollen, dass einerseits geprüft wird, ob nach dem Abriss der maroden Kita am Lönkert an gleicher Stelle ein neuer, mindestens dreigruppiger Kindergarten errichtet werden kann. Anderseits soll ausgelotet werden, ob die bestehende Kita Hagenbrock an der Westfalenstraße ohne weiteren Flächenverbrauch um ein bis zwei Gruppen aufgestockt werden könnte. Die Linken favorisieren den Standort Rosenhöhe, der vor Jahren bereits für den Bau zweier großer Mehrfamilienhäuser mit 40 Sozialwohnungen gerodet worden war und seither langsam wieder zuwächst. Das große Problem dort ist offensichtlich die ungeklärte Entwässerung des Grundstücks. Für eine mittelgroße Kindertagesstätte kalkuliert die Stadt einen Platzbedarf von rund 1.500 Quadratmetern. Wäre das in diesem Fall ausreichend, blieben für den Spielplatz noch immer 5.500 Quadratmeter übrig. Doch die Nachbarschaft ist misstrauisch. Sie befürchtet, dass die geplante Einrichtung wesentlich mehr Platz braucht und &bdquo;der Spielplatz zu einem schmalen Grünstreifen verkommt“.

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