Rassistische Aussage: Empörungswelle an der Universität Paderborn weitet sich aus

Paderborn. Nach einer rassistischen Aussage in einer E-Mail eines Mathematik-Professors der Universität Paderborn wächst der Protest. Studierende hatten den Fall zum Gebrauch des N-Worts in einem offenen Brief, der von mehreren Uni- sowie externen Gruppen unterzeichnet wurde, bekannt gemacht. Jetzt folgt von weiteren Gruppierungen Kritik. Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Uni Paderborn sei &bdquo;enttäuscht über die diskriminierenden Äußerungen“ des Mathe-Professors. &bdquo;Solche Aussagen widersprechen nicht nur den Werten einer offenen, respektvollen und inklusiven Universitätsgemeinschaft, sondern verletzen auch das Prinzip der Gleichbehandlung und des respektvollen Umgangs miteinander.“ Der Asta solidarisiert sich mit den betroffenen Studierenden &bdquo;und ist jederzeit bereit, an der nachhaltigen Lösungsfindung mitzuwirken, um Prozesse zu entwickeln, welche solche Vorfälle unterbinden“. Derartige diskriminierende Äußerungen dürften in keiner Weise toleriert werden. Die E-Mail des Professors beginnt ganz harmlos &bdquo;Auf dem Campus setzen wir uns für eine vertrauensvolle, respektvolle und tolerante Arbeits- und Studienatmosphäre ein, die keinerlei Formen von Rassismus, Intoleranz oder andere Arten von Diskriminierung und Gewalt duldet“, schreibt die Fachschaft Mathematik/Informatik. Was war passiert? Ein Rückblick: Der Mathe-Professor hatte am 29. Oktober in einer harmlos beginnenden E-Mail an Studierende über die Auflösung einer Übungsgruppe informiert - am Schluss jedoch auf ein rassistisches Kinderlied angespielt und das N-Wort benutzt. Darüber hatten Studierende in einem offenen Brief informiert. Die Studierenden verurteilen die Verwendung des rassistischen N-Worts und fordern Konsequenzen. Ihre Kritik hatten sie am Dienstagabend auf der Internetseite unisolidarisch.de veröffentlicht. Viele Paderborner Gruppierungen unterzeichnen einen offenen Brief Den Anstoß liefert das Ende der betreffenden E-Mail: &bdquo;Hoffe, dass wir die zehn kleinen Negerlein nicht weiter singen müssen.“ Da solche Aussagen an der Uni Paderborn keinen Platz hätten, hatten Studierende ein Bündnis gestartet, um koordiniert dagegen vorzugehen. Zudem hatten sie die Gleichstellungsbeauftragte über die Vorkommnisse informiert und sie gebeten, sich des Sachverhalts anzunehmen. Daraufhin wurden auch die Diversity Beauftragte der Uni und die Studiendekanin der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik informiert. Zwei Wochen später wurde den Studierenden erklärt, dass seitens der Uni ein Gespräch mit dem Mathe-Professor geplant sei, um darauf hinzuwirken, einen &bdquo;Verzicht von abwertenden, diskriminierenden Formulierungen sowie auf eine Entschuldigung für das skizzierte Verhalten seitens des Professors“ zu erreichen. Da jedoch seitens der Universität keine Handlungen in einer angemessenen Zeit zu erkennen seien, folge nun der offene Brief. Unterzeichnet war er unter anderem von den Hochschulgruppen Campusgrün, Jusos und Linksjugend sowie außerhalb der Uni vom Bündnis gegen Rechts und der Seebrücke Paderborn. Paderborner Studierende sehen eine gewollte Provokation In seiner Mitteilung zur Streichung einer Übungsgruppe bediene sich der Professor einer Formulierung, die auf einem rassistischen Kinderlied basiert, heißt es in dem Schreiben. &bdquo;Solche Äußerungen sind nicht nur verletzend und diskriminierend, sondern widersprechen auch unseren gemeinsamen Werten von Toleranz und Respekt an der Universität.“ Aufgrund anderer diskriminierender Aussagen in der Vergangenheit, &bdquo;fällt es uns schwer, von einer unbedachten Aussage auszugehen. Vielmehr ist diese Entgleisung als gewollte Provokation zu interpretieren.“ Schließlich probe der Mathe-Professor durch sein öffentliches Auftreten seit Jahren eine Diskursverschiebung. &bdquo;Dass er nun auch offiziell in seiner Tätigkeit als Professor der Universität Paderborn rassistische Stereotype verbreitet, ist der nächste Schritt in einer Eskalation, die wir nicht hinnehmen können.“ Lesen Sie auch: &bdquo;Die jungen Leute sind am richtigen Ort“: Interview mit Paderborns künftigen Uni-Präsidenten &bdquo;Es ist unsere Verantwortung, ein Umfeld zu schaffen, das allen Studierenden und Mitarbeitenden den Raum gibt, sich frei und sicher zu fühlen“, heißt es in dem offenen Brief weiter. Ein offenes, respektvolles und demokratisches Miteinander dürfe keinen Platz für diskriminierende oder abwertende Formulierungen lassen. Entschuldigung und disziplinarrechtliche Schritte werden erwartet &bdquo;Wir erwarten und fordern daher eine Entschuldigung, disziplinarrechtliche Schritte und eine klare Stellungnahme, die deutlich macht, dass die Universität Paderborn für die Werte der Toleranz, der Gleichberechtigung und des Respekts einsteht“, schreiben die Studierenden. In dem genannten Fall &bdquo;erkennen wir kein strafrechtlich relevantes Verhalten; die Universität behält sich vor dem Hintergrund ihres Werteverständnisses jedoch persönliche Gespräche ausdrücklich vor, wenn sie dieses in irgendeiner Form tangiert sieht“, erklärt Uni-Sprecher Johannes Schnurr auf &bdquo;NW“-Anfrage. &bdquo;Über eventuelle personalrechtliche Schritte können wir keine Auskunft erteilen.“ Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn Wie Schnurr schreibt, sei die Uni Paderborn eine weltoffene Forschungs- und Bildungseinrichtung. &bdquo;Auf dem Campus setzen wir uns für eine vertrauensvolle, respektvolle und tolerante Arbeits- und Studienatmosphäre ein, die keinerlei Formen von Rassismus, Intoleranz oder andere Arten von Diskriminierung und Gewalt duldet.“ Der Mathe-Professor will &bdquo;sagen, was Sache ist“ Der betreffende Mathe-Professor betreibt unter anderem einen eigenen Youtube-Kanal und hat dort rund 12.000 Abonnenten. In einem drei Jahre alten Beitrag mit dem provokanten Titel &bdquo;Diskriminieren Sie!“ betont er unter anderem glasklare Unterscheidungen, auch wenn dies nicht mehr gewollt sei. Etwa bei der Biologie und die Aufteilung in männlich und weiblich. Der Hochschulprofessor macht sich unter anderem auch für den Einsatz von DDR-Mathebüchern stark, weil sie &bdquo;weitestgehend ideologiefrei“ seien. Er kritisiert den Matheunterricht, das geringe Vorwissen von Mathestudenten und spricht bei Schülern von mathematischen Analphabeten. Doch man dürfe immer weniger sagen. Er dagegen wolle &bdquo;sagen, was Sache ist“. Und weiter: &bdquo;Wir werden genau hingucken. Wir werden die Spreu vom Weizen trennen ohne Rücksicht auf irgendwelche Eitelkeiten oder dem Ansehen, angeblichen Ansehen einer Universität.“

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