Wohnungsmarkt Wütende Bielefelder wehren sich gegen Vermieter

Bielefeld. In die Jahre gekommene Mietshäuser, überlastete Handwerker, explodierende Kosten - mit diesem fatalen Mix sehen sich immer mehr Mieter konfrontiert. Und sie sind meist die Leidtragenden, zumal in großen Anlagen. In den LEG-Wohnblocks zwischen Sprungbachstraße und Sandweg haben die Bewohner nun genug. Sie haben sich zum gemeinsamen Protest zusammengefunden. "Ich lebe seit zehn Jahren hier", erzählt eine 51-jährige Mieterin. "Heizung und Warmwasser haben schon oft nicht funktioniert." Wie in den vergangenen Tagen. Bei der Hausverwaltung sei sie immer nur vertröstet worden. Inzwischen sei zumindest das Wasser wieder warm, aber es fließe nur als dünner Strahl. Ursula Mientus (78) hat keine Scheu, ihren Namen zu sagen. Dafür ist sie auch viel zu wütend. Die Probleme seien nicht neu, in diesem Jahr habe die Heizung schon viermal versagt, erzählt sie. Ilmuhanum Hizrieva (47), der mit seiner Frau und vier Kindern hier wohnt, hat sich die Ausfalltage fein säuberlich im Handy notiert. "Da ist alles genau drin." Rechnungen für fremden Sperrmüll Ein leidiges Dauerthema sind auch die - steigenden - Mieten. In den Nebenkosten hat die LEG nun etwa die Renovierung des Treppenhauses eingerechnet. Aber die sei noch gar nicht abgeschlossen, sagen die Mieter. Und dann die Sache mit den neuen Fenstern. Die seien teilweise schlampig verputzt worden. "Alles schnell, schnell", schimpft Hizrieva. Bei ihm seien sie nun seit einem Jahr nicht dicht. Gemeldet habe er es gleich, passiert sei nichts. Ursula Mientus hat sich damals sofort bei den Handwerkern beschwert, die dann nachbesserten. Bei ihr sei alles okay, berichtet die energische alte Dame. Sie weist darauf hin, dass nicht alle so wehrhaft seien wie sie. In den Wohnblocks, die aus den 60er Jahren stammten, lebten fast 100 Mietparteien, darunter viele kinderreiche Familien. Die 78-Jährige ärgert sich besonders über den fremden Sperrmüll, dessen Entsorgung den Mietern in Rechnung gestellt wurde - schon zweimal, in nicht nachvollziehbaren unterschiedlichen Höhen. "Das versteht keiner", bestätigt die 51-jährige Mieterin. Ilona Gerlich, ebenfalls seit zehn Jahren LEG-Mieterin, kann die Beschwerdeliste weiter verlängern. Durch verstopfte Rohren etwa und marode Toiletten - "da sind richtige Kalkstein-Klumpen drin". Sie habe es gemeldet, es sei aufgenommen worden, "und das war's". Was der Mieterbund OWL sagt Probleme mit Heizung und Warmwasser sind ein häufiges Thema beim Mieterbund OWL, berichtet dessen Geschäftsführer Ralf Brodda. "Manche Vermieter wollen sparen und schalten die Heizung noch nicht ein, weil sie meinen, sie müssten es noch nicht, oder stellen jetzt fest, dass etwas repariert werden muss - und dann kommt der Installateur nicht so schnell, weil die Handwerker alle überlastet sind." Dabei dauere die gesetzliche Heizperiode vom 1. Oktober bis 30. April. Seit Langem. Beim Sperrmüll gebe es inzwischen eine klare Rechtssprechung des Bundesgerichtshofs, sagt Brodda. Bei größeren Wohnanlagen dürfe der Vermieter die Beseitigung auf die Mieter umlegen, wenn der auf dem Grundstück abgelagerte Unrat keinem Verursacher zuzuordnen sei. Sei der bekannt, etwa bei einem vollgemüllten Keller nach einem Auszug, müsse er auch die Kosten tragen. Komplexer ist das Thema Modernisierung bzw. Instandhaltung. Grundsätzlich müssten die Arbeiten vor einer Mieterhöhung abgeschlossen sein. Doch sie könnten auch in Teilen beendet und dann anteilig eingepreist werden. Bei einer vorgeblichen Modernisierung sollte man aber grundsätzlich genauer hinschauen, so Brodda. Es könnte auch eine Instandsetzung sein, die der Vermieter tragen müsse. Er rät bei Zweifeln zur Beratung durch Mieterbund, Anwalt oder Verbraucherzentrale. Was die LEG antwortet Mischa Lenz von der LEG-Immobilien-Gruppe verweist darauf, dass Objektbetreuer die Bestände regelmäßig überprüften. Auch in Sennestadt. Dort komme die unsachgemäße Entsorgung von Müll immer wieder vor. "Hierüber ärgern wir uns genauso wie unsere Mieter." Die würden durch "persönliche Gespräche" und "aufklärende Anschreiben" sensibilisiert. Einige Menschen schienen aber bedauerlicherweise zu denken, dass Sperrmüll einfach auf Gemeinschaftsflächen oder fremden Grundstücken abgestellt werden könne, meint Lenz. Das habe die LEG auch an anderen Standorten festgestellt. Als Eigentümerin sei sie aber verpflichtet, Brandschutz- und Verkehrssicherungspflicht ein- und Flucht- , Rettungs- sowie Gemeinschaftsflächen freizuhalten. Damit werde zudem verhindert, dass sich Ratten ansiedelten. Sei der Verursacher bekannt, werde ihm die Müllentsorgung in Rechnung gestellt. Andernfalls aber müsse die LEG die Kosten auf die jeweilige "Wirtschaftseinheit" - ein oder mehrere Gebäude - umlegen. Um die Erreichbarkeit zu verbessern, habe die LEG Ende 2018 einen Rückrufservice eingerichtet. "Seit August 2019 kann man diesen auch per Rückrufbutton auf unserer Website bestellen." Seit 2018 gebe es zudem das LEG-Mieterportal und die LEG-App, außerdem eine Reparatur-Hotline unter Tel. (02 11) 90 06 11 00. "In Notfällen rund um die Uhr." Zur Heizungs-, Warmwasser und Handwerkerproblematik müsse erst Rücksprache mit den entsprechenden Ansprechpartnern gehalten werden.

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