Abriss geplant: Bielefelder Eltern kämpfen für den Erhalt ihrer Kita

Bielefeld. Dort, wo aktuell etliche Kinder ihren Tag verbringen und im großen Garten unter alten Bäumen durchs Laub tollen, sollen 40 Wohnungen, eine gewerbliche Einheit und eine Tiefgarage entstehen. Dass ihre Kita abgerissen werden soll, erfuhren die Eltern aus der Zeitung. Sie sind verunsichert, denn derzeit ist noch vollkommen unklar, was der geplante Abriss der Paul-Gerhard-Kita, die über 60 Plätze verfügt, für Familien in der östlichen Innenstadt bedeutet. Eltern fragen sich, fragen sich, wo sie ihre Kinder künftig unterbringen sollen Vom Träger, dem evangelischen Kirchenkreis, und auch von der Bezirkspolitik sind sie enttäuscht, berichten Kita-Eltern. Um nicht tatenlos zuzusehen, haben sie jetzt eine Bürgerinitiative für den Erhalt gegründet, der bisher etwa 30 Mitglieder angehören, Tendenz steigend. Sie kommen allesamt aus der östlichen Innenstadt und fragen sich, wo sie ihre Kinder künftig unterbringen sollen, wenn die evangelische Kirche tatsächlich die 60 Plätze in der Paul-Gerhardt-Kita aufgeben sollte. &bdquo;In Bielefeld fehlen 900 Kita-Plätze", sagt Kita-Papa Sven Ortmeyer. "Wie kann die Kirche in so einer Situation auf einen kompletten Kindergarten verzichten?“ Auch der Kirchenkreis müsse den Gewinn im Auge halten: Das habe ihr die Pastorin gesagt, die ihre Tochter Merle (1) getauft hat, berichtet Kita-Mutter Jennifer Kramer. Da falle man doch vom Glauben ab - und verliere glatt die Lust, in den Kinderkindergottesdienst zu gehen. Die geplante Gewerbeeinheit könne in eine Kita umgewidmet werden, heißt es vom Kirchenkreis. Ob dort dann allerdings wieder eine größere Kita mit drei Gruppen oder eine kleine Einrichtung einziehen würde, ist offen. Ebenfalls, wie die Phase zwischen Abriss des jetzigen Gebäudes und Bezug des Neubaus gelöst werden kann. Wie bei anderen Bauprojekten sei ein Ausweichquartier eine Option. "So lange es geht, werden wir an diesem Standort eine Kita betreiben", heißt es vom Kirchenkreis. Die Wichtigkeit des Kita-Standorts unterstreicht auch Sozialdezernent Ingo Nürnberger. Prägnantes Grundstück neben der jüdischen Synagoge soll großflächig bebaut werden Der Bauantrag sei gestellt, "aber es kann sich noch einige Jahre hinziehen", so Uwe Moggert-Seils, Sprecher des Evangelischen Kirchenkreises. Noch sei man in der Planungsphase, der Abriss sei noch nicht beantragt. Das Projekt werde wohl auch frühestens in drei bis fünf Jahren verwirklicht. Das prägnante Grundstück neben der jüdischen Synagoge soll großflächig drei- bis viergeschossig bebaut werden. Mit dem Abriss der Kita würde auch das attraktive Außengelände inklusive des alten Baumbestandes darauf verschwinden. Denn Baurecht steht über Baumschutzsatzung. "Da sind sehr alte Bäume bei, wie beispielsweise eine geschätzt rund 200 Jahre alte Silbereiche mit einem Stammumfang von etwa vier Metern", ergänzt Kita-Mutter Ekaterina Deyerling. Die Eltern befürchten, dass in der dichten, vom Kirchenkreis geplanten Bebauung kein Platz mehr für ein Außengelände bleibt, das eine neue Kita nutzen könnte. Die bisherige Planung zeige deutlich, dass eine Kita gar nicht mehr erwünscht sei. 2019 hatte der Evangelische Kirchenkreis, Träger von aktuell 32 Kitas mit insgesamt 2.200 Plätzen in Bielefeld, bereits eine Bauvoranfrage gestellt und jetzt im April den Bauantrag eingereicht. Petition zum Erhalt der Paul-Gerhard-Kita und auch des alten Baumbestandes Mit den von der Kirche geplanten Neubauten würden doch erneut junge Familien ins Viertel ziehen, ergänzen die Eltern. "Wo sollen die denn mit ihren Kindern hin?", fragen sie. Zum Erhalt der Paul-Gerhard-Kita und auch des alten Baumbestandes wollen sie eine Petition starten und nicht nur bei anderen Eltern um Unterstützung werben. Auch viele andere Anwohner schätzten den "einzigen, grünen Fleck" an der Detmolder Straße. In der kommenden Woche wollen Vertreter der Initiative mit dem Jugendamt sprechen. Am 11. November wollen sie auf dem Ostmarkt für ihr Anliegen werben.

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