Kommentar Die Uni Bielefeld macht es sich bei den sexistischen Erstsemester-Spielen zu einfach

Bielefeld. Die geleakten sexistischen Aufgaben der Kneipentour sind peinlich – aber leider keine Seltenheit. Denn Fakt ist: Aufgaben mit ähnlichen sexistischen Inhalten kursierten bereits in vorherigen Semestern. Ein Studierender, der anonym bleiben möchte und im Oktober 2021 den Studiengang Wirtschaftswissenschaften begonnen hat, berichtet von beinahe identischen Aufgaben. Ein anderer kennt diese Aufgaben bereits seit 2019. Erstis wurden bei den Touren gezielt angesprochen, das Erreichen der Punkte wurde stark beworben – Nein zu sagen war da schwer, erinnert sich der Hochschüler. &bdquo;Hätte es den Gruppenzwang nicht gegeben, hätte wohl keiner die Aufgaben ausgeführt“, sagt der Insider. Eine der Aufgaben – sowie eine beträchtliche Menge Alkohol – veranlasste einen Studierenden sogar, seine Hose in der Öffentlichkeit auszuziehen. Bielefelder Uni-Rekor und andere Verantwortliche zeigen nur auf die Fachschaft Fragen nach Verantwortlichen sollten in diesem Fall nicht bei der Fachschaft enden. Es ist leicht, ausschließlich Studierende zu verurteilen, so wie es aktuell auf Social Media geschieht. Dies trägt nicht zur Lösung bei. Die WiWi-Fakultät sowie ihr Dekan verurteilen laut einer Stellungnahme die Vorkommnisse – sehen aber nur die Fachschaft zuständig. Auch der Rektor und die Uni distanzieren sich in einer Mitteilung von den Ereignissen. Er hofft darauf, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelt. Statt zu hoffen und die Fachschaft sowie Studierende – um die 20 Jahre alt – als Sündenbock hervorzuheben, wäre es angebracht, als Institution Verantwortung zu übernehmen. Die Universität ist bei der ehrenamtlichen Organisation der Orientierungswochen nicht direkt involviert. Dennoch stehen die Fachschaften in Deutschland unter dem Dach ihrer jeweiligen Hochschulen – und werden in der Regel auch von ihnen finanziert sowie unterstützt. Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ist hier gefragt. So hielt dieser beispielsweise hart gegen den Auftritt des Rappers Cro auf dem Campus-Festival. Der Grund: seine sexistischen Texte. Missstände vor der eigenen Haustür werden aber offensichtlich übersehen. Schutz vor Diskriminierung eigentlich Pflicht Dabei verpflichtet sich die Universität Bielefeld nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz dazu, Mitarbeiter und Studierende &bdquo;bestmöglich vor sexualisierter Diskriminierung und Gewalt zu schützen“, heißt auf der Website. Deswegen ist nicht nachvollziehbar, weshalb die Aufregung erst jetzt hochkocht. Auf die Kritik reagierte die WiWi-Fachschaft zügig und übernimmt die Schuld. Gemeinsam mit den Organisatoren möchte sie Maßnahmen einführen, die zukünftig derartige Zwischenfälle verhindern. Universität und AStA sollten die Fachschaft mit dieser Arbeit nicht alleine lassen. Denn: Die Orientierungswochen mit einem sexistischen Rahmen haben offensichtlich seit Jahren Tradition und sind unter Studierenden bekannt, wie viele Kommentare auf Social Media Kanälen belegen. Alle Beteiligten sollten deshalb in den Spiegel schauen und prüfen, ob die Verbote in puncto Diskriminierung tatsächlich umgesetzt werden.

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