Plus 1.300 Fahrgäste pro Tag Bielefelder Stadtbahnlinie 1 endet künftig am Senner Hellweg

Bielefeld. Es wird ernst für die Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 nach Sennestadt. Zumindest planerisch. Eine Fülle an Gestaltungsdetails zur Linienführung, zu Haltestellen, Bussen, Parkplätzen, Park & Ride, Grunderwerb sowie Kosten hat MoBiel nun bekannt gegeben. Und zum neuen Kreisverkehr, der den gerade letztes Jahr sanierten Ramsbrockring ersetzen soll. Der Bielefelder Umwelt- und Verkehrsdezernent Martin Adamski lobt das Nahverkehrs-Mammutprojekt auch deshalb, weil es Bus, Bahn und Rad vorbildlich miteinander vernetze. Ein Überblick. Die Mobilitätslinie Rund 7,5 Kilometer lang und "insgesamt einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag" teuer ist die Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 von Senne nach Sennestadt, erläutert MoBiel-Projektleiterin Léa Gauthier. "Wir rechnen mit 95 Prozent Förderung." Gerechnet werde auch mit einem täglichen Plus von 1.300 Fahrgästen im Vergleich zu denjenigen, die heute mit dem Bus 135 unterwegs sind. Auch durch die Pendler. Die würden mit der neuen Nahverkehrsverbindung zügig in die Innenstadt kommen. genau wie die auswärtigen Schüler, die nach Brackwede oder ins Zentrum müssten. Auf dem neuen Stadtbahnabschnitt wird es elf Haltestellen geben, eventuell zwölf mit Kamphof. Dauer von der Endhaltestelle im Sennestädter Norden bis Innenstadt: eine halbe Stunde; aktuell sind es MoBiel zufolge mit dem Bus tagsüber rund 40 Minuten. Endhaltestelle Alsterweg Die Linie 1 endet künftig im Sennestädter Norden, an der Elbeallee in Höhe des Alsterwegs, kurz vor dem Senner Hellweg. Die Einmündung wird künftig mit Ampeln geregelt. Die Haltestelle liegt in der Straßenmitte, getrennt vom Autoverkehr. Wie in Stieghorst wird es eine zweigleisige "Kopfwendeanlage auf besonderem Bahnkörper mit Weichenkreuz" geben, so Gauthier. Das heißt, die Bahn fährt vorwärts rein und rückwärts wieder raus, der Führerstand wird sozusagen von vorn nach hinten verlegt. Wie in Sieker Mitte, Marktstraße oder künftig auch in der Brackweder Hauptstraße wird der Mittelbahnsteig 70 Meter lang, 4,50 Meter breit und 86 Zentimeter hoch sein. Der Umstieg auf Bus oder Rad sei durch die Bushaltestellen am Senner Hellweg und einer "Mobilitätsstation" am Wanderparkplatz gesichert. Grunderwerb Durch den Flächenbedarf in Höhe der Bahnhaltestelle ist auf der westlichen Seite der Elbeallee Grunderwerb nötig; meist rund ein Meter Breite, an einer Stelle allerdings etwa zehn Meter. Zudem müssen dort Privatparkplätze verlegt werden, berichtet die Verkehrsplanerin. Der Rest sei heute Grünfläche. Häuser würden nicht berührt. Die Eigentümer der zehn Grundstücke seien bereits kontaktiert worden, und es habe, so Cornelia Christian, Geschäftsbereichsleiterin Kundenmanagement bei MoBiel, "konstruktive Gespräche" gegeben. Parkplätze Parkplätze seien ein großes Thema, da es dort schon heute zu wenige für all die Anwohner gebe, berichtet die Projektleiterin. Die Parkstreifen zwischen Ramsbrockring und Travestraße sollten mindestens bis Bodeweg erhalten bleiben, sagt Christian. Doch es sei damit zu rechnen, dass Stellplätze auf öffentlicher Fläche künftig wegfielen. Im November führt MoBiel deshalb in Abstimmung mit der Stadt in und um die Elbeallee eine Parkplatzerhebung durch, um die Ist-Situation und den Bedarf zu klären. Gauthier: "Ziel ist ein Parkraumkonzept." Angesichts der angestrebten Verkehrswende sei eine Reduzierung öffentlicher Parkplätze "grundsätzlich vertretbar", ergänzt der Verkehrsdezernent. Haltestelle Travestraße Die Haltestelle Travestraße - zwischen Uchteweg und Travestraße - ist ebenfalls ein Mittelbahnsteig, mit Glasdach, moderner Möblierung und barrierefreien Zugangsrampen. In diesem Bereich bis hinunter zum Zentrum sind getrennte Geh- und Radwege als Hochbord vorgesehen. Anders als im oberen Bereich (Travestraße bis Alsterweg), wo sich Fußgänger und Radfahrer aus Platzgründen, hier ist die Straße schmaler, eine eigene Verkehrsfläche mit einer Breite von mindestens 2,50 Metern teilen sollen. Die Lage der dritten Haltestelle (Ehrenberg-/Reichowplatz) hängt von der künftigen Gestaltung des Zentrums ab. Zentrum Wie das Sennestädter Zentrum gerade im Hinblick auf die Verkehrswege aussieht, wird innerhalb eines Rahmenplans (Stadtumbau) unter Federführung des städtischem Bauamts untersucht werden. Bis 2023 soll ein externes Büro ein Konzept entwickeln, das voraussichtlich noch im Frühjahr 2023 Politik und Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Busse Das Busnetz in Sennestadt und auch Senne werde engmaschiger, so die MoBiel-Planer. Besser angebunden seien dann etwa das Industriegebiet (Industriestraße) und der Haltepunkt der Sennebahn im Süden. Zudem werde eine zweite Buslinie bis zur Württemberger Allee verlängert (Zehn-Minuten-Takt). Auch die Ortsteile Eckardtsheim, Dalbke und Heideblümchen werden laut Christian besser erreichbar sein. Das neue Bussystem soll spätestens mit der Stadtbahnverlängerung etabliert werden. Info-Veranstaltung Am Mittwoch, 2. November, sind alle Interessierten um 18 Uhr in die Aula des Hans-Ehrenbergs-Gymnasiums zu einem Bürgerdialog mit MoBiel und dem Amt für Verkehr eingeladen. Dieser kann auch online verfolgt werden. Infos auch telefonisch über (0 52 21) 51 12 22 oder E-Mail an dialog@moBiel.de. Wie es weitergeht In den nächsten Monaten ist viel zu tun. Mobilitätszentren bzw. Park-&-Ride-Plätze entlang der Strecke müssen im Detail festgezurrt werden, damit die Menschen gut vom Auto, Bus oder Fahrrad in die Stadtbahn umsteigen können. Der Grunderwerb soll erst parallel zum Genehmigungsverfahren getätigt werden. Das läuft mit der Detailplanung Mitte/Ende 2023 an, dann werden bei MoBiel auch alle Unterlagen für die Planfeststellung gesammelt. Das Verfahren wiederum ist Mitte 2024 vorgesehen. Bei einem positiven Ausgang kann danach gebaut werden.

Mehr zum Thema